Premiere Liebe, Rausch und Tragik – Premiere des Musicals „Cabaret“ in Tufa Trier

Trier · Eine umjubelte Premiere hat das Kult-Musical „Cabaret“ der Trierer Tufa vor ausverkauftem Haus gefeiert. Es ist ein Stück über die Unmöglichkeit von Liebe in finsteren (Nazi-) Zeiten.

 In jeder Hinsicht überzeugend: das Ensemble des Musicals „Cabaret“ in der Trierer Tufa.

In jeder Hinsicht überzeugend: das Ensemble des Musicals „Cabaret“ in der Trierer Tufa.

Foto: DT

Erwartungsvolle Spannung liegt in der Luft. Freitagabend, kurz vor 20 Uhr in der Tuchfabrik (Tufa). Nach fast drei Jahren kann das traditionelle Tufa-Musical vor 250 erwartungsfrohen Zuschauern wieder über die Bühne im großen Saal gehen. Endlich!

Was die ganz überwiegend aus talentierten Laien bestehende Truppe dann abliefert, reißt die Zuschauer von den Sitzen, so viel Energie zeigt sich, die in den Saal überspringt.

„Cabaret“ steht auf dem Spielplan, das mittlerweile zum Kult gewordene Musical, das in der Verfilmung mit Liza Minelli zu Weltruhm gelangte. Ein Stück über die Unmöglichkeit von Liebe in finsteren (Nazi-) Zeiten.

Der etwas biedere amerikanische Schriftsteller Clifford Bradshaw (Clemens Pretz) reist Anfang der 1930er Jahre nach Berlin, um einen Roman zu schreiben, verfängt sich aber im Strudel des verruchten KitKat-Clubs und verliebt sich in den Star des Etablissements, die kapriziöse Engländerin Sally Bowles (Katharina Scherer). Unterkunft erhalten sie in der Pension von Fräulein Schneider (Hannah Swoboda), die wiederum zarte Bande mit dem jüdischen Obsthändler Herrn Schultz (Michael Krämer) knüpft.

Beide Lieben scheitern allerdings im Endeffekt an Macht und Einfluss des erstarkenden Nationalsozialismus.

Die Inszenierung von Stephan Vanecek, der ab dem 1. Oktober fest im Schauspielensemble des Trierer Theaters arbeiten wird, findet die Balance zwischen dem hedonistischen Rausch der KitKat-Nächte und der immanenten Tragik des Bösen, des Scheiterns der Paare und dem sich am Horizont abzeichnenden Terror-Regime der Nazis.

Eine wahre Bilderflut ergießt sich über die ergriffenen Zuschauer, das 30-köpfige Ensemble ist mit großem Einsatz und einer unbelasteten Ehrlichkeit im Rollenverständnis dabei. Sie meistern die schwierige Adaption eines schon so oft gesehenen Kult-Stückes ganz formidabel.

Katharina Scherer hat die Sally schon vor zehn Jahren bei der Cabaret-Erstauflage in der Tufa gespielt, sie verleiht nun ihrer Rolle eine weitere, tiefere Dimension, die Sorglosigkeit ist dahin. Dafür gibt es berechtigterweise immer wieder Szenenapplaus.

Die Choreographien von Angelika Bucks sind bestechend, präzise gearbeitet und mitreißend umgesetzt. Die Cabaret-Girls, Tänzerinnen, Gäste und Angestellten sind mit Feuereifer dabei. Bucks und Vanecek verlangen ihnen tänzerisch, sängerisch (Vocalcoach: Katharina Scherer) und darstellerisch einiges ab und sie meistern das mit Bravour. Man spürt in jeder Szene das Herzblut, das darin steckt.

Herzblut steckt auch in den sexy Kostümen, die der Regisseur selbst geschneidert hat. Das Licht setzt stimmungsvolle Akzente, mal düster, mal ausgelassen und der Ton ist einwandfrei.

Und dann die neunköpfige Profi-Band mit dem musikalischen Leiter Dominik Nieß an der Spitze. Satter Sound, treibende Rhythmen; die zu Klassikern gewordenen Lieder changieren zwischen Big-Band und jazzigen Elementen. Nieß und seine Frauen und Männer lassen die Songs erstrahlen, das trägt den Abend.

Die Frage aller Fragen stellt der Conférencier, den Stephan Vanecek selbst mit diabolischem Charme, Witz und einer verunsichernden Ambivalenz spielt: „Warum kann die Welt nicht leben und leben lassen?“

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