Film Deutsch-Luxemburgisches Klassik-Trio gewinnt Filmpreis

Trier/Luxemburg · Warum die musikalisch-cineastische Auseinandersetzung mit den Europa-Idealen des Universal-Künstlers Victor Hugo des Trio Cénacle so brandaktuell ist.

 Die Sopranistin Evelyn Czesla und Regisseur James Chan-A-Sue bei den Aufnahmen zum preisgekrönten Film „Á Vianden“.

Die Sopranistin Evelyn Czesla und Regisseur James Chan-A-Sue bei den Aufnahmen zum preisgekrönten Film „Á Vianden“.

Foto: DT

Die luxemburgische Pianistin Michèle Kerschenmeyer, die deutsche Sopranistin Evelyn Czesla und der niederländische Bass-Bariton Nico Wouterse aus Trier haben sich im Jahr 2015 zu einem Trio zusammengeschlossen, dessen Name an die Künstlergruppe „Cénacle de Victor Hugo“ um 1830 erinnert. Folgerichtig ist die romantische und klassische Musik ihr Hauptthema. Dem Dichter und Politiker Victor Hugo (1802-1885) nähern sie sich aber auch durchaus inhaltlich und damit politisch. Daraus entstanden ist das Projekt „Quo Vadis Europa?“. Es umfasst auch den 15-minütigen Film „À Vianden“.

Den hat das „Heart of Europe“-Filmfestival in der Slowakei nun mit dem Preis als bester Kunst-Film ausgezeichnet. Die Jury in Košice würdigte das vom Regisseur James Chan-A-Sue eingereichte Werk als „Spiegel der Gesellschaft und wegen der künstlerisch-kritischen Auseinandersetzung mit dem Thema Europa in herausragender Ästhetik.“

Wie kam es dazu? Hugo hatte 1871, nachdem er in Brüssel zur „persona non grata“ erklärt wurde, im luxemburgischen Vianden Exil gesucht und direkt nach seiner Ankunft am 8. Juni das Gedicht „Á Vianden“ verfasst. Hier rühmt er die Idylle des Ortes in zunächst poetischen Worten, obwohl er Terror und Tod in revolutionären Kriegszeiten und in der Pariser Kommune erlebt hatte. Dazu muss man wissen, dass Hugo ein leidenschaftlicher Verfechter des vereinigten Europas war. Noch in Brüssel hatte er konstatiert: „Ich öffne meine Tür für Flüchtlinge!“, leider gerade wieder ein brandaktuelles Thema.

Der luxemburgische Komponist Marco Pütz hatte schon 2017, als Auftragswerk des Kulturministeriums, das berühmte, in Vianden entstandene Gedicht, für das Trio Cénacle vertont. Im Sommer 2020 entstand dann eine hochprofessionelle, poetische und doch verstörende Verfilmung dieser Komposition, eine Art „Gesamtkunstwerk“ in Zusammenarbeit mit dem Filmregisseur James Chan-A-Sue und dem Tonmeister Stephan Reh. Dazu hatte das Team unter anderem auf Château Vianden, und am Schloss Malberg in der Eifel gefilmt.

In zunächst idyllischen und historisierenden Bildern wird die Atmosphäre des Liedes transportiert. Die drei Musiker spielen ihre Rollen mit großem Talent und Hingabe. Die von Pütz komponierte Musik kon­trastiert das Geschehen mit dramatischem Affekt. Auf der Leinwand und im Text, der erst zum Ende hin auf die Schrecken des von Hugo Erlebten eingeht, wird die Idylle gebrochen. So schwimmen beispielsweise, als Verweis auf die ertrinkenden Flüchtlinge im Mittelmeer, zum Schluss dutzende, rote Schwimmwesten auf dem romantischen Flüsschen Our beim Schloss Vianden. Eine künstlerische Sollbruchstelle, die den Zuschauer in die harte Realität zurückholt.

Dazu gibt es nun auch ein Live-Event, das in deutsch und französisch erlebbar ist und sich auch an Jugendliche und Schulklassen wendet: Der 15-minütige Film, die von dem Schauspieler Pitt Simon rezitierten großen, politischen Reden von Hugo und die Musik von Cénacle vereinen sich hier zu einem beeindruckenden Gesamtkunstwerk, das mit Liederabend nur unzulänglich benannt werden kann.

Die nächste Vorstellung ist am Donnerstag, 28. April, im Cube in Marnach im Norden Luxemburgs. Tickets über: www.luxembourg-ticket.lu

Weitere Infos unter: www.cenacle3.eu

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