Till Eulenspiegel

(T. R.) Ein "hammerharter Zaubertrank", eine "klitzekleine Mini-Explosion", ein "Flach-Hirni" - der Wortgebrauch verrät es schon. Die ersten Bilder und die marktschreierische Anrede auch: Hier wird nicht gekleckert, hier wird geklotzt.

Alles möglichst groß, bunt und laut. Mit Superlativen wie "die größte deutsche Zeichentrickproduktion aller Zeiten" wird Eberhard Junkersdorfs "Till Eulenspiegel" beworben. Wer früher gerne die Abenteuer des Till Eulenspiegel gelesen hat, der sollte das beim Betreten des Kinos vergessen. Denn Junkersdorfs Film hat mit den lustigen Schelmen-Streichen leider herzlich wenig zu tun. Der deutsche Kino-Till soll es mit Disney aufnehmen und international konkurrenzfähig sein. Doch der Held, seine Freunde und seine Gegenspieler gleichen einem bunten Sammelsurium. Die Geschichte ebenfalls. Ein Stück "Aladdin", ein bisschen "Die Schöne und das Biest", eine Prise "König der Löwen". Eulenspiegel selbst sieht mit seiner dürren Gestalt und seinen feuerroten Haaren aus wie ein männlicher Pippi Langstrumpf. Nur nicht so symphatisch. Till wäre auch ein prima Bösewicht. In Boomstadt sucht Till seinen verschwundenen Opa, den schrulligen Zauberer Marcus. Dabei muss er drei Aufgaben lösen, die ihm der Magische Spiegel stellt, gerät in eine handfeste Palast-Intrige und verliebt sich in Nele, die hübsche Tochter des Bürgermeisters. Atemlos hetzen Till und seine Freunde, der dicke Lemme und die Eule Cornelius, durch diese Geschichte aus lauter Versatzstücken anderer Zeichentrickfilme. Allzu sehr biedert sich Junkersdorfs Film den amerikanischen Vorbildern an. Charme und Seele bleiben auf der Strecke. Dabei gibt es durchaus beeindruckende Bauten, originelle Kamerafahrten und schöne Tricks. Der Film ist tempo- und actionreich inszeniert. Auch bei der Synchronisation wurde nicht gespart: die deutschen Schauspieler Mario Adorf, Veronica Ferres, Katharina Thalbach, Rick Kavanian oder Christian Tramitz leihen den Hauptdarstellern ihre Stimme. Dennoch will keine rechte Freude aufkommen, packt einem die Geschichte nie so richtig. Allzu bunt und laut und plakativ kommt dieser Film daher. (In den Kinos der Region)

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