Geschichte Schöne Ausflüge auf den Spuren der Kaiser

Trier/Mainz · Mittelalter statt Malle: Etwa zwei Autostunden von der Region Trier entfernt laden zahlreiche Orte dazu ein, tief in die Geschichte des Landes einzutauchen.

Hoch oben auf einem Felsriff thront die Burg Trifels. Da sie wegen ihrer spektakulären Lage als uneinnehmbar galt, wurden hier die Reichsinsignien aufbewahrt.

Hoch oben auf einem Felsriff thront die Burg Trifels. Da sie wegen ihrer spektakulären Lage als uneinnehmbar galt, wurden hier die Reichsinsignien aufbewahrt.

Foto: TV/Katharina de Mos

Für die Herbstferien noch nichts vor? Wie wäre es mit einem Ausflug ins Mittelalter? In eine Zeit, in der es noch keine Hauptstädte gab, in der die Kaiser durch das Reich reisten, Juden aus aller Welt in Speyer, Mainz und Worms studierten und Ritter zur tragenden Säule der Macht wurden. Ein Ausflug zu spektakulär gelegenen Burgen, schönen Städten und geheimnisvollen Orten unter der Erde. Hier ein paar Tipps für schöne Trips.

Reichsburg Trifels

So mancher kennt diese imposante Burg und die vorwitzigen Felsnadeln im Pfälzerwald bloß, weil die stark befahrene B 10 so nah daran vorbeiführt, dass man auf dem Rückweg Richtung Eifel, Mosel oder Hunsrück einen kleinen Blick darauf erhascht. Und schon ist man vorbei. Schande!

Nicht nur wegen ihrer uneinnehmbaren Lage hoch oben auf einem spitzen Felsenriff und dem sensationellen Fernblick auf weitere burgenbesetzte Berge lohnt ein Ausflug zur Reichsburg Trifels, sondern auch wegen ihrer Geschichte. War sie doch eines der bedeutendsten Herrschaftszentren der salischen und staufischen Könige und Kaiser. Dort wurden rund 200 Jahre lang die Reichsinsignien – Krone, Zepter und Reichsapfel – des Heiligen Römischen Reiches bewahrt und nur wer in ihrem Besitz war, war der König. Zudem diente sie als Gefängnis für die wertvollsten Gefangenen des Reiches, darunter den legendären Richard Löwenherz.

Was man heute sieht, ist allerdings nur in Teilen mittelalterlich, denn auch die Nationalsozialisten fanden Gefallen am Trifels und ließen die Burg nach Plänen von Rudolf Esterer, der auch das heutige Erscheinungsbild der Trierer Konstantinbasilika verantwortet, im Stil süditalienischer Kastellburgen wieder aufbauen.

Passend zum Kaiserjahr und der Landesausstellung in Mainz zeigt die Burg in der Ausstellung „Die stärkste Burg des Reiches – Burgen als Säulen der Macht“ mit modernster Technik die Entwicklung der Anlage.

Wer Wandern, Klettern oder Wein mag, kann getrost ein ganzes Wochenende oder mehr im Trifelsland einplanen. Gibt es dort doch zahlreiche Wanderwege, spektakuläre Felsen und in der nahen Rhein­ebene auch jede Menge hübsche Winzerdörfchen.

Infos: www.reichsburg-trifels.de und www.trifelsland.suedlicheweinstrasse.de

Kaisergräber, Judenhof und der Medicus: Ein Tag in Speyer

Mindestens einen ganzen Tag einplanen sollte man für eine Exkursion ins mittelalterliche Speyer. Nicht nur wegen des imposanten Doms, der mit 136 Metern Länge im Mittelalter die größte Kirche der lateinischen Christenheit war. Eine Weltkulturerbestätte, die sich deutlich von anderen Domkirchen unterscheidet – wurde ihr Inneres doch im 19. Jahrhundert von allem barocken Tand befreit und so purifiziert, wie man sich eine mittelalterliche Kirche vorstellte. „Man hat ein Bild vom Mittelalter geschaffen, dass es so nie gegeben hat“, sagt der Heidelberger Geschichts-Professor Bernd Schneidmüller, wissenschaftlicher Leiter der Mainzer Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“. Noch viel imposanter als das Kirchenschiff ist das, was darunter liegt: Die Speyerer Domkrypta ist die größte romanische Hallenkrypta überhaupt. Ein Raum der Stille zwischen mächtigen Sandsteinpfeilern, wo zahlreiche Kaiser, Kaiserinnen, Könige und Prinzessinnen ihre letzte Ruhestätte fanden, darunter Konrad II, der erste Salierkaiser, der den Dom gegründet hatte.

Womöglich noch spannender als der Dom sind aber die steinernen Zeugen der jüdischen Vergangenheit Speyers. Im Museum Schpira und im Judenhof können Besucher die Reste einer Synagoge erkunden, wo Männer und Frauen in unterschiedlichen, nur durch „Hörfenster“ verbundenen Räumen, beteten.

Im wahrsten Sinne tief eintauchen in die jüdische Geschichte kann man an diesem Ort auch deshalb, weil dort das älteste jüdische Ritualbad in Deutschland erhalten blieb. Mehrere Meter tief unter der Erde liegt die mystische Mikwe. Im Kaiserjahr gibt es im Judenhof die Sonderausstellung „Innovation made in SchUM“, wobei das Wort SchUM für die hebräischen Anfangsbuchstaben von drei Städten steht: Schin für Schpira (Speyer), Waw für Warmaisa (Worms) und Mem für Magenza (Mainz). Diese waren im Mittelalter ein wichtiges europäisches Zentrum jüdischer Kultur, Religion und Rechtsprechung und wollen nun gemeinsam zum Weltkulturerbe ernannt werden.

Eine weitere extrem sehenswerte Ausstellung zeigt das historische Museum der Pfalz in Speyer: „Medicus – die Macht des Wissens“ bietet einen sehr kurzweiligen Überblick zur Kulturgeschichte der Medizin vom Altertum bis zur aktuellen Corona-Pandemie.

Infos: www.speyer.de

Romantische Klosterruinen

Wer romantische Ruinen liebt, muss das Kloster Limburg gesehen haben. Vom Kurstädtchen Bad Dürkheim aus, erreicht man die imposante, am Rand des Pfälzerwalds gelegene Anlage auf einem abenteuerlich schmalen Sträßchen und schon von weitem sind ihre in den Himmel ragenden, roten Sandsteinmauern und die Reste des hohen Turms zu sehen. Das Kloster zählt zu den größten und bedeutendsten Stätten der salischen Baukunst.

Im 11. Jahrhundert war es nicht nur jahrelang Aufbewahrungsort der Reichskleinodien, sondern auch jener Ort, wo unter Kaiser Konrad II. festgelegt wurde, dass die Adventszeit vier Adventssonntage umfasst – und nicht etwa drei oder fünf. Ein schöner Biergarten lädt zwischen Klostermauern zum Verweilen ein und auch in der Umgebung gibt es noch einiges zu entdecken, darunter die mittelalterliche Hardenburg, das romanische Benediktinerinnenkloster Seebach oder den sogenannten Teufelsstein, der (lange vor dem Mittelalter) als Kultstätte diente.

Wer tiefer in die mittelalterliche Geschichte dieser Region eintauchen will, findet dazu im Stadtmuseum Bad Dürkheim die Gelegenheit.

Infos: www.bad-duerkheim.de

Auf den Spuren Hildegards

So mancher denkt bei Hildegard von Bingen bloß an Kräutertees und Schrundensalbe. Wer diese große Frau des Mittelalters jenseits aller Mythen und Verklärungen kennenlernen möchte, findet dazu im Museum am Strom in Bingen die Gelegenheit.  Die Dauerausstellung in einer denkmalgeschützten Maschinenhalle informiert über Leben und Werk der Äbtissin, Visionärin und heilkundigen Theologin. Eine Sonderausstellung widmet sich Hildegards Beziehungen zu Kaiser Friedrich Barbarossa.

Etwa 40 Minuten entfernt liegt naheaufwärts bei Bad Sobernheim zwischen Wiesen und Wäldern der idyllische Disibodenberg – die Ruine des ehemaligen Klosters der Hl. Hildegard. Dort verbrachte sie fast vier Jahrzehnte ihres Lebens in einer Frauenklause.

Auch zu Fuß lässt sich das Leben der Heiligen erkunden: auf einem 137 Kilometer langen Pilgerweg. Dieser beginnt in Idar-Oberstein und führt über Niederhosenbach, den möglichen Geburtsort Hildegards zum Disibodenberg und weiter über Sponheim, wo sie mit  acht Jahren zu ihrer Lehrerin Jutta von Sponheim zog bis nach Bingen am Rhein.

Infos: www.bingen.de, www.disibodenberg.de und www.hildegardweg.eu

Bei den mächtigen Mainzern

Für Mittelalterfans gibt es aktuell in Mainz vieles zu erleben. Natürlich die Landesausstellung „Die Kaiser und die Säulen ihrer Macht“ im Landesmuseum mit ihren herausragenden Exponaten. Aber auch vieles andere.

So wurde die Ausstellung zum Früh- und Hochmittelalter im Bischöflichen Dom- und Diözeseanmuseum Mainz nach einer Sanierung komplett neu gestaltet. Die in der Gewölbehalle untergebrachte Sammlung beschäftigt sich mit den mächtigen Mainzer Erzbischöfen und beherbergt mit den um 1240 entstandenen Skulpturen des „Naumburger Meisters“  herausragende Exponate. Natürlich lohnt auch ein Besuch des mehr als 1000 Jahre alten Doms,  der ebenfalls die enorme Macht widerspiegelt, die die Mainzer Erzbischöfe als Vorsteher der größten Diözese des mittelalterlichen Christentums hatten. Bis heute heißt die Diözese „Heiliger Stuhl von Mainz“ – und ist damit die einzige, die neben Rom diesen Titel tragen darf.

Auch im Alten Dom St. Johannis kann man der mittelalterlichen Vergangenheit ein gutes Stück näher kommen. Zwölf Stationen und 3D-Animationen informieren Besucher über die 1500-jährige Geschichte der Kirche im Herzen von Mainz informieren.

Infos: www.kaiser2020.de, www.mainz.de

Hinter den unterirdischen Fenstern liegt das rituelle Bad der jüdischen Gemeinde Speyers. Die mittelalterliche Mikwe kann man im Judenhof besichtigen.

Hinter den unterirdischen Fenstern liegt das rituelle Bad der jüdischen Gemeinde Speyers. Die mittelalterliche Mikwe kann man im Judenhof besichtigen.

Foto: TV/Katharina de Mos
 Burg Trifels

Burg Trifels

Foto: TV/Katharina de Mos
Schon allein wegen ihrer Größe beeindruckend: die Krypta des Speyerer Doms.

Schon allein wegen ihrer Größe beeindruckend: die Krypta des Speyerer Doms.

Foto: TV/Foto: Katharina de Mos

Korrektur: In einer früheren Version des Textes hieß es, der Disibodenberg liege „lahnaufwärts“ von Bingen. Lahnaufwärts jedoch wird man das Kloster Hildegards nicht finden. Denn dieses liegt an der Nahe. Wir bitten den Fehler zu entschuldigen.

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