Triumphale Arien zum Auftakt der Orgelfestwochen

Für insgesamt 36 Orgelkonzerte zeichnet in diesem Jahr der Kultursommer Rheinland-Pfalz verantwortlich. Der Auftakt der 19. internationalen Orgelfestwochen in Prüm mit Guy Bovet wurde zu einem vergnüglichen Erlebnis.

 Organist Guy Bovet. Foto: privat

Organist Guy Bovet. Foto: privat

Prüm. (gkl) Mit einem "Vierklang" - will heißen, mit vier Konzerten - wurden die 19. internationalen Orgelfestwochen Rheinland-Pfalz am Wochenende eröffnet. Mit dabei als Spielort war die Salvatorbasilika in Prüm. Für dieses Konzert hatten die Organisatoren mit Guy Bovet einen Schweizer Organisten verpflichtet. Wer sich in der Orgelszene ein wenig auskennt, weiß: Wenn Bovet kommt, gibt es kein Programm, das in die üblichen Schubladen passt.

So geschehen auch in Prüm, wo Bovet neben seiner eigenen "Messa di Pasqua" über den gregorianischen Osterchoral Haec dies auch jeweils eine Komposition von Vincenzo Petrali und Carlo Fumagalli vorstellte. Bovets Messe stellte einen Edelstein der zeitgenössischen Musik dar, der Organist schaffte einen eleganten Spagat zwischen Renaissance und Gegenwart. Sie verband die Klangwelt alter Orgeln mit der Tonsprache unseres Jahrhunderts. Es ist bedauerlich, dass sich nur so wenige Komponisten der Gegenwart auf die technischen Gegebenheiten alter Orgeln einstellen und ihnen, so wie Bovet es tut, Werke auf den Leib schneidern, ohne ihnen bei der Interpretation Gewalt anzutun.

Erstaunte Gesichter beim Publikum gab es zunächst bei Petralis "6 Versetten per il Gloria" und noch mehr bei der "Messa solenne" aus der Feder von Fumagalli, beides Maestri der italienischen Romantik und Zeitgenossen von Giuseppe Verdi. Erinnerte Petrali zunächst nur an italienische Opernmusik, so hat Fumagalli Arien aus La Traviata, der Sizilianischen Vesper und aus Aida für den Gebrauch im Gottesdienst eingerichtet. In Italien war dies ein völlig normaler Vorgang, der noch dadurch unterstützt wurde, dass man Orgeln besaß, die mit Trommeln, Becken, Glocken und Triangeln ausgestattet waren. Zutaten, auf die Bovet in Prüm verzichten musste.

Trotzdem war es - nicht zuletzt durch Bovets technisch souveräne und musikalisch exzellente Spielweise - beeindruckend, als man die Arie des Vaters Germont (La Traviata) oder gar den Triumphmarsch aus Aida erkennen konnte. Wenn auch ein Nordeuropäer vielleicht die hier verkörperte Gefühlswelt eines südeuropäischen Katholiken nicht nachvollziehen kann, so war das Konzert doch eine lehrreiche und gleichzeitig höchst vergnügliche Angelegenheit. Völlig unnötig hatte Bovet sich Gedanken darüber gemacht, ob sein Programm den Prümer Pastor entsetzen würde. Pfarrer Robert Lürtzener war genauso angetan und amüsiert wie die übrigen Konzertbesucher.

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