Künstlerinnen und Künstler im Prträt Vom Glück der Kunst
Nora im Glück möchte man sie in Anlehnung an ein bekanntes Märchen nennen, wenn sie so dasteht inmitten ihrer Arbeiten. „Das Kunstschaffen und meine Werke begeistern mich, es macht mich glücklich“, bestätigt Nora Below.
„Selbstbegeisterung“ hatte solches Glücklichsein einst ihr Professor genannt, der Konzeptkünstler Rolf Thiele, bei dem die aus Trier stammende Künstlerin, die heute in Berlin lebt, an der Hochschule für Künste (HfK) in Bremen studierte. Die Begeisterung von damals ist ihr fraglos geblieben. Und ganz offensichtlich auch das Bedürfnis nach Selbstversicherung und Sinnsuche über die Kunst.
Etwas das Sinn macht und Sinn gibt, möchte sie schaffen, sagt die Künstlerin. Wer mit der lebhaften blonden Frau mit dem wachen Blick spricht, begegnet einer Persönlichkeit, in der sich künstlerische Leidenschaft mit nachdenklicher Distanz verbindet. Aber auch wer nur ihre Arbeiten betrachtet und ihre Comic-Texte liest, spürt die geradezu existenzielle Dringlichkeit, die sie antreibt. Nora Belows Gemälde und Comics sind in hohem Maße autobiografisch. Ihr Erleben, ihre Eindrücke und Gedanken werden darin ebenso zum Bild, wie ihr Umfeld oder ihre Familie. Dabei bleiben ihre Arbeiten nicht selbstgenügsam im Selbstreferentiellen stecken. Sie wenden sich dem Betrachter zu. Ihre Motive und Texte beflügeln die Fantasie und öffnen ihm Fenster in eigene weite Vorstellungs-und Denkräume. Mitten in überlebensgroßen Porträts steht Nora Below an diesem Herbstnachmittag im „Blauen Haus“, dem Domizil der privaten Sammlung des Trierer Unternehmers Walter Blasius.
Eindrucksvoll kommen die Bilder daher, mit ihren gegeneinander gesetzten Farben, aus denen Form und Ausdruck entstehen. Stilistisch erinnern die großformatigen Bilder an die Darstellungen in Comics, Nora Belows anderem und erstem Standbein. Allesamt stammen die Porträt-Motive aus Filmen des schwedischen Regisseurs Ingmar Bergman. Das kommt nicht von ungefähr, denn Nora Below ist nicht nur eine interessante Künstlerin und Gesprächspartnerin, sondern auch eine kosmopolitische. Zwei Seelen wohnen – um es mit dem Dichterwort zu sagen – in ihrer Brust, die der schwedischen Mutter und die des deutschen Vaters. Aus Italien stammt ihr Ehemann.
In Trier ist Nora Below aufgewachsen. Schon früh entdeckte sie die spannende wie fantastische Welt der Comics. Nach dem Abitur am heutigen Humboldt Gymnasium ging sie zunächst nach Schweden, das sie noch immer als ihr Sehnsuchtsland bezeichnet. Eine Sehnsucht, die sich in ihren Bildern wiederfindet. Im Heimatland ihrer Mutter besuchte sie zunächst eine Comic-Schule, bevor sie 1995 ins Seminar Malerei der Folkuniversitatet Stockholm wechselte. Was künftig ihr Leben bestimmen sollte, stand nun fest: „Ich will Kunst machen“. Zurück in Deutschland nahm sie 1996 ihr Studium an der HfK Bremen auf, die sie 2003 als Meisterschülerin von Rolf Thiele verließ. Dass die Welt Kunst braucht, ist für Nora Below klar: „Die Kunst schafft Räume, wo Freiräume immer begrenzter werden“, sagt die Künstlerin. Dass Kunst auch Befreiung schafft, ist in ihren Comics aus der Corona-Zeit zu sehen, in denen Below Eindrücke aus der Pandemie aufarbeitet. Für die Wahlberlinerin ist die Kunst zudem ein Mittel der Bewusstseinserweiterung: „Ich will dazu beitragen, dass sich mit Hilfe meiner Arbeit Dinge in den Köpfe ändern“.
Allein mit der Wirklichkeit ist das nicht zu erreichen, legt das Werk der Künstlerin nahe. Auch wenn sie die Realität immer wieder zitiert: Nora Belows Werk aus Comic und Malerei führt in jenes Land, in dem „ die Träume niemals enden“ so wie sie ihre Ausstellung im „Blauen Haus“ betitelt hat. Es ist ein Land, in dem sich die Realität in den Träumen befreit hat, um dort im freien Flug neue Wirklichkeiten zu schaffen und fantasievoll zu leben. Eva-Maria Reuther
Nora Belows Arbeiten können im „Blauen Haus“ bis 16.02.nach Vereinbarung besichtigt werden, am 22.und 28.12. ohne Vereinbarung. Kontakt und weitere Infos:
norabelow.de/aktuelles-von-nora-below