Tiefe auf den zweiten Blick

Skulpturen aus rostigem Draht und Installationen aus Karton- und Porzellan-Elementen: Die Werke von Werner Bitzigeio und Kyra Spieker provozieren die Frage nach Gegensätzlichkeit.

Konz. (kbb) Vielfach gewunden und an unzähligen Stellen mit anderen Stücken verschweißt ist der rostige Draht, den Werner Bitzigeio zu immer neuen Formen anordnet. Die Installationen des 52-jährigen Künstlers aus Schönecken spielen mit dem Raum: Der geschlungene Draht fordert Aufmerksamkeit, definiert seine Umgebung und gibt doch gleichzeitig den Blick in die Tiefe frei. Das eigentlich reine Industrieprodukt wird seiner Zweckmäßigkeit enthoben und erfährt durch seine Umwandlung in organische Formen das genaue Gegenteil - an die Stelle der Funktion tritt die Ästhetik.

Ganz anders geht Kyra Spieger (51) mit ihren Installationen vor. Als Grundfläche ihrer Arbeiten aus Fotokarton oder Porzellan dient ein Quadrat, dessen Seiten sich durch den Wellenschnitt zu immer neuen Strukturen anordnen lassen. So erdverbunden wie der rostige Draht, so sachlich-steril wirken die meisten "Modulationen" der Künstlerin aus Höhr-Grenzhausen. Organisch oder systematisch, rau oder glatt, gebogen oder gerade - man könnte es sich leichtmachen und die Ausstellung "weißrost" als einen weiteren Versuch interpretieren, über zwei gegensätzliche Herangehensweisen bei der Definition von Raum Interesse für die Tiefe zu wecken. Dieser Gedanke ist jedoch nicht das tragende Element der Ausstellung. Vielmehr geht es darum, über die Differenz eben doch Gemeinsamkeiten bei der menschlichen Wahrnehmung des Raums herauszuarbeiten. Und gerade das macht die Stärke des kuratorischen Konzeptes aus. In Zusammenarbeit mit dem Trierer Stadtmuseum Simeonstift entstand die Ausstellung als Projekt der Stadt Konz unter dem Titel "Junge Kunst in der Region".

Es geht nicht nur um Komplexität, es geht auch um Einfachheit: Formen kehren wieder, wiederholen sich und werden entweder minimal verändert oder durch einen Bruch kontrastiert. Beide Künstler entsagen einer allzu einfachen Betrachtung des Raums, der für die moderne Gesellschaft durch verbreitete Computersimulationen und moderne Kameras gerne als allzu leicht durchschaubar betrachtet wird. Diese fast schon selbstverständliche Leistung wieder als ästhetisches Vergnügen erfassen zu wollen, ist die große Klammer, die alle Werke zusammenhält.

Die Ausstellung ist bis zum 22. März in der Galerie im Kloster Karthaus in Konz zu sehen. Öffnungszeiten: Di.-Fr. 15 bis 18 Uhr, Sa. So. 13-17 Uhr.

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