Theatergeschichte(n) - Die Trierer Musicaldarstellerin Sidonie Smith

Theatergeschichten: In dieser neuen Rubrik blicken wir hinter die Kulissen des Theaters Trier. In unregelmäßigen Abständen erzählen wir künftig Kurioses, Spannendes und Unerwartetes, kleine Randgeschichten und Anekdoten rund um den Theaterbetrieb und seine Protagonisten. Heute: Wie sich Musicaldarstellerin Sidonie Smith ihren großen Traum erfüllt hat - und warum sie gerade zwischen Trier und Köln pendelt.

Einmal in die Rolle eines Weltstars zu schlüpfen - für Sidonie Smith ist dieser Traum wahrgeworden. In der Musicalfassung von "Bodyguard" im Musical Dome Köln verkörpert sie niemand Geringeren als Soulqueen Whitney Houston - genauer gesagt in deren Rolle als Rachel. Houston und ihre Musik wurden durch diese Rolle in der 90er-Jahre-Kultromanze mit Kevin Costner weltberühmt. "Ich habe das Stück vor drei Jahren in London gesehen und fand es großartig", sagt Smith. Die Chance, selbst dabei zu sein, bot sich ihr, als sie vor gut zwei Monaten einen Anruf aus Köln bekam. Das Angebot: Sie sollte das Walk-In Cover für Rachel und deren Schwester Nicki werden. Walk-In, das ist die Zweitbesetzung, die flexibel einspringt, wenn der Hauptdarsteller verhindert ist.

Theatergeschichte(n)

Für Smith optimal: "Ich bin eine Art Stargast" - und nur vor Ort, wenn sie tatsächlich spielt. Anders wäre das auch kaum machbar, denn Smith ist seit dieser Saison festes Mitglied im Musical-Ensemble am Theater Trier. Man arrangierte sich terminlich, und so konnte Smith in Trier die Johanna in "Sweeney Todd" spielen und zugleich in Köln für "Bodyguard" proben, wo sie allerdings erst ab Januar auf der Bühne stehen wird. In Trier probt sie zurzeit für das Musical "Rent", das am 31. Dezember Premiere feiert.

Für Smith ist "Bodyguard" nicht die erste große Musicalproduktion. Sie spielte 2009/10 in "Buddy" im Colosseum Theater in Essen mit, später in "Sister Act" in Wien (2011/12) und Oberhausen (2013/14), wo sie als Deloris - im Film dargestellt von Whoopi Goldberg - auftrat. Da ist die Arbeit in Trier in einem festen Ensemble schon etwas anderes - und für Smith besonders spannend: "Ich spiele nur Hauptrollen in faszinierenden Stücken." Dazu kommt das seltene Glück, mit ihrem Ehemann Christopher Ryan gemeinsam auf der Bühne stehen zu können. Ihr erster Einsatz in Trier war gleich außergewöhnlich: "Bei Sweeney Todd waren wir Darsteller auch das Orchester. Ich habe gesungen, getanzt und gespielt. So etwas hatte ich noch nie gesehen."

Mit Glück hat so eine Karriere nicht viel zu tun. Da steckt harte Arbeit dahinter. Zumal, wenn man wie Sidonie Smith zu den Spätberufenen zählt: Ihre ersten Auftritte hatte sie nicht auf der Bühne, sondern im Orchestergraben - als Bratschistin. Bratsche spielt die in Florida, USA, geborene Smith von Kindesbeinen an. Mit 17 Jahren beginnt sie ihr Studium - entdeckt dann aber ganz unerwartet die Liebe zur Bühne. "Es war, als ob plötzlich ein Licht angeschaltet wird."

Mit 20 Jahren nimmt Smith Gesangs-, Schauspiel- und Tanzunterricht - da sind andere fast fertig mit der Ausbildung - und besucht einen Musicalworkshop in Bayern. "Ich dachte, ich fliege da hin, bleibe drei Wochen und fliege wieder zurück." Daraus wurde nichts: Der Kurs brachte ihr einen Platz in der Joop van de Ende Academy in Hamburg. "Ich flog heim, habe alles verkauft und meinen Mann mitgenommen." Seit 2008 leben beide in Deutschland. Das Paar verbindet nicht nur die Liebe zueinander, zu Musik und Schauspiel, sondern auch zu Nadel und Schere: Smith und Ryan schneidern gerne. Und zwar grellbunte, abgefahrene Klamotten, besser gesagt Cosplay-Kostüme. Damit verkleiden sich Menschen für diverse Veranstaltungen als Film- oder Comicfiguren. "

Eine Freundin hatte mich gefragt, ob ich ihr ein Kostüm von Leia aus ,Star Wars' nachschneidern kann", erzählt Smith. Sie konnte und zeigt ein Foto im Internet: "Auf einmal hatten wir ein Geschäft." Wer einmal aussehen möchte wie Schneewittchen, Minnie Mouse oder Pinocchio, wird auf der Facebookseite YourCosplayCloset (zu Deutsch: Dein Cosplay-Kämmerchen) fündig. Das nächste Projekt des Schauspielerpaars: "Wir wollen richtige Mode schneidern." Wie die aussehen könnte, zeigte Smith bei der Premiere von "Bodyguard" im November: Sie trat in einer sexy schwarzen Robe auf, die auch Whitney Houston in Hollywood alle Ehre gemacht hätte.
Mechthild Schneiders

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