Träumen und erinnern bei Feierlaune

Trier · 40 Jahre gibt es sie schon: die Europäische Kunstakademie Trier. Mit einer neuen Ausstellung und einem Sommerfest wird gefeiert.

Trier Die eigentliche Wirklichkeit entstehe aus der Erinnerung, hat Marcel Proust, der Erinnerungskünstler schlechthin, einmal festgestellt. Auch in der Europäischen Kunstakademie Trier wird sich in diesen Tagen viel erinnert, feiert das Haus doch sein 40-jähriges Bestehen. Schließlich ist auch im einstigen Schlachthof, hoch oben über der Mosel, die Gegenwart das Ergebnis eines langen, in vier Jahrzehnte Vergangenheit zurückreichenden Prozesses.
Nicht nur, dass sämtliche Redner zur Eröffnung des traditionellen Sommerfestes zurückblickten. Passend zum Jubiläumsjahr ist auch die Sommerausstellung der Dozenten ihren "Dreams and memories" gewidmet, zu Deutsch, den Träumen und der Erinnerung. Die gestalten sich wie hier zu sehen ist, nostalgisch bis maßvoll fantastisch. Als Sommerakademie gegründet, kommt bis heute der schönsten Jahreszeit eine besondere Bedeutung im Programm der Einrichtung zu. "Die Sommerkurse sind das Kernstück der Akademie", bestätigte neuerlich Kulturdezernent Thomas Schmitt zum Auftakt des diesjährigen Sommerfestes.
Der Kommunalpolitiker verwies auf die Idee von Gründungsvater Erich Kraemer, aus der Akademie einen Ort der Bildung und Diskussion sowie des kulturellen Austausches zu machen. Heute - so Schmitt - leiste das Haus zudem einen wichtigen Beitrag zur regionalen Kreativwirtschaft. Auf die Suche nach der verlorenen Zeit machte sich launig Claus Bach. Der langjährige Dozent für Fotografie sprach als Vertreter der Lehrenden. Für den Fotokünstler aus Weimar ist die Akademie vordringlich ein Ort der Begegnung, an dem über das gemeinsame Lernen und Lehren eine Gemeinschaft von Menschen entsteht, an deren sozialen wie psychologischen Wechselwirkungen die Dozenten teilhaben.
Auf die Kooperationen mit der örtlichen Universität, der Hochschule und grenzüberschreitend mit internationalen Einrichtungen verwies mit Stolz Akademieleiterin Gabriele Lohberg. Eine davon, die Luxemburger Stiftung Fondation Marienburg, hatte die Performance gefördert, bei der die Aktionskünstlerin Barbara Heinisch zu den gewaltigen Klängen von Arvö Pärt malend ihr Alter Ego suchte. Auf den Spuren ihrer Erinnerung und der Suche einer verlorenen Zeit in ihren Träumen sind auch die Künstler der Sommerausstellung.
Leicht scheint Sebastian Böhm zu träumen. Heiter präsentiert sich sein gemaltes "Memory", als wunderbar poetisches abstraktes Traumbild. Einem Puzzle gleich fügt sich darin Leuchtendes mit Verhangenem zum großen Stimmungsbild.
Eher Skurriles geistert durch Bodo Korsigs Traumreich. Bildmächtig präsentieren sich Stefan Fahrnländers erzählfreudige Wand-Fahnen. Unter Alpträumen scheint gelegentlich Claus Bach zu leiden, wie sein hier gezeigter Treppensturz glauben macht. Ansonsten ruft der Künstler in seinen Fotos die Jahre seiner Tätigkeit an der Akademie zurück. So wie seine Kollegen Simone Busch und Harald Mante oder der Grafiker Christian Zsagar in seinen interessanten Holzschnitten oder Wolfgang Rüppel mit seinem eindrücklichen Arbeitsjournal.
Zurück auf längst vergangene Akademie Zeiten blickt auch Ruth Clemens. Damals war Erich Kraemer Chef der Akademie. Ein Ölgemälde und eine Reihe Gouachen verweisen neben anderen Arbeiten auf die künftige Jubiläumsausstellung, die dem Gründervater und seinen Freunden gewidmet ist.
Keine Frage: 40 Jahre sind ein Grund zum Feiern. Allerdings blieb die Feierlaune an diesem warmen Sommerabend eher zurückhaltend, auch wenn ein paar der zahlreichen Besucher zu fortgeschrittener Stunde ein Tänzchen zur leicht nostalgischen Musik der B and Fellini wagten. Selbst der vom Akademieteam an Gabriele Lohberg überreichte Geburtstagskuchen wurde ohne viel Aufsehen angeschnitten.
Bis 24. August, Dienstag bis Sonntag: jeweils 11 bis 17 Uhr. Zur Feier des 40-jährigen Bestehens wird es weitere Veranstaltungen geben. Unter anderem ein Klavierkonzert und ein Klanglabor (Mosel Musikfestival, 9. und 10. September). Die nächste Ausstellung Punktlandung wird bereits am 3. September eröffnet. Weitere Infos unter <%LINK auto="true" href="http://www.eka-trier.de" text="www.eka-trier.de" class="more"%>

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