Tonleitern sind wie Vokabeln lernen

Trier · Viele von ihnen sind Wiederholungstäter. Doch immer wieder zieht sie es hin zum Osterworkshop des Jazzclubs Trier. Statt gemütlich in der Frühlingssonne zu sitzen, üben sie drei Tage lang Akkorde, Rhythmen und das Improvisieren in den Räumen der Tufa. Beim Abschlusskonzert am Sonntag, 20.30 Uhr, zeigen die rund 60 Teilnehmer, was sie während dieser drei Tage einstudiert haben.

Tonleitern sind wie Vokabeln lernen
Foto: Mechthild Schneiders

"Swing kann ich schon." Philipp Kaster hat schon Erfahrung. Der Elfjährige aus Hetzerath spielt im Musikverein Kasel, im Jugendorchester Waldrach und in der Jazzband des Friedrich-Wilhelm-Gymnasiums. Das Improvisieren beim Jazz wolle er vertiefen und hat sich daher zum 19. Osterworkshop des Jazzclubs Trier angemeldet. Nun sitzt er mit sieben weiteren Schlagzeugschülern bei Andreas Klein auf der Bühne im großen Saal der Tufa, und streicht mit dem Stahlbesen über seine Trommel.

Rund 60 Teilnehmer aus Köln, Luxemburg, dem Saarland und der Region, darunter viele Jugendliche, haben während der Ostertage ihr musikalisches Lager in der Tufa aufgeschlagen. Für einige sei es eine ganz neue Erfahrung. "Den Instrumentalunterricht am Morgen kennen viele, da sie auch Stunden nehmen", sagt Jazzclub-Vorsitzender Nils Thoma (50). "Plötzlich finden sie sich mittags in einer Combo wieder und müssen Solo spielen, was einige von ihnen noch nie getan haben." Und schließlich realisierten sie, dass sie am Sonntag beim Teilnehmerkonzert auf der Bühne stünden.

Ralf Trapp (46) aus Saarbrücken kennt das schon. Der Bassist ist bereits zum fünften Mal dabei, "um mein Spektrum zu erweitern". Die Jazzausbildung sei intensiver als eine klassische. Bereits zum zweiten Mal leitet David Andres (26) den Bass-Unterricht. "Wir haben diesmal nur zwei Neue dabei. Es ist gut, wenn man auf dem Gelernten vom vergangenen Jahr aufbauen kann." Aus dem Tufa-Atelier klingen Trompeten. Matthias Knoop (36) gibt einen D-Dur-Akkord vor, seine vier Schüler spielen ihn nach. Dann soll jeder einen der vier Töne anstimmen, also den Akkord; Knoop selbst spielt dazu die Tonleiter. Diese seien die Grundsteine, "da muss man sich auskennen und sie ins Ohr bekommen. Das ist wie Vokabeln lernen", sagt Knoop. Vokabeln für eine - für viele - neue Sprache: die Improvisation. "Ich versuche, meine Schüler von den Noten wegzukriegen." Gerade bei den Melodieinstrumenten wie der Trompete seien viele notenfixiert.

Nicht so an Noten gebunden sein, das fasziniert Emilia Heßler am Jazz. Die 13-jährige Triererin übt seit fünf Jahren Klavier, hat eine klassische Ausbildung und spielt nun Rock und Pop. "Ich wollte eine andere Musikrichtung probieren", sagt sie. Ihre Mutter ist Jazz-Saxofonistin und ebenfalls beim Workshop dabei. Und so hat sich Emilia ganz spontan am Freitagmorgen entschieden mitzugehen. "Anfangs hatte ich etwas Bammel, aber es war gar nicht schlimm." Doch als es dann in der Combo von Philip Czarnecki erstmals ans Improvisieren geht, traut sie sich nicht. Das wird sich sicherlich bis Sonntag, 24. April, 20.30 Uhr beim Auftritt im großen Saal der Tufa ändern. Nicht zuletzt, weil die Dozenten gut auf ihre Teilnehmer eingehen, wie Trapp findet. "Die schauen hier, dass in den Combos Anfänger und erfahrene Musiker gut gemischt sind." So würden junge Melodiespieler von erfahrenen Rhythmusleuten begleitet. Er selbst spielt erst seit sechs Jahren Bass, seit zwei Jahren in einer Jazzband. "Wir haben uns hier gefunden." mehi

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