Tod in der Eifel, Tod im Theater

Trier/Daun · Die Eifel ist bekannt für ihre Mordfälle. Zumindest wenn zum Krimifestival "Tatort Eifel" geladen wird. Das neue Schauspielteam des Trierer Theaters kann guten Mordgeschichten auch nicht widerstehen und startet eine neue Reihe in Zusammenarbeit mit dem Festival.

 Nora Schüssler. Foto: privat

Nora Schüssler. Foto: privat

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Ein neuer Job, eine neue Herausforderung, viele neue Ideen. In den nächsten Wochen kommt schon einiges auf das neue Schauspielensemble zu. Während Schauspieldirektorin Caroline Stolz in Trier immerhin schon inszeniert hat, ziehen die acht neuen Schauspieler zudem noch in eine neue Stadt.

Nur für einen wird's zum "Heimspiel": Leitender Dramaturg Alexander May ist in Konz aufgewachsen, hat in Trier eine Lehre gemacht, bevor er vor 20 Jahren aus der Region weggezogen ist. Jetzt ist er wieder da und hat sich gleich ins Fettnäpfchen gesetzt: May hatte eine Idee für eine neue Reihe: Krimistücke im Theater inszenieren, und am besten solche, die mit Geschichten aus dem Raum Trier verwoben sind. Es fehlt nur noch ein knackiger Name. Da kam der Geistesblitz: "Tatort Eifel".

Wenige Tage später klingelte das Telefon und ein verwunderter Festivalleiter war in der Leitung. "Tatort Eifel"? Gibt's schon? Und jetzt? Da musste schnell eine Lösung her, dachte May, und der nächste Geistesblitz hellte die vertrackte Situation auf: Man dreht es einfach um und macht aus dem Fettnäpfchen eine Win-Win-Situation. Eine Kooperation, von der beide nur Vorteile haben. Und so wurde aus Mays "Tatort Eifel" eben "Totart Eifel". Passe sogar besser.

Er sei einfach so lange weg gewesen, Berlin, München, da ging die kleine Eifel ein bisschen an ihm vorbei, gibt der 47-Jährige etwas kleinlaut zu. Ist ja noch mal gut gegangen. Heraus kam eine Zusammenarbeit mit dem erfolgreichen regionalen Krimifestival: Beim Theaterfestival an diesem Wochenende wird ein "Trailer" des ersten Stückes der Autorin Nora Schüssler (siehe Interview) gezeigt, gleich danach geht es für die Schauspieler nach Daun, wo sie den Trailer noch einmal vorm Gala-Publikum des Festivals präsentieren (siehe Info). "Totart Eifel" ist bewusst als Reihe angelegt, drei Teile sollen in der gerade anlaufenden Spielzeit geschrieben und inszeniert werden.

Die Rahmenhandlung: Eine Kommissarin wird von einem alten Gegenspieler gefangen gehalten. Sie soll etwas falsch gemacht haben und muss nun in Retrospektive herausfinden, was. Ihre Erinnerungen führen sie zurück zu dem ersten Kriminalfall, der im städtischen Theater stattgefunden hat. Die Hauptdarstellerin stirbt, doch die Intendantin beharrt auf dem für den Zuschauer reibungslosen Theaterablauf. Ein (krimineller) Blick hinter die Kulissen, den auch die Zuschauer Anfang Dezember genauso miterleben sollen. Zunächst solle es eine Art Führung geben, so May, bei der die Zuschauer über die Leiche stolpern. Dann beginnt das Schauspiel. So lautet die grobe Planung, Rollen sind schon verteilt, können sich aber noch ändern, die Probenarbeiten haben noch nicht angefangen.

Den Trailer haben sie aber schon einstudiert. Es soll ja alles sitzen am Samstag. "Es geht uns auch darum, dem Zuschauer einen Blick hinter die Kulissen zu geben, ihm klarzumachen, dass hier Hunderte Leute arbeiten, damit vier Menschen auf der Bühne stehen können", sagt May. Mit der zweiten und dritten Folge wollen sie dann raus in die Stadt gehen, andere Spielorte entdecken. "Wir wollten ganz bewusst Themen der Region mit dem Theater verbinden, ohne dabei volkstümlich zu werden", sagt May.

