Kultur Chef der Generaldirektion Kulturelles Erbe: Der Herr der Schlösser und Altertümer tritt ab

Trier · Er machte Trier zum „Zentrum der Antike“ und musste manche harte Debatte über den Umgang mit den Römerbauten ausfechten. Nun geht Thomas Metz, Chef der Generaldirektion Kulturelles Erbe, in den Ruhestand.

 Thomas Metz, Direktor der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), geht in den Ruhestand.

Thomas Metz, Direktor der Generaldirektion Kulturelles Erbe Rheinland-Pfalz (GDKE), geht in den Ruhestand.

Foto: TV/Roland Morgen

Mit den Trierern hatte Thomas Metz es nicht immer leicht. Voll Argwohn beäugten sie über die Jahrzehnte hinweg, was der Herr der rheinland-pfälzischen Burgen, Schlösser und sonstigen Altertümer – Chef der Generaldirektion Kulturelles Erbe – mit ihren Römerbauten machte. Viel zu lange klaffte ihnen da, wo man die Viehmarktthermen entdeckt hatte, ein Riesenloch in der Stadt. Dann kam die Ungers-Vitrine und sie lästerten, da sei „für vill Geld vill Luft hinner Glas“.

Skeptisch beäugten die Trierer die Bauarbeiten an den Kaiserthermen – ehe sie dann 2006 bei einem Tag der offenen Baustelle zu dem Schluss kamen, dass das neue Eingangs-Gebäude ja doch ganz schön und passend sei. Mit wütendem Kopfschütteln quittierten sie, dass die Barbarathermen jahrelang hinter rottenden „Holzpflöcken mit Kaninchengitter“ lagen. Aber wehe, mehr als ein Denkmal sollte gleichzeitig hinter Baugerüsten verschwinden!

„Kulturelles Erbe hat verdammt viel mit Emotionen zu tun“, sagt Metz, der Ende Dezember in Ruhestand geht. Und so viel steht fest: Die Trierer lieben ihr Welterbe.

Dass dieses immer stärker ins Rampenlicht rückte, hat Trier nicht zuletzt Metz zu verdanken, der der Stadt das Label „Zentrum der Antike“ verpasste. Auch schuf er eine Stelle für jemanden, der sich ausschließlich um Porta, Thermen oder Amphitheater kümmern sollte: Nach Georg Breitner ist Uwe Mahler nun der Römerbauten-Beauftragte.

Längst haben sich die Trierer damit angefreundet, dass, da, wo einst eine Hundewiese war, nun moderne Architektur dabei hilft, zu verstehen, wie die Kaiserthermen einst aussahen. Viele freuen sich, dass die Barbara­thermen mit einfachen Mitteln aus ihrem Dornröschenschlaf geweckt wurden und nun über einen Steg mit Infotafeln erkundet werden können.

Und nahezu geräuschlos verliefen die Arbeiten im Amphitheater, wo nun auch  3-D-Animationen Besuchern einen Eindruck vom antiken Treiben geben. „Für mich war immer die Frage, wie können die Römerbauten zu einem lebendigen Teil der Stadtentwicklung werden“, sagt der Architekt Metz. Es gehe um Teilhabe. Das Erbe müsse für alle zugänglich sein.

So kam es, dass Veranstalter Ingo Popp im Jahr 2000 offene Türen einlief, als er erstmals eine Band ins Amphitheater holen wollte: Toto. Zahlreiche weitere Konzerte folgten. „Man kann so viel machen, man muss aber die Eingriffe minimieren“, sagt Metz, der daher immer dagegen war, das Amphiteater mit einem Dach zu überspannen oder Sitzreihen zu installieren.

Die Thermen am Viehmarkt sind – wenn nicht gerade eine Pandemie alles lahmlegt – bei Weinproben, Ausstellungen oder Firmenfesten zu erleben. Brot und Spiele, Konzerte oder Kinoabende lockten über die Jahre Zigtausende in die Kaiserthermen. Für solche Veranstaltungen wurde in den Thermen extra ein fester Platz für Toilettenwagen mit Wasser und Abwasser  geschaffen.

Allerdings lagen nicht nur die Kulturdenkmäler in der Verantwortung des Pfälzers, sondern auch die Landesarchäologie und diverse Museen, darunter das Rheinische Landesmuseum, das Trier seit 2007 mit herausragenden Ausstellungen  zu Konstantin, Nero und Karl Marx internationale Aufmerksamkeit bescherte. Könnte man Metz also auch als Vater dieser großen Landesausstellungen bezeichnen?

„Nein, bitte machen Sie mich nicht zum Vater“, sagt er und lacht. Diesen Titel hätten ganz andere verdient. Nämlich Eckart Köhne, ehemaliger Direktor des Rheinischen Landesmuseums und dessen Nachfolger Marcus Reuter, von dem Metz hellauf begeistert ist. Reuter habe die „Riesen-Idee“ zur Nero-Schau gehabt und auch zur Landesausstellung 2022, die sich mit dem Untergang des Römischen Reiches befassen wird. Zudem baue der Provinzialarchäologe ein Forschungsnetzwerk auf – unter anderem mit dem Ziel, die riesige Palastanlage der Kaiserstadt besser zu untersuchen.

So wie Metz Reuter als „Glücksfall für Trier“ bezeichnet, so nennt Kulturminister Konrad Wolf  Metz einen „Glücksfall für Rheinland-Pfalz“. Die Erfolge des Kulturlands mit großen Landesausstellungen, der publikumswirksamen Erschließung von  Burgen, Schlössern und Altertümern sowie die Entwicklung der Festung Ehrenbreitstein zu einem kulturellen Highlight seien seiner Arbeit zu verdanken, sagt Wolf.

„Thomas Metz war immer ein Mensch, der Visionen hatte und sich getraut hat, groß zu denken, aber gelassen genug war, um auf die passende Gelegenheit zu warten, diese Visionen umzusetzen.“

Ab 2021 übernimmt die Archäologin Heike Otto Metz’ Aufgaben. Und wird dann wohl auch öfter mal nach Trier kommen, wo die ein oder andere Baustelle auf sie wartet. Die Kaiserthermen sind noch lange nicht fertig saniert und rund um die Porta Nigra könnte auch endlich mal was passieren, finden die Trierer.

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