Als Trier in Trümmern lag Einmal im 3D-Video über das kriegszerstörte Trier von 1944 fliegen? Hier geht‘s lang!

Trier · Dom, Liebfrauenkirche, Karl-Marx-Statue: Der Trierer Geograf Sven Schröter bringt Kulturdenkmäler der Region in 3D ins Internet – anhand von bekannten Modellen. Hier sehen Sie seine Videos - und er sagt, was er noch vorhat.

3D-Animationen von Trierer Sehenswürdigkeiten
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Trierer Monumente in 3D im Internet (Bilderstrecke/Screenshots)

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Foto: Sven Schröter/Sven Schröter (Screenshot)

Ein 30-Sekunden Flug in 3D über die Trümmer, über Teile der kriegszerstörten Trierer Innenstadt, wie sie sich nach den Bombenangriffen 1944 präsentiert: Der Dom ist schwer beschädigt, nicht nur die Dächer der Westtürme. Noch auffälliger sind die Schäden an der Liebfrauenkirche, an der auch große Teile des Mauerwerks erneuert werden müssen.

Ein Kick weiter – das Jetzt: Ein 3D-Flug über Dom und Liebfrauenkirche in der heutigen Form, wenn auch nicht in der heutigen Farbe. Es ist ein Flug über das maßstabsgetreue tastbare Bronze-Modell für Sehbehinderte im Maßstab 1:200,  das seit 2019 vor dem  Dom steht.

Der Trierer Geograph und Geoinformatiker Sven Schröter hat diese und weitere 3D-Videos erstellt und im Internet veröffentlicht. Etwa auch vom Grutenhäuschen, einem zum Teil rekonstruierten römischen Grabtempel bei Igel, oder auch von der Karl-Marx-Statue, perfekt eingepasst auf historische oder aktuelle Stadtpläne.  

Beruflich arbeitet er als selbstständiger Dienstleister (im Büro Netgis) unter anderem für Kommunen und Landesbehörden, vor allem im Bereich Online-Kartographie. Die 3D-Videos entstehen aber aus privatem Interesse, „aus Begeisterung für die Technik und die Kultur in der Region. Das ist auch die Hobby, wie auch die Kulturdatenbank.“ Bei der enorm umfassenden „Datenbank der Kulturgüter der Region Trier“ (www.kulturdb.de) ist Schröter der Mann für die technische Expertise.

Auch hinter dem 3D-Videos steckt eine Menge Arbeit, viel Liebe fürs Detail. Die so genannte Photogrammetrie macht es möglich. Damit lassen sich – vereinfacht gesagt – aus Fotos dreidimensionale Modelle erstellen. Dank geeigneter Software, die bis vor kurzem noch „sündhaft teuer“ (Schröter) war. „Diese Technik habe ich auch  angewandt für das 3D-Video vom zerstörten Trier von 1944, das als Modell im Stadtmuseum Simeonstift ausgestellt ist“, erklärt Schröter. Dazu mache man aus ganz vielen Perspektiven Fotos, „beim Modell aus dem Stadtmuseum waren es 320 Bilder.“ Diese müssen aus verschiedenen Winkeln erstellt werden, dazu geht er um das Modell herum. „Man braucht saubere Bilder mit einer guten Tiefenschärfe. Eine Photogrammetrie-Software kann daraus ein 3D-Modell erstellen. Das ist aber ein unheimlicher Rechenaufwand.“   

Dadurch entsteht ein dreidimensionales Modell, das maßstabsgerecht ist und das sich etwa auch auf einen historischen Stadtplan einpassen lässt. Dazu müsse aber das Ursprungsmodell sehr genau sein. „Das Dom-Modell und das von der Kriegszerstörung sind beide vom gleichen Modellbauer, vom Trierer Joachim Woditsch“, sagt Schröter: „Die wurden hervorragend im Maßstab 1:200 gebaut.“

Der immense Rechenaufwand erklärt auch, warum sich das berühmteste Trierer Modell von Joachim Woditsch noch nicht dreidimensional im Internet erkunden lässt: Der Modellbauer hatte in jahrelanger Detailarbeit ein sehr großes Modell des römischen Triers erstellt, das seit vielen Jahren zu den Publikums-Favoriten im Rheinischen Landesmuseum gehört.  

 Sven Schröter.

Sven Schröter.

Foto: Sven Schröter

Sven Schröter hat schon weitere Pläne: Drohnen seien ein gutes Hilfsmittel, etwa bei der Modellierung des Grutenhäuschens oder der Karl-Marx-Statue. Auch ein begehbares dreidimensionales Stadtmodell sei interessant – ein Projekt, das er mit einem Programmierer angehen möchte. Das ist ein Metier, das vor allem Spieleentwicklern vertraut ist, – und das wohl durchaus viele Trier-Fans spannend finden dürften. „Aber auch das ist sehr aufwendig.“

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