Tschüssikowski, du alte Kackbratze!

Kurt Krömer tritt ab. Der Wunderknabe der Anarcho-Latenight macht mit der letzten Staffel seiner Comedy-Show "Krömer - Die internationale Show" in der ARD Schluss.

Damit wird das Fernsehprogramm um eine frische Note ärmer. Da können Publikum und Kritiker noch so hadern. Nischenformate haben es schwer. Vor allem wenn's munter politisch unkorrekt zugeht.

Krömers Show ist programmiertes Chaos, gespickt mit blökendem Nonsens, blödeligen Sketchen und Anti-Interviews. Dafür tappt er mit Vorsatz in die Fettnäpfe, die er selbst auslegt. Das ist alberne Masche, aber höchst unterhaltsam. Die Gäste seiner Talkshow bürstet er gegen den Strich. Krömer piesackt sie, jubelt ihnen verschrobene Komplimente unter, bringt sie aus dem Takt oder lässt sie einfach nur dasitzen und bibbern. Gregor Gysi hat geschwitzt, der eloquente Helmut Karasek wurde sprachlos. Falls mal ein Gast gar versucht, sich zu revanchieren, gibt's was auf die Finger. "Jetzt aber ma nich frech werden, wa. Dit is meine Show!"

Das gepflegte Gespräch ist Kurt Krömer, der mit bürgerlichem Namen Alexander Bojcan heißt, eben ein Anliegen. Brav, schüchtern kommt er daher - Seitenscheitel, Hornbrille, kariertes Sakko. Dahinter lauert die Bestie aus Berlin-Neukölln: "Na du alte Kackbratze!" In Krömers Umgangsform eine nette Schmeichelei. Für solche Glücksmomente gab's fünf Nominierungen für den Grimme-Preis - mittlerweile ein Gag in Krömers eigener Sache. Acht Folgen, dann gehört die Mattscheibe wieder den stromlinienförmigen Talk-Hanseln. Krömers Show fristete im Nachteulenprogramm ohnehin ein Schattendasein, ähnlich wie die Live-Serie "Dittsche - Das wirklich wahre Leben". Dort wo es niemanden stört - vor allem nicht die heilige Quote. Der ARD scheint die Pflege ihrer Arthritis wichtiger zu sein, als nonkonformen Formaten eine Chance zu geben. Adieu! oder wie Kurti kalauern würde: "Tschüssikowski!"

David Zapp

"Krömer - Die internationale Show", heute um 2330 Uhr in der ARD.

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