Travestie, Tanz und Tragik: Schräges Spektakel im Zeltpalast

Merzig · Eine schwungvolle und tiefgründige Inszenierung von "La Cage aux Folles" ("Ein Käfig voller Narren") bietet der Merziger Zeltpalast in diesem Sommer. Hochkarätig besetzt und toll getanzt, gesungen und gespielt begeistert das Musical sein Publikum bei der Vorpremiere.

 Liebende: Albin (Holger Hauer, links) und Georges (Hartmut Volle). Foto: Musik & Theater Saar

Liebende: Albin (Holger Hauer, links) und Georges (Hartmut Volle). Foto: Musik & Theater Saar

Foto: Dirk Tenbrock (DT), rup ("TV-Upload Tenbrock"

Merzig. Ein seit Jahrzehnten erfolgreiches Broadway-Musical nach Merzig zu importieren, erfordert Mut. Den hat Joachim Arnold schon mit vielen Produktionen bewiesen. Mit "La Cage aux Folles" steht ein Klassiker auf dem Programm, dessen Thema auch mehr als 40 Jahre nach Erscheinen der Film-Vorlage topaktuell ist: Die glückliche, lebenslange Partnerschaft zweier Männer (inklusive "versehentlich" gezeugter Sohn), die sich - allen Widrigkeiten zum Trotz - im Happy End durchsetzt. Damals war das eine Sensation - heute ist es leider immer noch nicht "normal".
Auch dafür, dass sich das ändern möge, sind Arnold und seine Truppe angetreten. Das Hauptanliegen lautet jedoch: Unterhaltung! Mal derb, mal feinsinnig, musikalisch, komödiantisch, tänzerisch-athletisch, bunt, verrückt, zotig, aber auch rührend und bewegend ist diese Inszenierung, die inhaltlich auch mit aktuellen Bezügen punktet. Getragen von wunderbaren Schauspielern und erstaunlichen Tänzern wird die hohe Kunst der Travestie zelebriert. Im Nachtclub "La Cage aux Folles" zu Saint Tropez pulsiert das pralle Leben, abseits von bürgerlicher Spießigkeit. Besitzer Georges und sein Partner, Travestie-Star Albin alias "Zaza", haben wegen der Heirat ihres Sohnes mit der Tochter eines schwulenhassenden Politikers einiges zu erleiden.
Holger Hauer ist ein seit Jahren erfolgreicher Musical-Regisseur und Darsteller, der hier Regie führt und die Hauptrolle spielt. Sein Albin ist wunderbar kapriziös, zickig, aber auch tiefgründig weiblich. Seine Regieideen erfreuen das 700-köpfige Publikum, das laut lacht, wenn Wladimir Putin (oder das Publikum selbst) auf die Schippe genommen wird. An seiner Seite der famose Hartmut Volle, ja, der der sonst im Saarbrücker Tatort den Forensiker gibt. Sein sehr schauspielerischer Georges ist ein schönes Gegengewicht zu den vielen schrillen, überkandidelten Personen im Narrenkäfig. Witzig, tänzerisch und gesanglich überragend die Tänzer-Truppe. Die schönste Ausgestaltung einer Rolle bietet eindeutig Alexander Leder als Zofe Jacob. Die berauschenden Kostüme (Ulrike Kremer), die irrwitzig oft und schnell wechseln, sind eine Augenweide und tragen - auch inhaltlich - die Inszenierung. Das tolle kleine Orchester könnte man sich auch in einer Kurt-Weill-Insenierung vorstellen. Eine schillernd schöne Bühne und Beleuchtung machen die Sache rund. DT
Vorstellungen; mittwochs bis sonntags, bis 9. August. Karten: <%LINK auto="true" href="http://www.musik-theater.de" class="more" text="www.musik-theater.de"%>

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