Totales Bühnenchaos: Michael Fryans Komödie „Der nackte Wahnsinn“ erstmals in Trier aufgeführt

Trier · Ein Feuerwerk an Pointen erleben die Zuschauer der Komödie „Der nackte Wahnsinn“. Die Parodie auf den Theaterbetrieb hatte am Samstag Premiere im Trierer Theater.

 Theater Trier, Schauspiel "Der nackte Wahnsinn". Angelika Schmidt, Peter Singer, Tim Olrik Stoeneberg TV-Foto: Friedemann Vetter

Theater Trier, Schauspiel "Der nackte Wahnsinn". Angelika Schmidt, Peter Singer, Tim Olrik Stoeneberg TV-Foto: Friedemann Vetter

Foto: Friedemann Vetter

Eine kaum funktionierende Aufführung, die von beiden Seiten einer Theaterkulisse gezeigt wird und ein Chaos, wie es im tatsächlichen Theaterbetrieb hoffentlich nie vorkommt: Selten hat ein im ersten Moment überzogen wirkender Name eines Stückes wie "Der nackte Wahnsinn" so gut auf eine Komödie gepasst. In der Parodie auf den Theaterbetrieb zeigt das neunköpfige Ensemble eines englischen Wandertheaters dreimal den ersten Akt eines Schauspiels. Dessen Handlung ist dabei zu vernachlässigen, sie dient lediglich als Grundlage für ein Feuerwerk an Gags.

Bei der Generalprobe versucht der Regisseur aus den Reihen des Publikums die Akteure zu einem Zusammenspiel zu ordnen. Schon hier klappt nicht viel. Im zweiten Akt erlebt das Publikum bei einer Vorstellung während der vermeintlichen Tournee das Geschehen von hinten. Turbulenzen, Tränen, Liebe, Blumen und ein Kaktus, dessen Stacheln schließlich im Allerwertesten des Regisseurs landen, sorgen für Slapstick-Atmosphäre.

Dass die Aufführung, die auf der anderen Seite der Kulisse dem vermeintlichen Publikum aufgeführt wird, überhaupt noch funktioniert, erscheint wie ein Wunder. Gerade im Chaos hinter der Bühne kommen die Pointen Schlag auf Schlag, wenn die Schauspieler ihre Hosen verlieren, sich gegenseitig malträtieren, mit einer Axt aufeinander losgehen oder auf der Suche nach Alkohol übereinander fallen.

Als die Schaupieler den ersten Akt zum Ende der vermeintlichen Tournee vor inzwischen ramponierten Kulissen aufführen, stimmt nichts mehr. Die Dialoge der Schauspieler werden sinnlos, weil sich der entsprechende Widerpart irgendwo, aber nicht an seinem Platz befindet. Die Akteure stolpern schwer verletzt über die Bühne oder rutschen auf den Sardinen aus, die als Snack zum Fernsehen verspeist werden sollen, und bei den Requisiten ist nahezu nichts mehr so, wie es sein soll: Das Chaos ist perfekt.

Die 520 Zuschauer im Trierer Theater kommen während der Aufführung aus dem Lachen kaum heraus. Wie ein Feuerwerk prasseln die Pointen besonders im zweiten Akt auf das Publikum, wenn die Dialoge auf der vermeintlichen Bühne als Stichwortgeber das Geschehen hinter den Kulissen bestimmen. Zu absurd sind die Gags, wenn die Schauspieler Tür auf - Tür zu das reinste Chaos produzieren, nach Sardinen oder dem Telefonhörer suchen und der Handwerker eine Schauspielrolle übernimmt. Eine rote Karl-Marx-Figur sorgt dabei für Trierer Lokalkolorit.

Der Wiesbadenerin Regisseurin Caroline Stolz ist am Trierer Theater eine witzige Aufführung gelungen. Wer einen amüsanten Abend erleben und viel lachen will, dem sei die Aufführung empfohlen.

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