"Trier ist mir ans Herz gewachsen"

Trier · Mit dem Ende der Theatersaison 2014/15 verlassen viele Künstler die Trierer Bühne, die das Publikum über Jahre liebgewonnen hat. In der TV-Serie "Tschüss, Theater Trier" verraten sie, was ihnen an der Mosel besonders gut gefallen hat und wie es beruflich für sie weitergeht. Sopranistin Evelyn Czesla will in Trier bleiben, sucht aber noch nach neuen Projekten - auch abseits des Gesangs.

 Sie bleibt erst einmal in Trier: Evelyn Czesla möchte sich nicht von ihrer Heimat verabschieden. Immerhin spielte sie am hiesigen Theater in „Die menschliche Stimme" eine ihrer Lieblingsrollen. TV-Fotos (2): Stefanie Braun, Archiv/Friedemann Vetter

Sie bleibt erst einmal in Trier: Evelyn Czesla möchte sich nicht von ihrer Heimat verabschieden. Immerhin spielte sie am hiesigen Theater in „Die menschliche Stimme" eine ihrer Lieblingsrollen. TV-Fotos (2): Stefanie Braun, Archiv/Friedemann Vetter

Foto: (g_kultur

Trier. Evelyn Czesla verlässt nach 13 Jahren die Bühne des Theaters, die Stadt Trier wird sie aber nicht verlassen. Die Sopranistin wohnt gerne hier und will sich erst einmal nicht an anderen Häusern bewerben. In ihrer Zeit in Trier hat sie in vielen Produktionen mitgewirkt, unter anderem in "Die Kluge" von Carl Orff, "La Bohème" und "Peter Grimes". TV-Redaktionsmitglied Stefanie Braun sprach mit ihr übers Abschiednehmen und neue Wege.Tschüss, Theater Trier!


Was werden Sie am Theater Trier vermissen?
Evelyn Czesla: Ich werde das Auf-der-Bühne-stehen vermissen, das Musizieren mit den Kollegen, das Gestalten der Rollen. Einfach den kreativen Arbeitsprozess, bis das Stück so steht, wie es dann aufgeführt werden soll. Das Zusammenwirken der Menschen aus allen Abteilungen, um ein Stück hervorzubringen, empfand ich immer als besonders schön.
Was ist Ihre schönste oder auch verrückteste Erinnerung an Ihre Zeit im Theater?
Czesla: An der Arbeit im Theater ist nichts verrückt, aber eigentlich auch alles. Verrückt ist schon alleine, dass man sich überhaupt für diesen Beruf entscheidet.
Ein witziges Erlebnis gab es während meiner ersten "Fledermaus"-Inszenierung. Der Regisseur gab mir für meinen Anfangsauftritt einen kleinen, äußerst quirligen Terrier an die Hand. Ich merkte schnell, dass es vollkommen egal war, was ich auf der Bühne sang oder spielte. Das Publikum starrte nur auf den Hund, wie er jedes Mal so schnell wie möglich versuchte, zu seinem Herrchen an die Seitenbühne zu gelangen.
Was war Ihre Lieblingsrolle oder ihr Lieblingsstück in der Trierer Zeit?
Czelsa: "Die menschliche Stimme" von Francis Poulenc aus der vergangenen Spielzeit. Weil es eigentlich mehr ein Schauspiel ist, ein unglaublich intensives Ein-Frau-Stück; weil man ganz allein auf der Bühne ist und sich am Telefon mit einem imaginären Partner unterhält.
Wie haben Sie Ihre Abschiedsspielzeit erlebt?
Czesla: Von den Gefühlen her war es eine sehr wechselhafte Spielzeit, mit viel Traurigkeit und Wut. Weil jemand einfach so über so viele Menschen entscheidet. Dadurch, dass es ein gemeinsames Abschiednehmen war, war alles viel intensiver. Wenn man weiß, dass es bald zu Ende sein wird, erlebt man alles noch mal anders. Es war ein Bewusstwerden und gleichzeitig ein Verarbeiten dieses Abschieds. Aber es gab auch viel Freude und Gespanntheit auf das, was kommt. Ein neuer Lebensabschnitt fängt an, den ich mit Neugier auf mich zukommen lassen möchte.
Wie wird es beruflich bei Ihnen weitergehen?
Czesla: Es ist alles noch ein bisschen vage: Gesanglich werde ich auf jeden Fall weiter eigene Projekte machen. Da mir Trier mit den Jahren ans Herz gewachsen ist, möchte ich jetzt nicht in eine andere Stadt ziehen oder an ein anderes Theater wechseln. Ich versuche, mich auf Dinge zu konzentrieren, die mich neben dem Singen ebenfalls interessieren. Was genau das ist, will ich noch nicht sagen. Aber eines kann ich bereits verraten: Ich werde noch die Organisation des Shuttlebus-Services zur Philharmonie in Luxemburg übernehmen. sbraExtra

Evelyn Czesla wurde 1965 in Bonn geboren. In Detmold ist sie aufgewachsen. Schon früh hat sie gewusst, was ihr beruflicher Weg sein würde: Denn ihre Tante war ebenfalls Sängerin. Als Czesla vier Jahre alt war, sah sie ihre Tante auf der Bühne der Kammeroper in Wien. Seitdem wusste sie, dass die Bühne auch ihre Welt ist. Nach ihrer Ausbildung zur Geigenbauerin an der staatlichen Musikinstrumentenbauschule in Mittenwald, studierte sie Gesang in Frankfurt am Main. Bevor Evelyn Czesla 2002 als Solosängerin an das Theater Trier kam, sang die Sopranistin im Staatstheater Darmstadt im Chor. sbra

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