Theater Ein römisches Gesamtpaket: Das Verhör des Lukullus

Trier · Spannung beim Trierer Festival „Unterwelten“: So verlief „Das Verhör des Lukullus“ im urigen Keller des Restaurants „Zum Domstein“.

 Szene aus der „Lukullus“-Inszenierung im Keller des Domstein-Restaurants in Trier: Die Totenrichterin (Sandra Karl) und das Fischweib (Monika Wender) finden nicht viel Gutes an Feldherr Lukullus (Manfred Rath)".

Szene aus der „Lukullus“-Inszenierung im Keller des Domstein-Restaurants in Trier: Die Totenrichterin (Sandra Karl) und das Fischweib (Monika Wender) finden nicht viel Gutes an Feldherr Lukullus (Manfred Rath)".

Foto: Pütz Karin

Wer in diesen Wochen nicht die Gelegenheit nutzt, sich im Rahmen des Festivals „Trierer Unterwelten“ die Keller der Stadt anzusehen, ist selbst schuld. Denn die Trierer Kulturszene rückt mit unterschiedlichen Formaten äußerst kreativ und sehr präsent Orte ins Licht, die selbst manchem Trierer unbekannt sind. So auch Karsten Müllers Verein Frosch Kultur, dessen Produktion voll und ganz auf das römische Ambiente des Kellers unter dem Restaurant Domstein setzt. Im Saal allein gibt es schon viel zu sehen, während die fast 60 Gäste auf den Beginn der Vorstellung warten.

Römische Reliefs und tönerne Relikte aus alten Zeiten bereiten das Publikum stimmungsvoll auf „Das Verhör des Lukullus“ vor. Denn bei besagtem Lukullus handelt es sich nicht ausschließlich um einen gemütlichen Feinschmecker. Nach seinem Tod muss der Feldherr sich vor einem Gericht für seine Taten verantworten. Können seine ruhmreichen Schlachten und Eroberungen – unter anderem hat er den Kirschbaum nach Rom gebracht – die vielen Opfer rechtfertigen? Ein Totengericht wird darüber entscheiden, und zahlreiche Zeugen werden aussagen. Bertolt Brecht entwarf das Stück als Hörspiel, es diente schon als Vorlage einer Oper und wurde als Bühnenstück auch von der Augsburger Puppenkiste gespielt.

In Karsten Müllers Inszenierung vermischt sich die Römerzeit mit dem Jetzt – seine Zeugen sind allesamt in Videoeinspielern zu sehen, darunter regional bekannte Personen aus Kultur und Politik wie der neue Trierer Kulturdezernent Markus Nöhl, und sogar das Puppenspiel findet einen Platz. Das gibt dem Stück eine Dynamik, die keine Langeweile aufkommen lässt, wenn man bereit ist, sich auf die lyrische Sprache einzulassen.

Das Publikum wähnt sich im Gerichtssaal, wenn Sandra Karl als Totenrichterin streng den Hammer auf den Tisch haut und um Ruhe anhält. Monika Wender als Fischweib lässt als Zeugin kein gutes Haar an Lukullus, der sich vom überheblichen Feldherrn zum demütigen Schuldigen verwandelt (überzeugend dargestellt von Manfred Rath). In der Pause geht es für die fast 60 Zuschauerinnen und Zuschauer römisch weiter: Im Eintrittspreis inbegriffen ist eine Auswahl römischer Köstlichkeiten, die aus den damals üblichen Zutaten zubereitet werden.

Für Regisseur Karsten Müller ist das Thema des Stücks keineswegs nur auf die Römerzeit zu beziehen. Er fühlte sich beim Lesen Brechts an die Situation im heutigen Afghanistan erinnert und gibt zu bedenken: „War Lukullus‘ Kirschbaum damals 80 000 Tote wert? War es das heute wert, dass für eine Generation Mädchen, die in Afghanistan zur Schule gehen durften, über 200 000 Menschen sterben mussten?“ Sicherlich gibt es dazu verschiedene Ansichten – wie das Totengericht im Fall Lukullus entschieden hat, wird aber an dieser Stelle nicht verraten.

„Das Verhör des Lukullus – Eine Groteske über die Rechtfertigung des Krieges nach Bertolt Brecht“ läuft im Rahmen des Festivals „Trierer Unterwelten“ und wurde von Land und Stadt gefördert. Weitere Vorstellungen am 11., 12. und 17. November, jeweils um 19.30 Uhr (Einlass 19 Uhr) im Restaurant „Zum Domstein“, Hauptmarkt 5; Tickets sind erhältlich zu 28/20 Euro bei Ticket regional.

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