Trompete mal anders: Luxemburger Philippe Schartz mit "après la nuit"
Nach der inflationären Verbreitung von Konzerten und CDs mit der allzu beliebten Besetzung Trompete/Orgel ist es geradezu eine Erholung, das Blechblasinstrument mal ohne monarchisch-sakrale Assoziationen zu hören. Der luxemburgische Trompeter Philippe Schartz und die Luxemburger Solistes Européens unter ihrem Chef Christoph König präsentieren auf einer CD beim britischen Nobel-Label Chandos die Trompete ganz anders und ganz modern.
Die Akteure verzichten auf Barock-Klänge und konzentrieren sich auf Musik des 20. und 21. Jahrhunderts - André Jolivet, Aaron Copland, Paul Hindemith, den Armenier Alexander Grigori Arutiunian (geb. 1920) bis hin zur Auftragskomposition "après la nuit …" des Luxemburgers Roland Wiltgen (geb. 1957). Mit diesem modernen Programm präsentieren der exzellente Schartz und die Solistes die Trompete mal kantabel, mal mit komödian tischem Humor und immer mit sensiblem Gespür für die Klangbalance und den spezifischen Stil jeder Komposition. So entwickelt sich Hindemiths Konzert für Trompete, Fagott und Streicher zum feinfühligen Dialog zwischen den nur scheinbar ungleichen Partnern, in Jolivets Concertino klingt der französisch-elegante Witz mit, und Wiltgens mehrsätzige und immerhin 20-minütige Komposition entfaltet zwischen sanfter Nostalgie und brillanter Virtuosität eine Vielzahl von Stimmungen. Für alle, die Trompete als Soloinstrument in die Schublade repräsentativer Konsummusik abgelegt haben, ist diese CD eine echte Entdeckung. mö
Philippe Schartz/Solistes Européens Luxembourg: "après la nuit …", Chandos, 23 Euro