Theaterspielplan 2014/15: Intendant Weber stellt in seiner letzten Saison das Ensemble in den Mittelpunkt
Trier · Es ist ein "historischer" Spielplan, den das Trierer Theater gestern für die Saison 2014/15 vorgestellt hat. Er markiert das Ende der Ära Gerhard Weber, die vor einem Jahrzehnt begonnen hat - und bringt sie in mancherlei Hinsicht noch einmal auf den Punkt.
Wenn Intendanten aus dem Amt scheiden, pflegen sie es in ihrer letzten Spielzeit noch einmal richtig krachen zu lassen. Bei Gerhard Weber heißt das: Gleich drei Musicals stehen auf der Agenda, allesamt in Szene gesetzt vom Chef persönlich. Der kultig-komödiantische "Kleine Horrorladen" (ab 13. Dezember), dazu eine von Weber eingerichtete und von Sven Sorring vertonte, radikal in die Gegenwart versetzte Version von "Othello" (ab 20. Juni 2015), plus der Uraufführung einer Auftragskomposition über die Lebensgeschichte der Schah-Gattin Soraya (im Frühjahr 2015, noch mit Fragezeichen).
Ein Gerhard-Weber-Festival wird die Saison dennoch nicht werden - eher eine Wiederbegegnung mit Talenten, die das Trie8rer Haus in den vergangenen Jahren herausgebracht hat und denen der Intendant die richtig großen Stücke überlässt. Ein sympathisches Finale mit dem Fokus auf dem eigenen Ensemble, das reichlich Gelegenheit erhält, zu glänzen. Und mit vielen jungen Theatermachern, denen das Haus Perspektiven eröffnet.
Das gilt auch beim Flaggschiff der Spielzeit, Bizets Oper "Carmen", für die am 14. September der Vorhang aufgeht. "Endlich wieder auf dem Trierer Spielplan" steht mit subtiler Ironie in der Programmübersicht der Dramaturgie. Dabei gab es die letzten Carmen-Produktionen erst vor sieben und 15 Jahren. Aber wenn man eine Sängerin wie Kristina Stanek und einen Regisseur wie Sebastian Welker zur Hand hat, wäre es sträflich, sich eine solche Gelegenheit entgehen zu lassen. Zumal mit Generalmusikdirektor Victor Puhl ein waschechter Franzose am Pult steht.
Tschaikowskys "Eugen Onegin" (ab 17. Januar 2015) ist dagegen für Trier schon lange mal wieder an der Reihe. Mit Ballettchef Sven Grützmacher führt ein Künstler Regie, der sich in den vergangenen Jahren quer durch verschiedene Sparten profiliert hat - und Ensemblemitglieder wie Joana Caspar und Amadeu Tasca dürfen in dankbaren Rollen brillieren. Das einzige wirklich neue Gesicht der Spielzeit ist Nina Kühner, die Mozarts "La Clemenza di Tito" im Juni 2015 in Szene setzt. Den Operettenplatz besetzt diesmal Offenbachs "Orpheus in der Unterwelt" (Premiere: 8. November), inszeniert von "Falco" Alexander Kerbst.
Beim Schauspiel vertraut Weber auf zwei junge Regisseure, die mit dem Haus eng verbunden sind: Steffen Lars Popp, der als Regie-Assistent sein Handwerk in Trier gelernt hat, kümmert sich um Max Frischs "Biedermann und die Brandstifter" (ab 27. September). Der aus Konz stammende Alexander May bringt die "Orestie" des Aischylos auf die Bühne (ab 21. September 2015). Dazu kommt eine aktuelle Boulevardkomödie aus Frankreich: "Der Vorname" von Mathieu Delaporte, inszeniert von Caroline Stolz, die zuletzt den "Nackten Wahnsinn" zum Erfolg führte (ab 25. April 2015).
Doppelt freuen darf man sich auf das Tanztheater, das - wie gewohnt - einen Klassiker mit einer eigenen Uraufführung kombiniert. Birgit Scherzer, auch ein künstlerisches Kontinuum der Weber-Jahre, choreographiert Prokofievs "Romeo und Julia" (ab 18. Oktober), Sven Grützmacher fügt seiner großen Porträtreihe mit Charlie Chaplin ein weiteres Highlight hinzu (ab 16. Mai 2015).
Wenn denn alles so kommt, wie geplant, dann verabschiedet sich Gerhard Weber mit einem kleinen Feuerwerk an Festivals und Sonderproduktionen. Dazu gehört eine Projektreihe zum Thema "100 Jahre Erster Weltkrieg", das grenzüberschreitende Festival "Total Théâtre", das Schüler-Autorenprojekt "Die Irokesen", Bürger- und Schülertheater-Festivals und eine Fortsetzung der erfolgreichen Kooperation mit der Porta-Nigra-Schule der Lebenshilfe - diesmal zum Thema "Carmen".
Keine Fantasie braucht man, um schon jetzt das zahlenmäßig erfolgreichste Stück der Saison vorauszusagen: das Kindermusical "Urmel aus dem Eis".