Musik „Vor dem Konzert setzen wir das Puzzle zusammen!“

Trier · Thomas Schwab produziert seit 23 Jahren die Musikshow „Christmas Moments“ und tourt mit ihr durch das Land. Doch in diesem Jahr ist alles anders. Er hat mit unserem Redakteur Alexander Schumitz darüber gesprochen, was ihm Hoffnung macht.

 Thomas Schwab

Thomas Schwab

Foto: Santana Musik/Marc Foehr

Alle Jahre wieder ... kommt der Mülheimer Pianist mit seiner Weihnachtsshow „Christmas Moments“ am 23. Dezember in die Arena nach Trier. Üblicherweise endet damit am Abend vor Heiligabend eine mehrwöchige Tournee durch Konzerthallen in Deutschland – in denen Thomas Schwab und seine Mitstreiter die Konzertbesucher schon mal auf das Fest der Liebe einstimmen. Doch in diesem Jahr ist – fast – alles anders.

Herr Schwab, wie viele Konzerte haben Sie in diesem Jahr gespielt?

(lacht) „Eins! Das war eines von den Balkonkonzerten im Kloster Machern. Organisiert wurden sie von Hermann Lewen, dem früheren Leiter des Moselmusik-Festivals. Das war im August. Und jetzt muss ich überlegen. Tatsächlich, das war in diesem Jahr das bislang einzige Konzert. Und jetzt kommt am 23. Dezember das zweite.“

Das zweite, das dann quasi ohne Zuschauer ist?

„Ja, das ist in der Tat ohne Zuschauer. Also eher ein Konzert in Anführungszeichen gesetzt.“

Das wird dafür dann aber im Rokokosaal des Kurfürstlichen Palais, einem traumhaft schönen Saal, gespielt.

„Das war der Plan. Aber das mussten wir jetzt ändern. Produktionstechnisch. Jetzt spielen wir in einem traumhaft schönem Fernsehstudio. Ein Konzert live zu streamen ist technisch aufwendiger, als wir uns das zu Beginn vorgestellt haben. Immerhin wird die Bühne, auf der wir auftreten, weihnachtlich dekoriert. Aber dieser Weg ist für uns und die Zuschauer der bessere. Weil jetzt doch alles größer geworden ist – die Streamingtechnik, die Kameras. Aber wir spielen das Konzert immer noch live am 23. Dezember um 20 Uhr aus dem Fernsehstudio einer Firma in Föhren, die Veranstaltungstechnik anbietet. Dort finden wir alles, um unsere Ideen technisch umzusetzen.“

Das ist ja eine große Produktion mit vielen Musikern ...

„Total!“

Das zu streamen ist ja auch eine ziemliche Herausforderung?

„Das ist tatsächlich so. Für uns das wichtigste ist, dass das alles technisch klappt. Wir machen das nicht nur mit einer Kamera in der Totalen, sondern tatsächlich mit acht Kameras im Raum. Und dann müssen wir auch die Corona-Beschränkungen beachten. Das alles stellt uns vor eine Aufgabe, die wir gerne annehmen. Aber es ist auch alles Neuland. Und sehr aufregend – für uns alle! Aber letzten Endes ist es für uns die einzige Möglichkeit, mit unserem Publikum in Kontakt zu bleiben.“

Wie wird dieses Angebot von den Fans angenommen?

„Wir merken, dass sie es gut akzeptieren. Die Menschen freuen sich auf das Konzert. Es gibt ihnen vielleicht auch ein Stückchen Normalität zurück, in einer Zeit, in der vieles wegbricht. Für viele Fans ist es eine Tradition, die Weihnachtsshow ‚Christmas Moments’ in der Arena zu hören und zu sehen.“

Ich stelle es mir auch schwierig vor, so eine Produktion vorzubereiten. Wie treffen Sie sich mit ihren Mit-Musikern?

„In dieser Woche gibt es eine Absprache mit den Sängern. Mit der Band treffen wir uns vorher auch mal. Alle Meetings und Absprachen laufen über die Software ‚Zoom’. Einen Tag vor dem Konzert gibt es dann noch die Probe. Wir versuchen, das ganz konzentriert zu halten. Viel hängt auch davon ab, wie sich jeder persönlich vorbereitet. Aber wir machen die Tour schon seit so vielen Jahren gemeinsam. Da habe ich auch das entsprechende Vertrauen in meine Bandkollegen. Alle werden gut vorbereitet sein und dann setzen wir das Puzzle einen Tag vor dem Streaming-Konzert zusammen. Aber es ist anders als sonst. Zusammen essen gehen oder sich in die Arme fallen. Das ist alles nicht.“

Weihnachten ist ja auch ein sehr emotionales Fest. Wie glauben Sie, dass sich diese besondere Stimmung über die Kamera transportieren lässt?

