Trierer Stadtvorstand will sich von Theaterintendant Karl Sibelius trennen

Trier · Der Trierer Stadtvorstand hat einstimmig entschieden, dem Stadtrat vorzuschlagen, sich wegen des stetig wachsenden Theaterdefizits von Theaterintendant Karl Sibelius zu trennen. Eine aktuelle TV-Umfrage unter den Fraktionen zeigt, dass die Mehrheit des Rates sich in der Ratssitzung am 17. November hinter diesen Vorschlag stellen wird.

 Einer, an dem sich die Geister scheiden: Karl Sibelius. Gefeierter Schauspieler, umstrittener Intendant. Foto: Andrea Peller

Einer, an dem sich die Geister scheiden: Karl Sibelius. Gefeierter Schauspieler, umstrittener Intendant. Foto: Andrea Peller

Foto: Friedemann Vetter

Wie und unter welchen Konditionen die Trennung erfolgen soll, das wisse man noch nicht, sagt Oberbürgermeister Wolfram Leibe (SPD). Eine Hamburger Fachkanzlei prüft derzeit, ob es juristische Gründe für eine Entlassung gibt. Nach Einschätzung Leibes dürfte das jedoch nicht der Fall sein - auch, weil die Stadt alle Entscheidungen des Intendanten mitgetragen hat. Da Sibelius erst im Sommer einen neuen Vier-Jahres-Vertrag bekommen hat und etwa 100.000 Euro im Jahr verdient, könnte es für Trier also teuer werden.

Für Leibe steht jedoch fest, dass es mit Sibelius nicht weitergehen kann. Dieser sei den Anforderungen an einen Generaldirektor nicht gerecht geworden. "Ich will meinen Haushalt nicht jeden Monat über den Haufen werfen", sagt er. Zudem laufe dem Theater wegen des Intendanten auch das Publikum weg. In der vergangenen Spielzeit sahen so wenige Menschen wie nie die Aufführungen des Ensembles: nur 79 452 Zuschauer kamen. Das sind 19 Prozent weniger als in der vorigen Saison.

2016 macht das Theater mindestens 2,3 Millionen Euro Miese. Dass es dabei bleibt, ist unwahrscheinlich: Alleine in den vergangenen zwei Wochen entdeckte der neue Verwaltungsdirektor weitere Ausstände in Höhe von 90.000 Euro.

Eine Rechnungsprüfung soll klären, wer die Verantwortung für das Finanzdesaster trägt. Am 15. November wird der Bericht dem Rechnungsprüfungsausschuss vorgelegt. Dann könnte es auch für Kulturdezernent Thomas Egger eng werden. Denn er hatte vor der Einführung des Verwaltungsdirektors den offiziellen Auftrag, Sibelius im "Vier-Augen-Prinzip" so zu kontrollieren, dass das Minus nicht noch weiter wächst.

Bisher hat Egger seinen vielfach geforderten Rücktritt ausgeschlossen. Er wolle helfen, den Karren wieder aus dem Dreck zu ziehen. Am Montag sagte er sichtlich angeschlagen, er beantworte derzeit keine Fragen zu seiner Person.

Karl Sibelius ist seit Wochen krankgeschrieben und gibt ebenfalls keine Stellungnahmen ab.

Derzeit leitet Operndirektorin Katharina John als stellvertretende Intendantin das Theater - und das wird diese Saison wohl auch so bleiben. Die Spartenleiter sollen mehr Verantwortung erhalten und den Spielplan für die kommende Spielzeit ausarbeiten.

Der Spielplan für aktuelle Saison muss ab Januar abgespeckt und entzerrt werden. Was die Zuschauer im Detail erwartet, ist noch offen.

Das Ende des Neubeginns - Trier wird sich von Theaterintendant Karl Sibelius trennen

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