Kultur Trierer Chormeile - „Das ist für mich wirklich Herzenssache“

Trier · Ein Gespräch mit dem ersten Vorsitzenden des Kreis-Chorverbands Trier zur Chormeile, die am heutigen Samstag stattfindet.

 Kurt Müller, der erste Vorsitzende des Kreis-Chorverbands Trier, im Interview.

Kurt Müller, der erste Vorsitzende des Kreis-Chorverbands Trier, im Interview.

Foto: TV/Martin Möller

Die Zahlen sprechen für sich. Die elfte Auflage der Trierer Chormeile am Samstag, 21. April, ab 11 Uhr, zieht mehr Chöre und mehr Chorsängerinnen und -sänger an denn je. 42 Chöre mit mehr als 1000 Personen stehen auf 13 Plätzen in der Trierer Innenstadt. Das Einzugsgebiet ist noch größer geworden. Mit dabei sind Chöre aus Trier und der Trierer Region, aber auch aus dem Saarland, Hessen, Nordrhein-Westfalen, den Niederlanden und Luxemburg. Sie bieten am Samstag einen bunten Querschnitt durch die Welt des Chorgesangs: Vom klassischen Repertoire über modernes Liedgut bis hin zu Rock/Pop/Jazz. Das Organisationsteam besteht aus der Trier Tourismus und Marketing GmbH (ttm), dem Kreis-Chorverband Trier e.V. (KCV), der Herzogenbusch-Gesellschaft, der Stadt Trier und dem Bistum Trier. Welche Motivation steht hinter dem Riesenprojekt? TV-Mitarbeiter Martin Möller sprach darüber mit Kurt Müller, 1. Vorsitzender im Kreis-Chorverband.

Herr Müller, am 21. April findet in Trier zum elften Mal die Chormeile statt. Was haben Sie persönlich damit zu tun?

Ich bin 1. Vorsitzender im Kreis-Chorverband Trier-Stadt. Wir sind Teil der Kooperations-Partnerschaft zwischen der Stadt Trier, der Herzogenbusch-Gesellschaft und in diesem Jahr auch dem Bistum Trier. Wir vom Kreis-Chorverband sind für die technische Durchführung der Chormeile zuständig …

…aber was haben Sie als Person damit zu tun? Gibt es bei Ihnen ein besonderes Engagement, eine große Liebe zur Sache vielleicht?

Ja, in diesem Projekt steckt von mir eine Unmenge von Herzblut. Wir haben mit der Chormeile eine Chance, unseren Chören eine Plattform zu bieten, die es sonst gar nicht gäbe. Die Chöre können sich an den unterschiedlichen Standorten darstellen. Und, wie gesagt: Das ist für mich wirklich Herzenssache.

Was fasziniert Sie so am Chorgesang?

Jeder Chorsänger verfügt über ein einziges Instrument, das ist die Stimme selber. Die bringen sie ein, wie es möglich und notwendig ist. Und daraus entsteht ein wunderbares, gemeinschaftliches Miteinander. Man bringt ganz anders Gefühle herein. Die Stimme ist näher an Körper und Seele – viel näher als beispielsweise ein Streichquartett.

Wie ist es damals zur Gründung der Chormeile gekommen?

Die Chormeile basiert auf der Idee eines Liedertafel-Festivals in Triers Partnerstadt Herzogenbusch. Bei diesem Festival haben verschiedene Chöre an verschiedenen Standorten zu unterschiedlichen Zeiten gesungen. Wir vom Kreis-Chorverband haben uns das Festival in Herzogenbusch angeschaut und haben überlegt, wie wir diese Festival-Idee in Trier umsetzen könnten. Nun ist die Trierer Fußgängerzone fast genau eine römische Meile lang. Da lag es nahe, eine „Chormeile“ zu veranstalten. Unter den Chören hat sich dann rasch herumgesprochen: Wer da nicht mitmacht, hat etwas verpasst.

Was haben Sie an Rücklauf von den Zuhörern erlebt? Gab es nur Begeisterung?

Ich muss sagen: Es gab Stimmen, die forderten, die Region stärker einzubeziehen – ursprünglich waren nur Trierer Chöre und Chöre aus Herzogenbusch dabei. Die Forderung haben wir gerne aufgenommen. Es gab auch Fragen zur Finanzierung. Manche wollten aus der Chormeile ein Geschäftsmodell machen und mussten enttäuscht einsehen, dass das mit den vorhandenen Mitteln nicht möglich war. Aber die positiven Reaktionen überwiegen bei weitem. Die Chormeile 2018 hat noch nicht stattgefunden und bei uns laufen schon Anfragen zur Veranstaltung von 2019 ein.

Kritisch eingestellte Musikfreunde könnten bemängeln, dass die Chormeile so etwas ist wie eine Klangfassade ohne direkte Auswirkungen auf die Qualität der Chöre. Was würden Sie entgegnen?

Ich sage mal ganz spontan: Jeder singt, so gut er kann. Es werden auch Chöre kommen, die nicht so perfekt sind. Aber auch die haben die Chance, aufzutreten.

Nun steht uns die nächste Chormeile ja unmittelbar bevor. Was haben Sie seit 2017 in der Vorbereitung anders gemacht?

Man will Dinge ja immer besser machen. Und in der Stadt gibt es einen neuen Kulturdezernenten und bei der Trier Tourismus und Management – der ttm – eine neue Geschäftsführung. Beide haben neue Ideen eingebracht. Es war zum Beispiel vorgesehen, dass man Standorte und Genres einander zuordnet – also Jazzchor beispielsweise in der Nähe der Tufa. Das war nicht zu realisierbar, dafür ist der Spektrum der Chöre viel zu breit. Jetzt wird auf dem Kornmarkt überwiegend moderne Literatur gesungen und ehemaligen Gebäude der Dresdner Bank konnte eine Bühne für Kinder- und Jugendchöre eingerichtet werden, die anderen Chöre sind dem Genre entsprechend verteilt. Mit der städtischen Musikschule werden wir auch dieses Jahr eine Chorwerkstatt veranstalten, Der Projektchor aus der Werkstatt wird auf dem Kornmarkt seinen ersten Auftritt haben. Alle, die sich melden, können gerne mitmachen.

Wird die Chormeile 2018 ein Erfolg?

Es gibt allgemein ein Interesse daran, dass die Chormeile fortbesteht. Manche Chöre stehen schon für 2019 in der Warteschleife. Wenn ein Festival solch ein Interesse mit sich bringt, dann ist es auf jeden Fall erfolgreich!

Kurt Müller ist geschäftsführender Gesellschafter der Boxleitner beratende Ingenieure GmbH

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