Thrillerautor mit Sportsgeist

SAARBURG. "Es ist nichts interessanter als der Mensch", sagt Edwin Klein, gebürtiger Konzer, ehemaliger Hammerwerfer, ehemaliger Gymnasiallehrer und seit über 15 Jahren Schriftsteller, dessen aktueller Roman "Tödliche Versicherung" gerade im Trierer Verlag Michael Weyand erschienen ist.

Sitzt man Edwin Klein gegenüber, kann man seinen Ausspruch nur bestätigen. Man begegnet einem Menschen, den die Aura des Erfolgs umgibt, ohne dass er sich mit seinen Leistungen brüsten würde.Macher mit Ecken und Kanten

Einem Macher mit Ecken und Kanten, der kein Blatt vor den Mund nimmt, aber bestrebt ist, seinem obersten Grundprinzip "Fairness" treu zu bleiben. Einem, der politische Missstände anprangert, logisch und klar argumentiert, um im nächsten Augenblick seine und die Gefühle eines Romanhelden zu beschreiben. Vieles von Edwin Kleins Persönlichkeit erschließt sich, wenn man auf seine Karriere als Leistungssportler zurückblickt. "Ich komme immer ganz plötzlich zu den Dingen, zwischen Vorsatz und Umsetzung liegen oft nur Sekunden", sagt Klein und erzählt, wie er einst den Hammerwerfer Uwe Beyer im Waldstadion sah und am nächsten Tag sofort selbst mit dem Training begann. "Der Reiz ist, etwas zu tun, wo die Schwelle, etwas zu erreichen, hoch ist. Man muss motiviert sein, Ehrgeiz haben, Leistung bringen." Dafür erntete er als Neunzehnjähriger 1967 den Titel Deutscher Juniorenmeister, wurde dreimal Deutscher Meister sowie 1972 und 1976 Olympiafinalist. Nach etwa 40 Länderkämpfen beendete er 1981 seine Sportkarriere. "Der Sport hat mir geholfen, die Mäntel meiner Psyche auszuziehen. Es gab nie Ausreden, entweder man war gut oder schlecht, hatte gewonnen oder verloren. Er hat mir Grenzen aufgezeigt, Freundschaften und Aufrichtigkeit erschlossen, vor allem aber ein Gerüst der Klarheit verschafft, das mir hilft, in meinem Leben auch artfremde Dinge zu bewältigen." Damit kann er jedoch kaum seine Schriftstellerei meinen, deren Erfolg seine zweite Laufbahn als Gymnasiallehrer beendete und ebenfalls dem seinem Sportsgeist unterliegt: "Als ich anfing war das Ziel, einmal ein Buch zu veröffentlichen, genau wie beim Hammerwurf einmal über 70 Meter zu kommen." Inzwischen sind allein 14 Politkrimis, dazu sieben Kinder- und Jugendbücher sowie eine Biografie über Sepp Maier erschienen. Titel wie "Bitterer Sieg" oder "Die Kanzlerpuppe" landeten auf der Spiegelbestsellerliste und wurden in mehrere Sprachen übersetzt. Angekündigt hat er seine Vorhaben nie: "Ich mache erst und rede dann - über ein Buch sowieso nur, wenn ich weiß, wann es rauskommt." Er spüre, wann die richtige Zeit zum Schreiben gekommen sei: "Dann habe ich einen Film im Kopf und schreibe das nur noch auf, manchmal zwölf bis 14 Stunden am Tag." Mit fast seismographischem Gespür wählt und recherchiert er brisante Themen, die sich oft im Nachhinein als Realität erweisen. So schrieb er bereits Mitte der Neunziger über Fußballwettskandale, was ihm einen Rechtsstreit mit dem Deutschen Fußballbund einbrachte, aus dem er jedoch als Sieger hervorging. "So abgründig, wie manches in Wirklichkeit ist, kann ich gar nicht schreiben", sagt Klein und betont, manche Themen (zum Beispiel Kindesmissbrauch) seien deshalb für ihn tabu. Immer wieder prangert er Machtmissbrauch und Korruption an, lässt im Gerüst der Rahmenhandlung aber auch Raum für die menschlichen Züge seiner Helden, über die er manches an sich selbst entdeckt. Formal legt er äußersten Wert auf Logik und Stringenz. Aber er sagt auch: "Literatur will ich nicht machen. Ich favorisiere klare Sprache als Transportmittel für spannende Handlung." Obwohl er hauptsächlich für die eigene Selbstzufriedenheit schreibt, verbindet Klein doch ein Anliegen mit seinen Thrillern: "Ich möchte den Lesern die Augen öffnen, damit sie genau hinschauen und nicht alles glauben, was ihnen erzählt wird."

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