Vernissage Dienstagabend in Trier Fotoausstellung zum Tag der Pressefreiheit: So dokumentiert Fotograf Florian Bachmeier den Krieg in der Ukraine

Trier/München · Der Fotograf Florian Bachmeier dokumentiert seit 2014 den Krieg in der Ukraine. Zum Tag der Pressefreiheit ist er in der Europäischen Kunstakademie zu Gast. Dort werden ab heute seine aktuellen Fotos präsentiert.

 Straßenbarrikade in der Nähe der ukrainischen Zhytomyr.

Straßenbarrikade in der Nähe der ukrainischen Zhytomyr.

Foto: Florian Bachmeier

Eine Sandpiste führt in ein Dorf in der Nähe der ukrainischen Stadt Zhytomyr. Links und rechts kahle Sträucher und verwelkte Kräuter. Quer auf dem Weg liegt ein großer, schwerer Betonblock. Ohne Kontext ist dieses Bild kaum zu dechiffrieren. Es zeigt eine friedliche Stimmung. Doch das täuscht. Aufgenommen wurde es kürzlich in der Ukraine. Und dort herrscht Krieg. Und das nicht erst seit dem 24. Februar dieses Jahres, sondern bereits seit Ende Februar 2014.

Florian Bachmeier ist als Fotograf seit dem Winter 2013/14 regelmäßig in der Ukraine

Einer der seit dem Winter 2013/14 regelmäßig in der Ukraine unterwegs ist, ist der Münchener Dokumentarfotograf Florian Bachmeier. Er hat sich immer wieder ins Land getraut, ist dort gereist und hat sich für seine Dokumentation dieses Konflikts mit den Menschen unterhalten. Entstanden ist so seine Dokumentation „In Limbo“, die im Oktober 2021 im Verlag Buchkunst Berlin erschienen ist.

Und als ob Florian Bachmeier und der Verlag es schon geahnt hätten, sammeln sie in dieser Dokumentation Bilder aus der ukrainischen „Vorhölle“ – so ließe sich auch der Buchtitel „In Limbo“ übersetzen. Zu sehen sind Landschaften, Gräber, Häuser und immer wieder Menschen – eine Frau, die in einer Unterkunft für Kriegsflüchtlinge in Mariupol ihr Baby in den Armen hält, der Automechaniker Sascha in Marjinka, dessen rechtes Knie von einem Granatsplitter zerstört wurde oder eine junge Kosakin in dem von Separatisten seit dem Sommer 2014 besetzten Tores am Tag ihrer Vereidigung.

Nach dem russischen Angriff bleibt Bachmeier in der Ukraine

Auch als der russische Angriff auf die Ukraine am 24. Februar begann, war Bachmeier in der Ukraine. Und statt schnellstmöglich zurück nach München zu fahren, wo er mit seiner Familie lebt, dokumentiert er mit seinen aktuellen Bildern die Tage danach. Flüchtende Frauen und Kinder in einer Halle in Lviv, in der sie Schutz suchen. Oder die 23-jährige Schauspielerin Nastia, die in der nordwestukrainischen Stadt Lutsk war, als die Russen die im Donezbecken liegende Stadt Slowjansk angriffen; dort leben ihre Eltern.

Florian Bachmeier lotet mit seinen Arbeiten Grenzen aus. Sie seien in vielen seiner Langzeitdokumentationen ein Thema, das „mitschwingt, weil sie ständig metaphorisch ständig neu verhandelt werden“. Neben seinen Arbeiten zur Ukraine hat der Fotograf, die Lage in den Flüchtlingslagern in den spanischen Exklaven Ceuta und Melilla, auf der griechischen Insel Lesbos und im Balkan dokumentiert.

Bachmeier gewinnt den Bayerischen Fotopreis

Vor zwei Jahren gewann Florian Bachmeier den Bayerischen Fotopreis für eine Aufnahme, die einen alten Mann zeigt, der eine Corona-Infektion überlebt hat und auf dem Rand seines Krankenbettes sitzt. Auch hier geht es dem Fotografen, um das Sichtbarmachen von Grenzen: „Die Corona-Pandemie hat uns oft unsichtbare Grenzen gesetzt – etwa weil Verbote zu beachten waren oder Familien auseinander gerissen wurden.“ Dass, was ihn an diesem Thema fasziniere, sei deren Vielfältigkeit, egal ob politisch, ethnisch, religiös oder willkürlich gesetzt. „Grenzen machen etwas mit dem Menschen, sie beeinflussen das menschliche Leben ständig“, sagt Bachmeier im Gespräch mit dem TV.

Immer noch in der Ukraine unterwegs

Zurück zur Ukraine: Kurz nach dem Telefonat mit dem TV Anfang April hat sich Florian Bachmeier wieder auf den Weg zurück in die Ukraine gemacht. Erst an die polnisch-ukranische Grenze, dann weiter mit dem Zug und dem Bus ins Kriegsgebiet. Und er hat sich wieder auf die Suche nach Protagonisten gemacht, die das Leid dokumentieren, das der Krieg mit sich bringt. Schutz bieten Luftalarm-Apps, die laut Florian Bachmeier „ganz gut funktionieren“ und zeigen, wo die nächsten Luftschläge drohen. Um sich nicht zu gefährden, hat der Fotograf ein paar Schlagworte auf ukrainisch gelernt, Und sonst verlässt er sich auf seinen Dolmetscher – um nicht hinter die Linien zu geraten und um der Vorhölle zu entkommen.

Aktuelle Fotos aus der Ukraine zeigt Florian Bachmeier in der Ausstellung „Hinter den Linien. Ukraine ...“ in der Europäischen Kunstakademie in Trier. Sie kann zwischen dem 3. und dem 8. Mai besucht werden. Anlass für die Schau, die vom Leiter der Akademie, Simon Santschi, kuratiert wurde, ist der Internationale Tag der Pressefreiheit, der jedes Jahr am 3. Mai gefeiert wird. Die Anregung zu dieser Ausstellung kam vom Bezirksverband Trier des Deutschen Journalistenverbands (DJV). Florian Bachmeier ist zur Eröffnung der Fotoausstellung ab 19 Uhr vor Ort und berichtet von seinen aktuellen Reisen in die Ukraine.

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