Trierer Tänzer erobern New Yorker Publikum

Trier/New York · Für amerikanische Ohren und Augen muss der Auftritt der Trierer Kompanie The People United der Tänzerin Hannah Ma recht ungewohnt gewesen sein. Handelt doch das Stück "Raunacht" von archaischen Riten aus dem alpinen und dem asiatischen Raum.

Trier/New York. Es sind die dunkelsten Nächte im Jahr. Zwischen 24. Dezember und 6. Januar ist Licht rar. In diesen sogenannten Raunächten können die Menschen die Toten, die Geister treffen, so behauptet es der Volksglaube. Viele Bräuche existieren für diese Zeit: Einige räuchern das Haus aus, andere binden draußen alles fest, wenn die wilden übernatürlichen Jäger durch die Lüfte reiten.

Dunkel ist es auch auf der Tanzfläche. Die Musik ebenso düster. Eine tanzende Strohhütte und ein mit Kuhglocken bepackter Tänzer erinnern an bayerisches Brauchtum. Ebenso wie die Kämpfer, die mit Hornmasken gegeneinander antreten. Sie gehen mit voller Wucht aufeinander los, fallen nieder, sterben, stehen wieder auf, kämpfen weiter.

"Raunacht" nennt sich die Produktion der Trierer Tänzerin und Choreographin Hannah Ma, die im deutschen Generalkonsulat in New York Premiere gefeiert hat. Sie und ihre Kompanie The People United haben als eine von fünf deutschen Kompanien an der Apap-Konferenz, der Association of Performing Arts Presenters, in New York teilgenommen.3600 Künstler aus 33 Ländern


Dazu sind 3600 Künstler aus 33 Ländern zusammengekommen. Der Dachverband Tanz Deutschland hatte Ma und ihre Kompanie für einen Auftritt ausgewählt. "Die Zusage kam erst in der ersten oder zweiten Dezemberwoche", sagt Ma. Dann musste es schnell gehen. Zu schnell, so dass der Syrer Maher Abdul Moaty so kurzfristig kein Visum erhalten konnte. "Ich musste das Stück für drei Tänzer umstellen", sagt Ma, die neben Christin Braband und Sergio Mel selbst mitgetanzt hat. Das sei nur gelungen, sagt Ma, da sich das Team so gut kenne und Techniker Thorsten Müller mitgereist sei.

"Raunacht” vereint drei bereits gezeigte Produktionen aus den vergangenen zwei Jahren: "Dieu/Monstre", "Arena" und "Exit". Ma hat sie gründlich überarbeitet und daraus eine neue Version erstellt. Das Stück basiert auf archaischen Initiationsriten aus dem alpinen und dem asiatischen Raum. Die neue Fassung werde mit einfließen in ihr neues Stück "Wanderer", das im November dieses Jahres Premiere haben wird.

"Raunacht” in New York war nach wenigen Tagen ausverkauft. "Wir hatten 120 Zuschauer", sagt Ma, darunter auch Fachpublikum. Insgesamt gab es in sechs Tagen rund 1000 Produktionen zu sehen. "Die meisten hatten nur wenige Zuschauer", sagt Ma. "Ich fand es beeindruckend, wie geschickt die Darsteller die kleine Tanzfläche im Saal des Konsulats ausgenutzt haben", sagt Gerhard F. Schneiders aus Boston. "Es war eine sehr eigenwillig vorgetragene Performance, aber das kam daher gut, weil es um bayerisch-heidnische Bräuche, untermalt mit asiatischer Musik, ging."

Zum Schluss setzen sich die Tänzer ins Publikum. Das Ende des Stückes habe sie spontan gestaltet, sagt Ma. Eine Variante wäre gewesen, den Saal zu verlassen. "Ich mache das stark von der Atmosphäre des Raumes abhängig."

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