Thrillerautor liefert Vorlage für Serienmörder

Trier · Seine Bücher heißen "Der Trakt" und "Das Wesen", seit heute ist "Das Skript" auf dem Markt. Arno Strobel, Autor aus Tawern (Kreis Trier-Saarburg), hat nachgelegt. Für seinen neuen Psychothriller braucht man starke Nerven.

 Der freundliche Banker mit der dunklen (Krimi-)Seite: Arno Strobel.Foto: HP Merten Fotodesign

Der freundliche Banker mit der dunklen (Krimi-)Seite: Arno Strobel.Foto: HP Merten Fotodesign

Trier. Arno Strobel hat gleich zwei Berufe. Der 49-Jährige ist verheiratet, hat drei Kinder und arbeitet im IT-Bereich einer Bank in Luxemburg. Und er ist Autor mehrerer Bücher. Die schreibt er abends, an den Wochenenden, nachts - und das mit großem Erfolg. "Der Trakt" und "Das Wesen" schafften den Sprung in die Bestsellerlisten. Seit heute liegt sein neuer Psychothriller "Das Skript" in den Buchhandlungen.Diesmal werden junge Frauen entführt und bei lebendigem Leib gehäutet. Die Hautfragmente beschriftet der Entführer mit Zitaten aus einem Roman und schickt sie per Post an verschiedene Personen. Schnell merkt die Polizei, dass das Buch eines erfolglosen Thriller-Autors als Vorlage für die Gräueltaten dient. Über sein neues Buch sprach TV-Redakteurin Stefanie Glandien mit dem Autor Arno Strobel.Sie schreiben über einen erfolglosen Thriller-Autor, dessen Bücher sich erst verkaufen lassen, als ein Irrer die fiktiven Morde als Vorlage nimmt und umsetzt. Schreckliche Vorstellung, oder?Arno Strobel: Das ist tatsächlich eine schreckliche Vorstellung, aber wie alle Thriller lebt natürlich auch "Das Skript" genau von diesen schrecklichen Vorstellungen.Trotz seines Misserfolgs hat dieser Autor fanatische Fans, wie etwa eine Buchhändlerin. Fans sind sicher etwas Schönes, aber es reicht Ihnen doch sicher, wenn die nur Ihre Bücher kaufen, oder?Strobel: Auf jeden Fall hoffe ich, es kommt nie ein "Fan" auf die Idee, Szenen aus einem meiner Bücher in die Tat umzusetzen.Hatten Sie schon merkwürdige Begegnungen mit Ihren Lesern?Strobel: Nein, merkwürdige Begegnungen gab es noch keine, dafür aber schon viele sehr schöne und interessante.Die Geschichte spielt in Hamburg. Hat das einen bestimmten Grund? Wollten Sie bewusst keinen regional angesiedelten Thriller schreiben?Strobel: Dass die Story in Hamburg spielt, hängt damit zusammen, dass mir diese Stadt sehr gut gefällt, ebenso wie Aachen und Regensburg, wo "Das Wesen" und "Der Trakt" angesiedelt sind. "Der Sarg", an dem ich im Moment schreibe, wird in Köln spielen, dann aber kommt endlich Trier zum Zug. Mein übernächstes Buch spielt also in Trier.Ihr neuer Thriller ist brutaler als sein Vorgänger. Sie sind doch ein Familienvater, der bei einer Luxemburger Bank arbeitet. Das klingt alles so harmlos und dann diese Gräueltaten. Hat Arno Strobel eine dunkle Seite, die er in seinen Romanen auslebt?Strobel: Wer weiß ... (lacht) Ich denke, jeder Krimi- oder Thrillerautor muss die Fähigkeit haben, auch alltägliche Situationen aufzugreifen und auf eine Art und Weise weiterzuspinnen, die man als "dunkle Seite" bezeichnen könnte. Aber solange diese Dinge sich ausschließlich in der Fantasie abspielen ...Das Buch handelt von einem detailverliebten Autor und einem Lektor, der sich im fremden Skript verwirklicht - entspricht das ein bisschen der Realität?Strobel: Eine gewisse Detailverliebtheit ist bei einem Autor sicher nicht von Nachteil, solange sie nicht übertrieben wird. Aber Lektoren, die sich in einem fremden Manuskript verwirklichen möchten, sind mir bisher definitiv noch keine begegnet.Im Roman schreibt eine Journalistin: "Der Autor ergötzt sich an Gräueltaten. Es ist alles unausgewogen, die Handlung ist dünn und die Protagonisten bleiben flach." Die Frau wird später fast umgebracht. Was raten Sie mir, soll ich über Ihr neues Buch schreiben?Strobel: Was immer Sie schreiben möchten - denken Sie gut darüber nach, wie es auf mich wirken könnte ...Von Ihrem neuen Buch "Der Sarg" gibt es schon eine Leseprobe. Da wird eine Frau lebendig begraben. Haben Sie manchmal Alpträume, wenn Sie sowas schreiben?Strobel: Ja, in letzter Zeit hatte ich tatsächlich zum ersten Mal seit ich schreibe einige Alpträume, was damit zusammenhängt, dass ich mich bei der Recherche zu "Der Sarg" intensiv mit einem Thema beschäftigen musste, das mir sehr nahegeht.Gab es schon Anfragen, um eines Ihrer Bücher zu verfilmen?Strobel: Ja, für den Trakt gab es schon mehrere Anfragen, allerdings ist es bis jetzt noch nicht zur Verfilmung gekommen. snExtra

"Es ist alles so unausgegoren, die Handlung ist dünn, seine Protagonisten bleiben flach und charakterlos", schreibt eine Journalistin über einen Thriller von Christoph Jahn für den Kulturteil der Hamburger Allgemeinen Tageszeitung. Eines Tages bekommt sie ein Paket mit einem Stück Haut darin, aufgezogen auf einen Holzrahmen. Das Hautstück ist beschriftet mit Sätzen des ersten Kapitels des Thrillers, den sie für so schlecht befand. Anfangs beschleicht einen schon der Verdacht, Arno Strobel habe diesmal etwas zu tief in die Kiste mit den Abscheulichkeiten gegriffen. Doch die zum Teil schon haarsträubenden Szenen mit "dem Monster" beschränken sich meist auf zwei Seiten nach jedem Kapitel. Den Rest des Textes bestreitet das Polizisten-Duo Andrea Matthiessen und Stephan Erdmann mit seiner Hatz nach dem Entführer. Das hat Arno Strobel gut drauf. Im Gegensatz zu seinem erfolglosen Buchautor Christoph Jahn bleiben bei Strobel die Protagonisten nicht flach und charakterlos. Die erst distanziert wirkende Hauptkommissarin und ihr feinfühliger, sensibler Kollege Erdmann wachsen zu einem prima Team zusammen. Und die Handlung nimmt rasant an Fahrt auf. Wer einen Strobel-Thriller in die Hand nimmt, wird nicht mehr aufhören können, ihn zu lesen. Außerdem gut: Der Täter bleibt bis zum Schluss rätselhaft. In Atem hält auch die Parallelgeschichte der beiden Polizisten. So wird die Hauptkommissarin massiv von ihrem Vorgesetzten gemobbt, und ihr Kollege weiß lange Zeit nicht, ob sie im Ernstfall der Belastung standhalten wird. Strobel bietet allerfeinste Unterhaltung für starke Nerven, die in diesem Fall so richtig unter die Haut geht. sn Arno Strobel: "Das Skript", Fischer Taschenbuch Verlag, 390 Seiten, 8,99 Euro.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort