Trierer Markus Trabusch tritt in dieser Spielzeit Intendanz am Main-Franken-Theater in Würzburg an

Trier · Er ist seiner Heimat Trier noch gut gesonnen, immerhin hat sie ihn als Kind und Jugendlicher auf seine neuen Aufgaben vorbereitet. Markus Trabusch übernimmt seit dieser Spielzeit die Intendanz am Main-Franken-Theater in Würzburg.

 Markus Trabusch

Markus Trabusch

Foto: privat

Diszipliniert sein, transparent und nachvollziehbar arbeiten, Zusagen einhalten, verlässlich sein und eine Künstlerpersönlichkeit - All das macht für Markus Trabusch einen guten Intendanten aus. In seiner ersten Spielzeit als ebendieser am Main-Franken-Theater Würzburg versucht er sich als solcher zu beweisen. Mit Volksfreund-Redaktionsmitglied Stefanie Braun spricht er über die Aufgaben eines Intendanten, Zuschauerrückgänge und seine Zeit in Trier.

Sie sind in Trier aufgewachsen, haben das Abitur am Max-Planck-Gymnasium in Trier und ihren Zivildienst im Herz-Jesu-Krankenhaus gemacht - welche Erinnerungen verbinden Sie mit Trier?
Markus Trabusch: Dadurch, dass ich eine schöne Kindheit und Jugend hatte, fast nur gute. Natürlich verbinde ich mit Trier meine Familie. Meine Mutter und zwei Geschwister leben noch in Trier, sodass ich nach wie vor einen Bezug dazu habe. Ansonsten merke ich vor allem gerade, welch tolles Fundament mir diese Stadt in jeder Hinsicht gegeben hat. Ich habe ein gutes Gymnasium besucht, hatte das Glück, eine grundlegende musikalische und musische Ausbildung zu bekommen, und und und… Also ich bin Trier nach wie vor sehr gut gesonnen.

Hat Trier Sie auch für ihren jetzigen Berufsweg vorbereitet?
Trabusch: Ja, aber natürlich hängt das nicht nur an der Stadt, sondern auch an einzelnen Personen: Manfred May, der im Trierer Musikleben eine große Rolle spielte, war auch für mich sehr wichtig. Aber auch mein Klarinettenlehrer, der Solo-Klarinettist beim Theater war. So bin ich auch als Kind oder Jugendlicher im Trierer Theater ein- und ausgegangen, immer wenn der Unterricht dort stattfand. Das sind natürlich wichtige Dinge. Ich glaube, dass auch Schullehrer, wie meine Deutschlehrer, einen wesentlichen Beitrag leisten zu einer musischen
Ausbildung.

Sie haben Germanistik studiert, aber auch viele andere Fächer, unter anderem Humanmedizin - Das hatte aber alles nichts mit Theater zu tun?
Trabusch: Ich hatte zwar auch im Abitur eine große Neigung zu Germanistik und den musischen Fächern, aber damals herrschte in dem Gebiet eine große Arbeitslosigkeit, auch bei Lehrern in diesen Bereichen. Deswegen habe ich mich dazu entschieden, Medizin zu studieren. Ich habe leider erst relativ spät im Studium mit ein paar Freunden beschlossen, dass wir uns ein Semester gönnen, um die Nase in etwas anderes zu stecken, bevor wir fertig studieren. Und da bin ich zum Theater in Freiburg gegangen. Ich wurde dann recht schnell, sprich nach einer Woche, zum Regieassistenten befördert. Plötzlich war das Theater eine eigene Möglichkeit zu leben und zu
arbeiten, und das habe ich dann an Theatern in Freiburg, Zürich, München, Brüssel und Frankfurt getan. Allerdings habe ich gemerkt, dass wenn ich selbst mal Regie führen will, ich einfach zu wenig über die Materie weiß. Also habe ich noch ein geisteswissenschaftliches Studium hinten dran gehängt. So kam‘s dann zu Komparatistik, Germanistik und Geschichte.

Sie sind seit dieser Spielzeit der neue Intendant am Mainfranken Theater Würzburg - Welche Ziele haben Sie für Ihre Intendanz dort?
Trabusch: Zunächst will ich Theater für die Stadt und die Region machen. Das Theater für die Stadt öffnen. Zudem habe ich das Glück, dass ich einen Sanierungsprozess begleiten kann. Es wird den Neubau einer mittleren Spielstätte geben, eine Sanierung des gesamten Hauses, das darf und muss ich begleiten und moderieren. Ansonsten versuche ich das Theater mehr in die Gesellschaft zu rücken, damit es nicht zu einem "Nischenprogramm" wird.

