Konzert Toby Beard und Wallis Bird – Ladies Night unter freiem Himmel in Saarburg

Saarburg · Zwei starke Frauenstimmen mit ihren männlichen Bands haben am Freitagabend den Saarburger Boemundhof aufgemischt.

Zwei starke Frauen Open Air in Saarburg: Wallis Bird und Toby Beard rocken den Boemundhof
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Zwei starke Frauen Open Air in Saarburg: Wallis Bird und Toby Beard rocken den Boemundhof

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Foto: Dirk Tenbrock

Es sind ungewöhnlich viele Damen unterwegs an diesem angenehm warmen Abend vor der Freilichtbühne, die Konzertveranstalter Christof Kramp (Station K) auf dem Saarburger Boemundhof professionell hergerichtet hat. Das mag daran liegen, dass es gleich zwei Independent-Rock-Ladies zu bestaunen gibt, Toby Beard aus Australien und die Irin Wallis Bird.

Beide sind zum wiederholten Mal in der Region, haben ein treues Stammpublikum (200 sind gekommen), aber man fragt sich indes, wo die lokalen Musik-Fans bei so einem exklusiven Double-Feature geblieben sind. Das Catering ist exzellent, der Saarwein prickelt, und das Bier schäumt. Analog dazu entwickelt sich die Stimmung, einige Besucher halten sich aber auch dezent im Hintergrund, jeder so, wie er mag.

„Die Musik ist toll, wir kommen hierher, um einfach mit Freunden einen gemütlichen Abend bei tollem Wetter zu verbringen“, sagt Annika aus Trier, die kurzentschlossen zum Konzert gekommen ist.

Den Anfang macht Toby Beard, die mit gewaltiger Stimme und ebensolchem Gitarrenanschlag loslegt wie die Feuerwehr – schon nach wenigen Minuten reißt ihr eine Saite. Bis die Gitarre dann wieder so klingt, wie sie soll, bedarf es zunächst einiger Fummelei.

Mal rockig, mal balladesk, mal im Stil der Folkmusik verhandelt sie Themen von Trauer und Verlust, von Wut und Liebe. Sogar Country-Klänge und Blues gibt es zu hören. Dabei dominieren elektrische Gitarrensoli und die Beats der Drums. Die Zuschauer rücken näher an die Bühne, die Party geht los. Nach 90 Minuten ist das Set vorbei, Umbau ist angesagt, die Verpflegungsstände sind umlagert.

Ohne Drums kommt diesmal dann Wallis Bird daher, dafür mit Geige und Klarinette, Irish Folk in sphärisch sozusagen. Oder auch elegische Elektroklänge, wenn man es irgendwie beschreiben will, was sie da macht. Dazu – jetzt ist es auch ganz dunkel draußen – eine bombastische Lightshow und ewig wabernder Nebel, als würden Leprechaun-Kobolde übers irische Moor wandeln.

Ihre Musik ist sehr persönlich, manchmal kopfig und dennoch gefühlsbetont. Wunderbar der Song über eine durchfeierte Nacht mit ihren Eltern in Galway. Auch ihr reißt vor lauter Temperament eine Saite, Toby „comes to rescue“, sie hat noch Reserven. Akustisch und a cappella ist zu hören, beatboxing und Reminiszenzen an Lenny Kravitz.

Beide Musikerinnern haben exzellente neue Alben vorgestellt, die sie mit großartigen (und teils neuen) Begleitern präsentieren. Ein wunderbarer Mai-Abend, der mehr Zuschauer verdient gehabt hätte. „Hallo Saarburg, wo seid ihr?“, schreit Toby in die Nacht.

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