Triers Jazzszene trauert um Posaunisten Michael Trierweiler

Trier · Er hat dem Jazz in Trier auf die Beine geholfen und ihn maßgeblich geprägt, nun ist Michael Trierweiler nach langer schwerer Krankheit im Alter von 64 Jahren in seiner Wahlheimat Weimar gestorben. Noch vor vier Jahren hatte der Posaunist anlässlich seines 60. Geburtstags für einen unvergesslichen Konzertabend in der Tufa Trier gesorgt.

Triers Jazzszene trauert um Posaunisten Michael Trierweiler
Foto: Archiv

Seiner Heimatstadt Trier war Michael Trierweiler zeitlebens verbunden - und sie ihm ganz offensichtlich auch. Als er vor vier Jahren seinen Geburtstag mit einem Konzert in der Tufa Trier feierte, platzte der Saal schier aus allen Nähten. Überwältigend viele Freunde und Weggefährten wollten einen Musiker wiedertreffen, dessen Name für die Ära der frühen Jahre des Jazz in Trier steht.

Bereits mit 13 Jahren, 1964, trat der Sohn eines Bildhauers und einer Apothekerin musikalisch in Erscheinung. Da hatte er sich aus Schwärmerei für Chris Barber eine Posaune gekauft und sich einer Dixieland-Schülerband angeschlossen. Bald schon trat er regelmäßig auf, erst im Jazzclub "Eimer" im Bischof-Korum-Haus und nach dessen Abriss in der Jazzkneipe "Bollwerk". Als weit und breit einziger verfügbarer Posaunist spielte er allsamstäglich mit allen, die in Triers Szene aktiv waren, besonders mit der "Bollwerk"-Hausband um Peter Güntzel (Banjo). Mit ihr gestaltete er die Eröffnung des Gasthauses "Zur Glocke" unter Jupp Berens. Über Kontakte mit "Alp Hardy" und den "Black Cats" erwachte sein Interesse an der Musik aus den amerikanischen Clubs um Bitburg und Spangdahlem. Schließlich tauchte er auch in diese Szene ein und entwickelte sich Richtung Jazz-Rock und Modern Jazz weiter.

Als lokale Berühmtheit brachte der Posaunist viele auf den Geschmack in Sachen Jazz, darunter auch den späteren Vorsitzenden des Jazzclub EuroCore, Thomas Schmitt. Dem gab er 1976 den Tipp, mal Saxofonist Joe Schwarz im Hamburger Hof zu besuchen und infizierte ihn so nachhaltig mit Jazzleidenschaft. Auch engagierte er sich für die Etablierung des Jazz in Trier indem er die "Interessengemeinschaft Trierer Jazzfreunde" mit initiierte. Sie war der Vorläufer des Jazz-Club Trier e.V., dessen Vorstand Trierweiler 1988 bis 1991 angehörte.

Da hatte er schon längst eine Karriere außerhalb Triers hinter sich. 1973 war er zum Pharmaziestudium nach Mainz gegangen und hatte in der Frankfurter Szene illustre Musiker wie Manfred Schoof, vor allem aber Albert Mangelsdorff kennengelernt, der ihm Lehrer, Mentor und Freund wurde. Ab 1980 realisierte er viele Projekte mit dem aus Trier stammenden Pianisten Chris Beier und war für das Goethe-Institut international unterwegs. Obwohl Albert Mangelsdorff ihn als den kommenden Posaunisten in Deutschland titulierte, beschloss er, nicht Profimusiker zu werden.

Im Zuge von Triers Städtepartnerschaft eröffnete er 1993 in Weimar eine erste Apotheke und wurde erfolgreicher Unternehmer. Allerdings knüpfte er im Umfeld der Weimarer Musikhochschule auch wieder an die Jazzwelt an, spielte mit Profis und konzertierte auf Bühnen von Europa bis Australien. Immer wieder führte ihn sein Weg zurück nach Trier, wo er trotz räumlicher Distanz auch Mitglied im Jazzclub EuroCore blieb. Bis zum Schluss war er immer zu Sessions aufgelegt, hatte seine Posaune stets im Kofferraum, um für alle Fälle gerüstet zu sein. Seine offene, lebensfrohe Art und seine Energie nahmen auch beim Konzert vor vier Jahren in der Tufa alle Anwesenden restlos ein.

Niemand ahnte, dass er da schon über seine todbringende Krankheit Bescheid wusste. Am vergangenen Freitag ist er ihr erlegen, er hinterlässt zwei erwachsene Kinder und seine zweite Ehefrau, die er erst im vergangenen Jahr geheiratet hat. Triers Jazzszene wird er als eine prägende und inspirierende Persönlichkeit in Erinnerung bleiben.

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