Was haben Sie sich da künstlerisch überlegt - experimentell oder althergebracht - Welche Schiene möchten Sie fahren?
Trabusch: Tatsächlich glaube ich, ein Theater muss versuchen, Kunst in jeder Hinsicht zu bieten. Da gibt es natürlich verschiedene Arten und Weisen. Man muss erst einmal zusehen, dass man das Publikum erreicht. Das heißt, man muss Geschichten von Relevanz erzählen, aber auch versuchen, mit einer handwerklichen Qualität an das Publikum heranzukommen. Dann aber auch neue ästhetische Handschriften einbringen. Ich denke, so kann es gelingen, dass sich auch das Publikum mit dem Theater entwickelt.

Was glauben Sie braucht es, um ein Theater gut zu führen?
Trabusch: Man muss sich selbst disziplinieren. Man muss sich um Transparenz und Nachvollziehbarkeit innerhalb eines Hauses bemühen. Ich denke, Gerechtigkeit innerhalb eines Hauses sollte ein Thema sein, Verlässlichkeit in
Zusagen, und da, wo man Zusagen nicht einhalten kann, muss man einen sehr hohen Aufwand betreiben, um zu kommunizieren, warum man das eben nicht einhalten kann. Und was man tut, damit das nicht noch einmal passiert. Das ist alles intern gesprochen. Ansonsten muss ein Intendant eine künstlerische Persönlichkeit sein und viele Vernetzungspunkte in der Stadt, der Gesellschaft suchen. Dabei aber auch Spaß daran haben können und es mit wirklichem Interesse an den Menschen in der Stadt tun. So dass man das Theater möglichst breit in der Stadtgesellschaft aufstellt und "andockt".

In Trier entbrennen immer wieder Diskussionen um die Zukunft des Theaters. - Bekommen Sie "in der
Szene" etwas von diesen Diskussionen mit?
Trabusch: Natürlich bekommen wir als Theatermacher immer das ein oder andere mit, auch durch verschiedene Medien. Es tut mir um jedes Theater leid, wenn es in negative Schlagzeilen gerät. Das ist als Werbung nicht dauerhaft positiv. Ich finde es aber auch interessant, weil in Trier etwas versucht wird von der neuen Leitung aus, das ist erkennbar. Ich habe im letzten Jahr per Zufall eine schöne Produktion gesehen, weil ich gerade zu Besuch in Trier war. Das war "Rent", das ich am letzten Abend in der "Trierer Fassung" erwischt habe.

Wie bewerten Sie denn die Diskussion im Hinblick auf die Finanzen und diverse Entlassungen, die vorgenommen worden sind?
Trabusch: Grundsätzlich tut man sich aus der Ferne schwer, dazu etwas zu sagen. An einigen Stellen klingt die Situation nicht ganz glücklich. Man muss aber auch sagen, dass das Theater Trier in seiner finanziellen Ausstattung
ohnehin recht knapp aufgestellt ist. Es fällt auf, dass eine gute pressewirksame Arbeit gemacht worden ist, das Trierer Theater ist wieder häufiger wahrnehmbar. Aber wenn man über das Theater Trier spricht, dann auch über einen Zuschauerrückgang, der verständlicherweise besorgniserregend ist. Das macht kein Theatermacher gerne, dass er Publikum in größerer Zahl verliert.

Bei einem Intendantenwechsel wird oft ein Zuschauereinbruch in der ersten Spielzeit gefürchtet. Fürchten Sie diesen auch - oder wie gedenken Sie diesen zu verhindern/abzumildern?
Trabusch: Grundsätzlich ist ein leichter Besucherrückgang bei einem Intendanzwechsel häufig zu beobachten. Mein Ziel ist es aber, möglichst nicht das "alte" Publikum durch ein "neues" zu ersetzen, sondern beides zu erreichen: die bisherigen Zuschauer zu behalten und neue dazuzugewinnen. Zumindest habe ich sowohl beim Programm als auch bei der Auswahl der Künstler darauf besonders geachtet. In einem Jahr werden wir mehr wissen.

Hätten Sie einen gut gemeinten Tipp für das Theater, aber auch für die Stadt und das Publikum, wie man das Beste aus der Situation machen könnte?
Trabusch: Auf jeden Fall würde ich mir für meine Intendanz hier in Würzburg wünschen, dass sich die Zuschauer zunächst einmal die Inszenierungen ansehen, um sich ihr eigenes Bild zu machen. Sie sollten nicht vom Hörensagen
her entscheiden, sondern sich selbst ein Bild machen, das Theater als ein großartiges Angebot einer Stadt betrachten. Davon kann jeder Bürger Gebrauch machen. Wenn man dann feststellt, dass einem wirklich nichts gefällt, dann kann man sich anders dazu verhalten. sbra

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