Tiefe und Empathie

Der amerikanische Pianist Menachem Har-Zahav ist in unserer Region kein Unbekannter. Viele verbinden mit seinem Namen vor allem auch Virtuosität. Bei seinem jüngsten Konzert in Konz-Karthaus hielt er ein paar Überraschungen bereit.

Konz. (gkl) Schon einige Male ist Menachem Har-Zahav im Kloster Sankt Bruno mit Klavierrecitals in Erscheinung getreten. Der nahezu voll besetzte Saal in Konz-Karthaus zeigte, dass Har-Zahav sich dort großer Beliebtheit erfreut und die ausdauernden Beifallskundgebungen, teilweise schon vor der Pause mit vereinzelten Bravorufen durchsetzt, belegten, dass seine Musik bei den Zuhörern ankam. Was man bisher von Har-Zahav kannte, war sein Virtuosentum, mit dem er faszinieren konnte. Kaum eine technische Schwierigkeit, die er nicht bewältigen konnte. Teilweise wählte er Tempi, in denen die Musik fast schon unterzugehen drohte.Das hat sich geändert. Selbstredend: er ist Virtuose geblieben. Das konnte man an Domenico Scarlattis Sonaten in d-Moll, L 422, und A-Dur, L-345, vor allem aber auch an "La Campanella" von Franz Liszt, mit dem er seinen Abend beschloss, erkennen. Das ist auch rechtens, Musik hat immer auch etwas mit Technik, mit Virtuosität zu tun. Dazwischen aber präsentierte sich ein Pianist, wie man ihn in den letzten Jahren erahnen, aber noch nicht voll erkennen konnte. Mit der Sonate cis-Moll, Opus 27/2, von Ludwig van Beethoven und der b-Moll Sonate, Opus 35, von Frédéric Chopin hatte Har-Zahav Werke ausgewählt, die jeder Musikfreund mitpfeifen kann. Gerne werden auch sie genommen, um die technischen Fähigkeiten eines Pianisten zu belegen. Beherzt aber durchstieß Har-Zahav in Konz diese Decke der Oberflächlichkeit und vertiefte sich in das Pathetische, glänzte mit Empathie, deutete und interpretierte. Es war ein Erleben, ihn zu hören. Allerdings auch ein Erleben, dass an manchen Stellen Fantasie erforderte. Bei diesem Konzert zeigte sich überdeutlich, wie wichtig die Qualität eine Instrumentes ist. Wenn sanfter, mit äußerstem Gefühl durchgeführter Anschlag von einem Klavier mit Schweigen beantwortet wird, hat der Pianist verloren, ohne dass er Schuld daran trägt. Wenn Glockenklänge im hohen Diskant klirren, ist es nicht dem Künstler anzulasten, sondern seinem Werkzeug. Entspannung gönnte der Pianist seinen Zuhörern nach der Pause mit drei kurzen Werken von Claude Debussy (La plus que lente, Danse, L'Isle Joueuse) und drei Preludes von Georges Gershwin, denen allerdings leider ein wenig der Hüftschwung fehlte. Insgesamt war es ein herausragender Abend mit großer Musik von einem immer größer werdenden Pianisten. Das nächste Mal in der Region gastiert Menachem Har-Zahav am 9. März um 17 Uhr im Rathaussaal in Hillesheim.

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