Über Kriege, Krisen und die Hoffnung auf Frieden

Frieden ist ein großer, ein mächtiger Begriff - aber was bedeutet er eigentlich? Und wie kann Frieden entstehen und - vor allem - gewahrt werden? In seiner Horizonte-Reihe zum Thema Frieden möchte das Echternacher Trifolion der Frage nachgehen, ob eine friedliche und friedfertige Welt im zwischenmenschlichen wie im Bereich der Staaten überhaupt möglich ist. Die Reihe beschäftigt sich mit unterschiedlichen Krisen, die unsere Gegenwart prägen: mit politischen, ökonomischen und sozialen Konflikten, mit Terrorismus, kulturellen Konflikten, innerstaatlichen und internationalen Kriegen.

In Vorträgen und Gesprächen werden Erkenntnisse aus Politik, Philosophie, Theologie und Gesellschaft präsentiert. Die prominenten Gäste laden das Publikum dazu ein, neue Erkenntnisse zu gewinnen, den Horizont zu erweitern und die aufgeworfenen Fragen und Thesen zu diskutieren. Alle Vortragenden verbinde der Wunsch, einen Beitrag zum Verständnis von Frieden und einen Impuls für friedfertiges Handeln zu leisten - und der Glaube daran, dass eine friedlichere Welt möglich ist, so Trifolion-Direktor Ralf Britten. Mit den Herausforderungen für Europa, die die Aufnahme Hunderttausender Flüchtlinge aus dem islamischen Raum mit sich bringt, beschäftigt sich der Islamexperte, Professor für Internationale Beziehungen und gebürtige Syrer Bassam Tibi in seinem Buch "Europa ohne Identität? - Europäisierung oder Islamisierung". Welche Werte, Bürger-Identität und welche Identifikation bietet Europa Flüchtlingen an, die, so Tibi, nicht nur ihr materielles und menschliches Elend bewältigen müssen, sondern zugleich eine neo-absolutistische Weltanschauung vormoderner ethnisch-religiöser Prägung mit nach Europa bringen. Der Wirtschaftswissenschaftler und Soziologe Gunnar Heinsohn und der deutsch-israelische Historiker und Publizist Michael Wolffsohn diskutieren über die brennendsten Themen des aktuellen Weltgeschehens: Konflikte, Militärpolitik, Flucht und Mi-gration als Ursachen. In ihrem Gespräch geht es um internationale Politik ebenso wie um die religiöse Instrumentalisierung des Krieges sowie die sozialen und ökonomischen Auswirkungen auf Europa und die Krisenregionen. "Richtig denken, das heißt gerecht denken", lautet die Lebensmaxime von Alfred Grosser, einem der führenden Intellektuellen jüdischer Herkunft, der vor dem Nationalsozialismus flüchten musste und 1975 mit dem Friedenspreis des Deutschen Buchhandels geehrt wurde. Im Februar erscheint sein Buch "Le Mensch: Die Ethik der Identitäten" über die Entstehung und Moral sozialer Identität. Im Trifolion unterhält sich der Europäer Grosser, der als Vermittler zwischen Frankreich und Deutschland, zwischen Christen und Juden, zwischen Europäern und Menschen anderer Nationen wie kaum ein anderer den Frieden gefördert hat, mit dem Autor und Diplomaten Manfred Osten über die Zukunftschancen der inneren und äußeren Sicherheit Europas. In seinem Buch "Was geschah im 20. Jahrhundert" hat der Autor und Philosoph Peter Sloterdijk dargelegt, dass das "Raumschiff Erde" im Zeitalter der Globalisierung nur dann zukunftsfähig ist, wenn es gelingt, es gegen die kriegerischen Exzesse jener "extremistischen Vernunft" zu bewahren, die das vergangene Jahrhundert geprägt haben. Angesichts "der Wiederkehr der Verwahrlosung auf der Höhe der Zivilisation" wird Sloterdijk im Gespräch mit Manfred Osten der Frage nachgehen, ob die Menschheit zu Frieden und zur "Selbstzähmung" fähig ist. Wie ist es um die politische Kultur eines Landes bestellt, in dem ein Begriff wie "Russlandversteher" zur Stigmatisierung und Ausgrenzung taugt? Muss man nicht erst einmal etwas verstehen, bevor man es beurteilen kann? Die Historikerin Gabriele Krone-Schmalz bietet mit ihrem Buch "Russland verstehen - Der Kampf um die Ukraine und die Arroganz des Westens" eine Orientierungshilfe für jene, denen das gegenwärtig in den Medien vorherrschende Russlandbild zu einseitig ist. In ihrem Vortrag erklärt die langjährige Moskau-Korrespondentin, deren Ansichten oft polarisieren, inwiefern sich die Wirksamkeit antirussischer Vorbehalte, die in Deutschland eine lange Tradition haben und sich in zwei Weltkriegen verfestigten, auch in der Ukraine-Krise beobachten lässt. Kardinal Reinhard Marx, Erzbischof von München und Freising und Vorsitzender der Deutschen Bischofskonferenz, gilt als einer der politisch engagiertesten katholischen Religionsvertreter. Gemeinsam mit dem Theologen Wolfgang Huber, ehemaliger Ratsvorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschland, geht er der Frage nach, inwiefern Religion als Kraft des Friedens oder Ursache des Krieges eine Rolle spielen kann. "Eine Abrechnung, wie wir sie noch nicht gelesen haben", sagte Rupert Neudeck über das 2015 erschienene Buch "Wer den Wind sät - Was westliche Politik im Orient anrichtet" von Michael Lüders. Darin beschreibt der Nah-ostexperte die westlichen Interventionen im Nahen und Mittleren Osten seit der Kolonialzeit und erklärt, was sie mit der aktuellen politischen Situation zu tun haben. Es liest sich wie ein Polit-Thriller - nur, dass es die Realität beschreibt. Mit seinem Schwarzbuch der westlichen Politik im Orient besucht der langjährige Nahostkorrespondent der Wochenzeitung Die Zeit das Trifolion und schließt damit die Horizonte-Reihe ab.

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