Theatergeschichte(n): König Fußball - Ansichten eines Fans

Kein Jubel. Julian Michael Boine gönnt sich nur ein Lächeln. Gerade fiel das dritte Tor für seinen Verein: Borussia Dortmund.

 Der BVB ist sein Leben: In seinem „Portrait“ zeigt Julian Boine am Sonntag, was es bedeutet, Fan zu sein. Foto: Vincenzio Laera

Der BVB ist sein Leben: In seinem „Portrait“ zeigt Julian Boine am Sonntag, was es bedeutet, Fan zu sein. Foto: Vincenzio Laera

Foto: (wh_wst )

"Wunderbar!", ruft er. Kurz erst sitzt er in der Sportsbar Cheers, außer Atem noch, kommt er doch direkt von einer Vorstellung von "Wovor hast du eigentlich Angst".

Es ist die 57. Spielminute; es steht 1:3 im Viertelfinale der Europa League. Boine strahlt satte Zufriedenheit aus. "Ich bin schon immer Fan gewesen", sagt der 28-Jährige. In Sichtweite des Dortmunder Stadions aufgewachsen, besucht der junge Boine jedes Heimspiel. Ihm gehe es um das Erlebnis, mit vielen Leuten auf der Tribüne das Spiel zu erleben. "Wenn ich heute ins Stadion gehe, stehe ich an der gleichen Stelle wie damals, mit den gleichen Leuten." Am Sonntag, 17. April, 21 Uhr, wolle er in seinem Portrait "König Fußball" einen Einblick geben, was es ausmacht, ein Fan zu sein - im Umkleideraum des Philharmonischen Orchesters im Theater Trier.

66. Minute: Coutinho verkürzt für Liverpool. Boine ist entsetzt. Selbst hat er nur hobbymäßig Fußball gespielt. "Ich wollte immer schauspielern." Den Wunsch hatte er schon als Zehnjähriger. Boine ist in der Theater-AG der Schule, Statist im Opernhaus Dortmund, studiert an der Zürcher Hochschule der Künste, spielt 2014/15 parallel am Theater, wo ihn Schauspieldirektor Ulf Frötzschner sieht und für Trier engagiert.

78. Minute: Mamadou Sakho schießt das 3:3. "Das ist Wahnsinn!", ruft Boine, steht auf, setzt sich wieder. "Ich hätte getippt, dass wir 2:0 gewinnen. Dass es so eng wird, hätte ich nicht gedacht." Am Sonntag wolle er seine eigene Geschichte mit der des BVB verknüpfen, sagt Boine. Den Rahmen bildet eine Geschichte von Schauspieler und BVB-Fan Joachim Król sowie das Buch "Fever Pitch: Ballfieber" von Nick Hornby. Dazu gibt es Anekdoten aus seinem eigenen Fan-Dasein.

Vier Minuten Nachspielzeit gewährt der Schiedsrichter. Zu viel für den BVB: Denn Liverpool macht das 4:3. Wieder steht Boine auf, dreht sich um sich selbst. Schlägt die Hände vors Gesicht, setzt sich, blickt erstarrt. Alles nach vorn!", feuert er den BVB an. Doch der letzte Freistoß geht neben das Tor. Aus der Traum. Wieder steht Boine auf, steckt die Hände in die Tasche. Das Gesicht erstarrt. "Das tut im Herzen weh." Hart ist es, das Fan-Leben. Ein ewiges Auf und Ab. Liegen doch nur 90 Minuten zwischen Glück und Verzweiflung.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort