Theater Der blaue Engel kehrt zurück in die deutsche Heimat
Trier · Jeder kennt sie, und doch bleibt die Frau, die Joseph Goebbels die kalte Schulter zeigte und lieber in Hollywood Karriere machte, seltsam distanziert. Jetzt bringt das Trierer Theater Marlene Dietrich auf die Bühne.
Eigentlich sollte dieser Text von Yves Bombays Inszenierung des Schauspiels „Marlene“ der britischen Autorin Pam Gems handeln, deren Stück „Piaf“ in der vergangenen Spielzeit am Theater Trier ein Riesenerfolg wurde. Wieder steht eine glamouröse Frau des 20. Jahrhunderts im Mittelpunkt, die mit ihrer Stimme, ihren Songs und ihrer Inszenierung auf der Bühne die Massen berührt, deren andere, verletzliche, manchmal einsame Seite im Scheinwerferlicht ausgeblendet ist. Und wieder ist der Abend als ein Schauspiel mit Musik angekündigt – in der zweiten Karriere der Schauspielerin Marlene Dietrich präsentierte sie Lieder wie „Sag mir, wo die Blumen sind“, „Ich bin von Kopf bis Fuß auf Liebe eingestelt“ oder „Ne me quitte pas“. „Die Grundfrage ist die, wie man einen Mythos spielt, weil alle Besucher, die kommen, ein Bild von Marlene Dietrich im Kopf haben“, sagt Yves Bombay. In dem zweigeteilten Stück geht es um den ersten Auftritt Marlene Dietrichs 1960 im Nachkriegsdeutschland, wo die gebürtige Berlinerin keinesfalls nur willkommen war, sondern als Vaterlandsverräterin Anfeindungen ausgesetzt war. Während draußen vor dem Theater die Proteste laufen, bereitet sich die Künstlerin drinnen auf ihren Auftritt vor. Im Lampenfieber öffnet sie sich ihrer Assistentin mehr als es für die höchst kontrollierte Frau, die sich immer selbst inszenierte, üblich ist.
Nun aber bringt Bombay „Marlene“ doch nicht auf die Bühne der Europäischen Kunstakademie (EKA). Der Regisseur sei in den laufenden Opernproduktionen zu sehr beschäftigt, erklärte Theatersprecher Christoph Traxel, weshalb nun Regisseur Andreas von Studnitz übernehme, der in der EKA jüngst Lessings „Nathan der Weise“ auf die Bühne brachte.
Auch von Studnitz sieht die Annäherung an eine historisch sehr bekannte Figur als die große Herausforderung, der er durch Sparsamkeit der Mittel begegnen will. Der Stilisierung nachzuspüren, die aus jedem Menschen etwas Geheimnisvolleres mache, sei eines der Themen. Das berühmte Lied „Mutter, hast du mir vergeben“, das Marlene Dietrich selbst geschrieben habe, beleuchte die Achillesferse der Frau, die mit dem Fernbleiben von Deutschland ab 1933 auch ihrer Heimat den Rücken kehrte. „Dieses Lied hätte sie wohl nicht geschrieben, wenn es ihr so leicht gefallen wäre“, so von Studnitz. Es zeige, dass hinter der Fassade der Selbstbeherrschung und des Manipulierens dieses Kind sitzt“.
„Was in Marlene vorging, das kann ich gut nachvollziehen“, sagt Schauspielerin Stephanie Theiß, die gemeinsam mit Marsha Zimmermann in dem Zweipersonenstück auf der Bühne steht. Da gehe es um Abschied, Schmerz und Verwundbarkeit – aber auch die extrem emanzipierte Haltung der Diva hat es Theiß angetan. „Ich mag Marlene sehr“, gesteht sie. Dietrichs Zurückgenommenheit mache die Rolle aber auch sehr schwierig.
Einig sind sich Regisseur und Schauspielerin darin, dass sie keinen Volkshochschulabend bieten wollen, zumal der Text vor Informationen strotze. Im zweiten Teil steht Marlenes Gesang im Mittelpunkt.
Fast alle Vorstellungen von „Marlene“ sind bereits vor der Premiere ausverkauft. Karten gibt es noch für Donnerstag, 12. März, sowie Dienstag, 24. März, jeweils um 19.30 Uhr. Wegen der großen Nachfrage versucht das Theater, weitere Termine anbieten zu können.
Karten gibt es online auf www.theater-trier.de, unter der Mailadresse theaterkasse@trier.de sowie unter Telefon 0651/ 718-1818.