Musical Kleineres Ensemble, größere Bühne - Tufa-Musical "Heiße Ecke" in der Europahalle Trier

Trier · Größere Halle, anderes Musical und 50 Rollen für neun Schauspieler: Warum es das Tufa-Musical in die Europahalle zieht und was die „Heiße Ecke“ so heiß macht.

 24 Stunden Reeperbahn: Hier proben Ophelia Wawer (links), Katharina Scherer (Mitte) und Philipp Klappert-Wawer für das Tufa-Musical Heiße Ecke, das am 18. September in der Europahalle Premiere feiern wird .

24 Stunden Reeperbahn: Hier proben Ophelia Wawer (links), Katharina Scherer (Mitte) und Philipp Klappert-Wawer für das Tufa-Musical Heiße Ecke, das am 18. September in der Europahalle Premiere feiern wird .

Foto: Sebastian Schwarz

Die Krise als Chance verstehen? Derlei Motivationssprüche darf der Lebensweisheiten-Kalender 2020 sehr gerne für sich behalten. Gerade für viele Kreative ist die Corona-Krise ein Desaster – und das noch nicht mal wegen des Maskentragens beim Friseur. In der Dunkelheit hilft aber jede kleine Taschenlampe, die sich anknipsen lässt.

Das gilt zum einen für die Open-Air-Sommerreihe „Ab in den Süden“ der Tufa, die ein voller Erfolg wurde, wie Geschäftsführerin Teneka Beckers sagt. Die war eigentlich nicht aktuell geplant, war eher eine ferne Idee. „Man probiert dieses Jahr mehr aus, wie die Sommerreihe – und wir haben gesehen, dass es funktioniert“, sagt Teneka Beckers. Im nächsten Jahr soll es eine Wiederholung geben – egal, was Corona 2021 so vorhat.

Auch die Macher des traditionellen Tufa-Musicals um Regisseur Stephan Vanecek dachten in der Vergangenheit schon mal über Veränderungen nach. Jetzt bekommen sie eine größere Location – die Europahalle! – weil die Tufa wegen der aktuellen Abstands- und Hygieneregeln einfach zu klein wäre. In dem großen Tufa-Saal hätten nur 50 bis 70 Zuschauer Platz gefunden – und auch auf der Bühne wäre es zu eng geworden: „Beim Singen müssen wir auf der Bühne mindestens drei Meter Abstand voneinander haben“, sagt Stephan Vanecek, der auch beim geplanten Stück eine Alternative finden musste: Eigentlich war „Anatevka“ geplant, mit großem Ensemble. „Als klar war, dass das mit dem Abstand nicht machbar sein würde, haben wir schnell eine Alternative gefunden“, sagt Vanecek. Das Ensemble wird  das St.-Pauli-Musical „Heiße Ecke“ auf die (größere) Bühne in der Europahalle bringen. Vanecek inszenierte das Musical bereits 2009 in der Tufa, aber auch abseits vom neuen Standort Europahalle – ein Vorschlag von Kulturdezernent Thomas Schmitt – gibt es Unterschiede. „Damals hatten wir ‚Heiße Ecke’ mit größerer Besetzung gespielt. Dieses Mal bringen wir es original so auf die Bühne, wie es sich die Schreiber gedacht haben – da spielen neun Darsteller über 50 Rollen.“ Stephan Vanecek ist ein großer Fan des Kult-Musicals, er habe es schon viele Male in „Schmidts Tivoli“ gesehen, wo es seit der Premiere 2003 schon über zwei Millionen Zuschauer gesehen haben. „Es spielt an 24 Stunden an einer Imbissbude auf der Reeperbahn, an der sich Gott und die Welt trifft – vom Junggesellenabschied, der vorbeizieht, zum Spielsüchtigen und natürlich auch Prostituierte. Man sieht immer fünf Minuten aus jeder Stunde.“ In zwei Akten mit je zwölf Szenen. „Es ist ein sehr witziges Stück mit ernsten Momenten, manchmal auch derb im Humor – aber es soll eben die Reeperbahn gezeigt werden, wie sie ist.“ Eine spannende, anspruchsvolle Aufgabe für die fünf Schauspielerinnen und vier Schauspieler – Regisseur Vanecek spielt auch selbst mit: Ständig neue Rollen, häufiges Umziehen – das gehe so schnell, dass auch für das Publikum schwer zu erfassen sei, wer gerade wen spielt.

Das Tufa-Musical ist ein Erfolgsformat. Die Auslastung habe in den vergangenen Jahren bei 90 bei 95 Prozent gelegen, sagt Stephan Vanecek, der seit 2009 als Regisseur dabei ist. In diesem Jahr stehen 13 Termine in der Europahalle an, die Kapazität liegt bei jeweils 150 Zuschauern, auch eine Liveband ist wie üblich dabei – und Vanecek hofft, dass die Zuschauer auch im Corona-Jahr kommen: „Die Europahalle ist groß, hat eine tolle Lüftung und man die Decke nicht gleich über dem Kopf. Von daher sind wir guter Dinge“, sagt er.

Heiße Ecke - das St. Pauli-Musical, das Tufa-Musical 2020, wird an folgenden Terminen in der Europahalle Trier aufgeführt: 18., 19., 20., , 24., 25., 26., 27, September, 2., 3., 4., 11., 15., 16. Oktober. Beginn: 20 Uhr, Sonntags: 19 Uhr.
Regie: Stephan Vanecek, Choreografie: Angelika Bucks,  Vocalcoach: Katharina Scherer, Musikalische Leitung: Dominik Nieß. Es spielen Janina Jungbluth, Ira Mareike Packroß, Katharina Scherer, Hannah Swoboda, Ophelia Wawer, Philippe Kayser, Philipp Klappert, Michael Krämer und Stephan Vanecek sowie das Tufa-Orchester. Tickets: ticketregional.de

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