Premiere „Die Übersterblichen“: Der Tod kommt als Stewardess

Trier · Premiere des Stücks „Die Übersterblichen“ in der Tuchfabrik vor 150 Zuschauern.

  
  
  
 Letzer Aufruf für „Jedermann“ (Maher Abdul Moaty, rechts): Er will nicht wahrhaben, dass der Tod (Jessica Schultheis, Mitte) ihn mitnehmen will.

Letzer Aufruf für „Jedermann“ (Maher Abdul Moaty, rechts): Er will nicht wahrhaben, dass der Tod (Jessica Schultheis, Mitte) ihn mitnehmen will.

Foto: Bürger*innentheater der Tufa/Tufa

Wenn es so weit ist, möchten 90 Prozent aller Menschen am liebsten zu Hause sterben. Vorzugsweise körperlich und geistig in gutem Zustand und so schmerzlos wie möglich. Die Realität sieht hingegen anders aus. 50 Prozent sterben im Krankenhaus, etwa 20 Prozent in Pflegeheimen.

„Der Tod ist keine Option“ heißt es in einer Szene des Theaterstücks „Die Übersterblichen“.„Ausblenden, vermeiden, verdrängen, vergessen“, lautet in dem etwas anderen Yogakurs das Mantra – erst recht in Zeiten der Pandemie. Auf der Bühne, auf der zeitweise bis zu 20 Personen spielen, ist ein sehr dynamisches und spielfreudiges Ensemble des Bürger*innentheaters unterwegs. Das mit dem Innovationspreis ausgezeichnete Bühnenstück ist in einem Revue, Collage, Infoveranstaltung, Tanzprojekt, Videokunst, Drama und Komödie. Hinzu kommt die musikalische Begleitung durch Saif Al-Khayyat, der die jeweilige Stimmung mit unterschiedlichen Instrumenten untermalt.

Aus Interviews, Statistiken, Erfahrungen und Fakten hat Regisseurin Judith Kriebel zusammen mit ihrem Team ein intensives Bühnenwerk erarbeitet, das „jedermann“ den Spiegel vorhält. Diese vielseitigen Elemente werden verbunden mit dem Schicksal der beiden Protagonisten: In roter Stewardessen-Uniform mit Schiffchen und Halstuch macht der Tod (Jessica Schultheis) einem „Jedermann“ (Maher Abdul Moaty) auf ebenso charmante wie unumstößliche Weise klar, dass seine letzte Stunde gekommen ist. „Es ist nicht gestattet, schweres Gepäck mitzunehmen“, erklärt die Reisebegleiterin dem jungen Mann. Doch er versucht verzweifelt, festzuhalten, was er angehäuft hat.

Denn der Tod ist keine Option. „Vertu nit Deine Frist“, mahnt die Frau in der roten Uniform. Durch die Authentizität der dargestellten Situationen bekommt das Publikum die volle Packung: Schmerzvolles, Rührendes, Nachdenkliches, Informatives und Komisches. Denn ja, man darf angesichts des Todes auch lachen. Am Ende ist „Jedermann“ mit dem Tod versöhnt. Der Abend klingt unter nicht enden wollendem Applaus aus und entlässt rund 150 Menschen in die Nacht auf Allerheiligen.

Es spielt das Bürger*innen-Ensemble der Tufa (Regie: Judith Kriebel; Choreographie: Hannah Ma; Musikalische Leitung: Saif Al-Khayyat; Ausstattung: Susanne Weibler; Video: Victor Beusch). Weitere Vorstellungen am 5., 6., 9., 20. November, jeweils 19.30 Uhr, und am 21. November, 18 Uhr. Tickets gibt es unter www.ticket-regional.de

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