Tiefe Gräben schließen, verborgene Talente wecken

Trier · Neue Wege, neue Sparte: Julia Haebler heißt die Leiterin der neuen Sparte am Trierer Theater: 0.1 soll die freie Szene und das Stadttheater zusammenführen.

Trier. Das kam überraschend: Das Theater Trier wird ab der Saison 2015/2016 noch eine weitere, vierte Sparte haben: 0.1. Bürger sollen hier die Möglichkeit erhalten, vermehrt mitzumachen.
Leiterin der Sparte wird Julia Haebler (41). So etwa wird die gebürtige Berlinerin in Zusammenarbeit mit dem Dom-Chor und der Aufnahmeeinrichtung für Asylbegehrende das Stück "Die arabische Prinzessin" inszenieren.
"Weitere Partner sind willkommen", lädt Haebler zum Mitmachen ein. Und sie freut sich, dass es möglich ist, mit der Jazz-Oper "Blue-Sheets" das 30-jährige Bestehen der Tufa auch im Stadttheater zu feiern. Julia Haebler ist ausgebildete Opern-Regisseurin und hat Executive Master in Arts Administration (EMAA) studiert. EMAA ist ein berufsbegleitendes Kulturmanagement-Studium für Fachkräfte aus Kultur und Wirtschaft mit dem Ziel, Führungskräfte für Kultur- und Wirtschaftsunternehmen auszubilden. So heißt es nüchtern auf der Seite der Universität Zürich.
Was praktisch dahintersteckt, hat Haebler jüngst im Norden Deutschlands mitgestaltet: das Zukunftslabor Bremen. Zwei Welten, die bekannte Deutsche Kammerphilharmonie Bremen und eine Gesamtschule in einem sogenannten sozialen Brennpunkt wurden zusammengeführt - das Orchester probte in der Schule, weckte verborgene Talente in den Schülern, und eine Kluft wurde überbrückt.
Zusammenführen soll Haebler auch in Trier: das Stadttheater mit den Trierer Bürgern und der freien Szene (siehe Artikel untern). Das Konzept entwickelt sich peu à peu. "Fest steht etwa, dass Vertreter der freien Szene kuratorisch eingebunden werden sollen", sagt Haebler mitten im Umzug von der Spree an die Mosel. Sie arbeitet intensiv an der Basis für 0.1. Dazu beschnuppert sie Trier, lernt die Stadt und ihre Menschen kennen. Ihr erster Eindruck: "In Trier kann man alles finden."
Aufgespürt hat die Theatermacherin, die nun administrativ arbeiten wird, einen Reichtum an Kulturschaffenden und "viel kreatives künstlerisches Potenzial. Das ist ungewöhnlich für die Größe der Stadt", sagt Haebler. Gestoßen ist sie auch auf eine ebenso vielseitige wie traditionsreiche und etablierte freie Szene. Wichtig ist ihr, in den Dialog mit den Bürgern und dieser freien Szene zu kommen. Offen und wertschätzend sind Worte, die sie immer wieder benutzt, wenn sie über die Kommunikation mit Menschen, die in der Sparte 0.1 miteinander schöpferisch tätig sein sollen, spricht. "Alle sollen voneinander profitieren", formuliert die Berlinerin eines der Ziele der neuen Sparte. kat

Persönliche Einladung: Julia Haebler lädt Menschen aus der freien Szene oder Künstler, die noch nicht organisiert sind, herzlich ein, mit ihr per E-Mail an haebler@theater-trier.de Kontakt aufzunehmen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort