Kunstwerk der Woche Von der Erhabenheit der Berge

Künstler sind auf öffentliche Räume angewiesen, in denen sie ihre Werke zeigen. Was machen sie eigentlich gerade, während der Pandemie? In unserer Serie zeigen wir jede Woche das Werk eines Künstlers aus der Region. Heute: Waltraud Jammers.

 Waltraud Jammers, Berglandschaft.

Waltraud Jammers, Berglandschaft.

Foto: Waltraud Jammers

Dass die Stille der vertrauten heimischen Umgebung der Erhellung der Seele dienen kann, wissen wir spätestens seit der Studierzimmer-Szene in Goethes Drama „Faust“. Als Zeit der Einkehr und Selbstbesinnung hat auch Waltraud Jammers vor allem das erste Jahr der Pandemie erlebt. „Gerade in den Wochen des harten Lockdowns war eine absolute, unendliche Stille in der Stadt mit ihren menschenleeren Straßen“, sagt die Künstlerin und ehemalige Kulturpolitikerin, die über Jahrzehnte  die Trierer Kunstszene geprägt und aktiv mitgestaltet hat. „Man war  vollkommen auf sich zurückgeworfen“.

Grund genug für die Malerin und Grafikerin zur künstlerischen Selbstbefragung. Ihrer coronabedingten dringlichen Innenschau verdankt sich ihre meditative Aquarell-Serie von stillen entrückten Gebirgslandschaften. Seit jeher haben Gebirge die Künstlerin, deren anderes zentrales Thema der Mensch ist, fasziniert. Allerdings geht es in ihren aktuellen Arbeiten nicht um die Abbildung von Bergen oder Landschaften. Vielmehr ist es, wie weiland in der Romantik, das Verhältnis von Mensch und Natur, das sich in Waltraud Jammers Bildern spiegelt. „Es ist die Erhabenheit der Berge, die mich ergreift“, sagt die Künstlerin. Eine Erhabenheit, von der gleichermaßen Unerschütterlichkeit wie Ferne ausgeht. Nicht nur das: In den sich überlagernden uralten Gesteinsschichten und ihren Verwitterungen  stellt sich für  die Künstlerin auch Vergänglichkeit und den Menschen überdauernde Erdzeit dar.

„Diese sichtbaren Prozesse der Zeit sind für mich Phänomene einer größeren Dimension“, sagt die Künstlerin. Überhaupt ist es die über die Alltagswirklichkeit hinausgehende Dimension der Kunst, ihre Fähigkeit, in Bildern und Zeichen neue Welten zu schaffen und die eigene Innenwelt zu veräußern, die Waltraud Jammers nicht nur in Corona-Zeiten künstlerisch antreibt. Dabei vergisst sie allerdings nicht die Rückkopplung mit der Wirklichkeit. „Man ist in diesen Zeiten viel mehr umeinander bemüht“, hat  die Künstlerin als positiven Effekt der Pandemie erfahren.

Kontakt: Telefon 0651/34825.

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