Interview Tim Vantol über Auftritte in Trier: „Jetzt bin ich dran, etwas zurückzugeben“

Trier · Sänger Tim Vantol spricht vor den Auftritten in Trier über Kneipen und die Unwichtigkeit von Verkaufszahlen.

  Tim Vantol tritt am Wochenende doppelt in Trier auf. Im Interview spricht er über die Auftritte und ihre Besonderheiten.

Tim Vantol tritt am Wochenende doppelt in Trier auf. Im Interview spricht er über die Auftritte und ihre Besonderheiten.

Foto: Trierischer Volksfreund/Tim Vantol

Live-Musik ist zurück. Naja, zumindest kommt sie langsam wieder – in Trier am Wochenende in Form des niederländischen Singer-Songwriters Tim Vantol (siehe Info). Er spielt am Sonntag, 26. Juli, zwei Konzerte im Front of House (Arena Trier). Besonders daran: Die Konzerte kosten keinen Eintritt.

Ob es nur daran liegt, dass beide Veranstaltungen bereits ausgebucht sind? Tim Vantol sieht das anders, wie er im Interview mit TV-Redakteur Christian Thome erklärt. Außerdem spricht er über sein neues Album „Better Days“ und Kneipenkonzerte mit Sammel-Hüten.

Es geht wieder los! Wie lange ist das letzte Tim-Vantol-Konzert her?

TIM VANTOL Puh, das ist wirklich lange her. Es müsste im Dezember gewesen sein – eine extrem lange Zeit. Aber das hat auch daran gelegen, dass ich mich auf das neue Album konzentriert habe.

Zum Album kommen wir später. Nach einer so langen Zeit, freut man sich da umso mehr, wieder vor Publikum zu spielen?

VANTOL Natürlich, ich freue mich unglaublich. Diese Konzerte waren nicht geplant und haben sich eher spontan ergeben.

Was fehlt einem Künstler in der konzertlosen Zeit besonders?

VANTOL Das sind natürlich viele Dinge. Aber wenn ich eines herausziehe, dann das Feedback. Es  fehlt zu sehen, wie die Fans auf neue Songs und auf ein neues Album reagieren.

Dabei müsste es heute doch andere Wege geben, dieses Feedback zu bekommen? Stichwort soziale Netzwerke ...

VANTOL Ich bekomme auch Nachrichten und Kommentare in den sozialen Medien, klar. Vor allem bei Instagram. Eine Geschichte ist mir in Erinnerung geblieben ....

Jetzt wollen wir mehr wissen.

VANTOL Ein Mann hat sich bei mir bedankt, dass ich das Album trotz der schweren Zeit herausgebracht habe. Es hätte ihm in den letzten Wochen und Monaten sehr geholfen. Das sind natürlich einzelne Nachrichten, die mich schon sehr freuen. Aber vergleichbar ist es dennoch nicht.

Sind Verkaufs- und Streamingzahlen nicht auch eine Art Feedback das zeigt, ob die Platte den Fans gefällt.

VANTOL Das stimmt. Aber man hat wirklich nur nüchterne Zahlen. Diese interessieren mich eigentlich nicht, sind mir fast egal. Viel wichtiger sind mir persönliche Geschichten und Erfahrungen. Wenn ich zum Beispiel in einen kleinen Ort in einem anderen Land reise und dort spiele, dann wird mir bewusst: ‚Die Leute geben sich für einen einfachen Typen wie mich Mühe’. Das ist viel wichtiger.

War klar, dass das Album trotz Corona erscheinen soll, oder gab es Überlegungen die Veröffentlichung zu verschieben?

VANTOL Ich habe tatsächlich lange überlegt, ob es Sinn macht das Album herauszubringen. Aber schlussendlich war die Platte sowieso fertig. Außerdem konnte niemand sagen, wie lange diese Krise andauert und auf welchen Zeitpunkt man verschieben sollte. Außerdem habe ich versucht bei den neuen Songs eine positivere Stimmung zu erzeugen – was ja auch der Name ‚Better Days’ aussagt. Solche Musik können meine Fans gebrauchen, wenn sie viel zu Hause sitzen müssen.

Bei den Konzerten, die jetzt anstehen, wird ein Hut für den Künstler herumgehen, es wird kein Eintritt erhoben. Ein bekanntes Gefühl vom Anfang der Karriere?

VANTOL Nicht nur vom Anfang, tatsächlich. Ich versuche jedes Jahr eine Kneipentour zu spielen. Das ist wichtig für mich, um auf dem Boden zu bleiben. Aber es ist schwerer, vor einem sitzenden Publikum zu spielen. Das Schöne ist aber auch, dass man die direkten Emotionen in den Gesichtern der Fans sieht.

Das erste Konzert am Abend war schnell ausgebucht, kurz darauf wurde ein zweites für den Mittag angesetzt ...

VANTOL ... auch das ist jetzt ausgebucht.  Ich merke, dass die Leute wieder etwas entspannter sind – ohne, dass man andere gefährdet. Um das zu verhindern, werden wir wahrscheinlich draußen spielen.

Durch das Herumgeben des Hutes wird sicherlich nicht die Gage zusammenkommen, die normalerweise übrigbleibt. Wieso lohnt es sich trotzdem?

VANTOL Es geht dabei weniger um mich. Die Lokale, in denen ich spiele, waren monatelang geschlossen und hatten kaum Einnahmen. Ich weiß, dass ich eine normale Gage nicht verlangen kann und will. Trier war immer sehr gut zu mir. Jetzt bin ich dran, etwas zurückzugeben.

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