Das "Tatort"-Format sei auch deswegen so toll, weil man mit ihm viel experimentieren könne: Mitfiebern, nach der Lösung des Falls suchen, aber auch Witz hineinbringen und in erster Linie unterhalten werden -, es sei das, was den Zuschauer an Krimis immer noch reize. Viele verorten das im Fernsehen, aber wenn man so wolle, seien auch antike Tragödien schon eine Art Krimi: "Letzten Endes erzählen wir alle Geschichten über Macht, Liebe und Tod, das ist auch die Basis für alle Geschichten auf der Bühne."Drei Fragen an .... Nora Schüssler

TV: Was macht für Sie als Autorin einen guten Krimi/ ein gutes Theaterstück aus?
NORA SCHÜSSLER Das Stichwort ist "Suspence": Spannung halten. Ein Krimi ist dann gut, wenn man als Zuschauer nicht drauf kommt, wer der Mörder ist, aber am Ende ein Aha-Erlebnis hat, weil das Gesehene oder Gelesene auf einmal in einem anderen Licht erscheint.Ich selbst habe als Jugendliche Agatha-Christie-Krimis verschlungen und auch in einigen ihrer Theaterstücke mitgespielt. Diese Art von Krimis liebe ich, weil sie so gut konstruiert sind. Ein gutes Theaterstück? Das kommt drauf an. Das Theater Trier hat mich um eine möglichst lustige und skurrile Krimi-Geschichte gebeten. Darum habe ich mich gegen eine klassische "Tatort"-Struktur entschieden und mich eher in Richtung Boulevardkomödie bewegt. Die Spannung darf natürlich nicht fehlen, und der Zuschauer fragt sich hoffentlich immer wieder: Wer ist denn nun der Mörder? Aber nicht der Mord und dessen Aufklärung sind handlungstreibend, sondern etwas anderes. Beim ersten Krimi ist es die Inszenierung eines Eifelkrimis am Trierer Theater. So konnte ich viele Anspielungen zu Trier und dem Theater einbauen. Kalauer gibt es genug, und ich hoffe, dass das Trierer Theaterpublikum viel zu lachen hat.

Krimis verorten viele Zuschauer ins Fernsehen. Ist es eine Herausforderung, einen spannenden Krimi für die Bühne zu schreiben?
SCHÜSSLER Spannung braucht es immer, finde ich. Egal, ob ich einen Roman schreibe, ein Drehbuch oder ein Theaterstück. Und es ist auch egal, ob es nun ein Krimi oder eine andere Geschichte ist. Ich bin da von der anglo-amerikanischen Erzählweise geprägt: In erster Linie will ich mein Publikum, meine Leser nicht langweilen.

Die drei angesetzten Krimi-Geschichten, die in dieser Spielzeit im Theater Trier gezeigt werden, sollen mit Geschehnissen aus Trier verwoben sein, woher haben Sie die Inspiration genommen?
SCHÜSSLER Ich hatte, schon bevor ich den Auftrag bekam, mitverfolgt, was in Trier am Theater gerade los ist - das hat ja überregional für Schlagzeilen gesorgt, und als Theatermensch konnte es nicht an mir vorbeigehen. Trier war mir als Stadt unbekannt, und auch mit der Eifel hatte ich bis dato nicht viel am Hut, also begann ich zu recherchieren und muss sagen, dass ich sehr begeistert von der Gegend bin und freue mich, die Stadt wieder zu besuchen.
Die Eifelkrimis, deren Gewinner beim Festival "Tatort Eifel" vorgestellt werden, gibt es ja als Sammelband und ich habe sie mit großem Spaß gelesen. Aber auch wahre Geschehnisse waren für mich Inspiration. Wie viel davon in den Krimifolgen vorkommt, bleibt zunächst aber mein Geheimnis. Die Fragen stellte Stefanie BraunExtra: DAS THEATERFEST 2017

Beim Theaterfest in Trier können die Besucher am Samstag, 23. September, ab 14 Uhr öffentliche Proben der ersten Schauspielpremiere "Die Dreigroschenoper" (30. September) und der Studioproduktion "Hinter der Fassade" (13. Oktober) erleben. Das Tanzensemble von Susanne Linke präsentiert Soli-Tänze aus ihrem Repertoire, und die neuen Schauspieler stellen sich mit kurzen Programmen vor. Im Foyer gibt es den Trailer zur ersten Folge "Totart Eifel" (15 Uhr) zu sehen, die am selben Abend beim "Tatort Eifel"-Festival in Daun (20 Uhr) gezeigt wird. Der Jugendclub präsentiert um 17 Uhr die Premiere seines Stückes "Das verkaufte Kind" im Studio. Als Abschluss geben das Philharmonische Orchester Trier, der Opernchor und Mitglieder des Musiktheaterensembles ein Galakonzert um 19 Uhr. Zudem soll es ein Kinderprogramm geben, der Kinder- und Jugendchor lädt zum Mitsingen ins Foyer, Kostüme aus dem Fundus des Theaters können ersteigert werden und das Odeon Jazz Quartett & Conny Hain geben ein Jazzkonzert. Der Eintritt ist frei.

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