„Wir hatten ja zunächst, als wir die große Tournee absagten, mit fünf kleinen Auftritten in intimeren Räumen geplant. Dieses Programm mit dem Titel ‚Zeit der Stille’, das letztlich ins nächste Frühjahr verschoben wurde, hätte ‚Songs of Hope’ (Anmerkung der Redaktion: ‚Lieder der Hoffnung’) heißen können. Die Lieder, die wir dort spielen wollten, und die jetzt zum Teil in die ‚Christmas Moments’ mit einfließen, hatten viel mit ‚Zusammenhalten’ zu tun. Etwas, was uns das ganze Jahr über beschäftigt hat, war die Frage: ‚Wie kommt man hier zusammen durch?’ Musik ist ein wunderbares Mittel, um dieses Gefühl zu transportieren. Deshalb ist unser Programm auch etwas anders als in den Vorjahren. Es versucht zusammenzufassen, was alles passiert ist. Diese ‚Lieder der Hoffnung’ sind für uns der Schlüssel, um diese gewollte Emotionalität wiederzuspiegeln. Auch wenn es schwierig ist, sie über Kameras zu transportieren. Hinzu kommt, dass dieses Streaming-Konzert wirklich live ist. Wir können uns gut vorstellen, wie die Menschen, die sonst zum Konzert gekommen wären, auf der Couch sitzen, und sich über den Abend freuen. Das verbindet uns irgendwie auch im übertragenen Sinne.“

Hat man als Zuschauer die Möglichkeit, mit den Musikern Kontakt aufzunehmen?

„Es gibt eine Chat-Funktion. Die Zuhörer können uns während des Konzerts schreiben. Das wird uns auch zugespielt. Das ist für uns auch ein wichtiges Werkzeug.“

Und was machen Sie dann Weihnachten?

„Am 24. Dezember freuen wir uns, wenn wir das Projekt über die Bühne gebracht haben. Wir freuen uns dann bestimmt. Denn das ganze ist schon auch eine ziemlich große Herausforderung. Hoffentlich freue ich mich auch darüber, dass es schön war.“

Und die Planungen für das kommende Jahr laufen auch schon?

„Ja. Die ‚Konzerte der Stille’ haben wir auf April verschoben. Auch das ist ein Versuch. Momentan weiß niemand, ob sie stattfinden können. Aber was bleibt uns anderes übrig. In dieser Zeit ist das unser einziges Mittel. Das ist in unserer Branche aber auch extrem schwierig. Denn wir haben für unsere Produktionen immer auch lange Vorlaufzeiten. Davon Neuproduktioen – die eigentlich unser Kerngeschäft sind – zu schaffen, sind wir momentan ganz weit entfernt. Um ein Musical zu entwickeln – von der Idee bis zur Premiere – braucht es auch manchmal bis zu 18 Monate. Das kann man sich zurzeit gar nicht vorstellen. Wir als Produktionsfirma haben da jetzt komplett ... Pause. Alles andere, wie auch dieses Streaming-Konzert, sind erst mal Zwischenlösungen. Und wir wissen auch nicht, wie lange diese Zwischenlösungen Bestand haben. Das weiß leider niemand. Wir hoffen, dass es zum Herbst hin wieder besser besser wird. Aber ob das so kommt, weiß keiner. Das ist jetzt erstmal ein Versuch. Und, wer weiß, vielleicht machen wir es nochmal – irgendwann.“

Vielleicht lassen sich ja aus diesen Versuchen auf Dauer ja andere Projekte entwickeln.

„Klar ist es anfangs schwierig Digitalität und Musik zusammenzubringen. Aber es ist ein Versuch, und es machen immer mehr. Es zu versuchen, ist momentan das Gebot der Stunden – wenn man was machen möchte. Und für unsere Branche ist das der einzige Weg, der einzige Weg, der uns jetzt bleibt. Klar freuen wir uns darauf, wenn wir live auftreten können – wenn aus den Weihnachtskonzerten im April Hoffnungskonzerte werden.“

 Thomas Schwab (links), Musiker aus Mülheim an der Mosel, stand in diesem Jahr bislang einmal auf einer Bühne. Aktuell organisiert er den Livestream für seine Weihnachtsshow „Christmas Moments“, bei der auch der Sänger David Moore wieder dabei ist.

Thomas Schwab (links), Musiker aus Mülheim an der Mosel, stand in diesem Jahr bislang einmal auf einer Bühne. Aktuell organisiert er den Livestream für seine Weihnachtsshow „Christmas Moments“, bei der auch der Sänger David Moore wieder dabei ist.

Foto: Christmas Moments/Marc Foehr

Die Tickets für das Online-Streaming der Weihnachtsshow kann man auf der Website www.christmas-moments.de buchen. Sie kosten 15 Euro.

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