Umterm Strich - die Kulturwoche

Früher war alles besser und billiger? Von wegen! Wer sich heute über steigende Kosten von Bauwerken echauffiert, sollte mal den Blick auf die andere Seite der Erde schweifen lassen: Dort steht seit 43 Jahren ein Blickfang, der inzwischen zum Weltkulturerbe gehört: das Opernhaus von Sydney mit seinem charakteristischen Segeldach. Geplant hat es der Däne Jørn Utzon (1918-2008).

Läppische sieben Millionen australische Dollar (etwa 3,5 Millionen US-Dollar) sollte der Musentempel kosten, als 1957 die ersten Pläne auf dem Tisch lagen. Für 1961 war die Eröffnung geplant … Sie ahnen schon, was kommt, nicht wahr? Machen wir's kurz: Als die Baukosten auf 57 Millionen AUS-Dollar gestiegen waren, zog Robert Askin, der Premierminister des Bundesstaates New South Wales, die Notbremse und Utzon beleidigt von dannen. Junge einheimische Architekten frickelten den Bau irgendwie zusammen, und die Kritiken bei der Eröffnung, 14 (!) Jahre nach dem ursprünglich anvisierten Termin und nochmals 64 Millionen Dollar mehr, waren vernichtend: schlechte Akustik, zu kleine Säle, zu enge Foyers … Damit soll nun endlich Schluss sein. Das Opernhaus wird generalsaniert bzw. -überholt. Dafür lässt man jetzt noch mal 236 Millionen Dollar springen (das entspricht etwa 155 Millionen Euro). Im Mai rücken die Bagger an, und dann ist erst mal sechs Jahre lang Ruhe im Karton - zumindest musikalisch. Mal sehen, ob die Aussis besser kalkulieren können als unsereins. Sie, liebe(r) Leser(in), können sich Freitag, 26. Mai 2023, schon mal rot im Kalender ankreuzen. Dann wird die Kulturwoche, wie gewohnt an dieser Stelle, das Ergebnis kritisch unter die Lupe nehmen. Keine Kulturwoche ohne eine Horrormeldung aus Amerika. Dort kriegt jetzt ein Superheld ein Denkmal und … nein, keine Bange, es ist nicht der Blondtoupierte, dessen Namen wir an dieser Stelle nie mehr erwähnen werden. Der Held, um den es hier geht, heißt Captain America, und er ist tatsächlich so amerikanisch wie Erdnussbutter und Baseball. Die Comicfigur kam 1941 zur Welt, um gegen das Böse (damals die Nazis) zu kämpfen. Jetzt wurde der Kerl als Bronzeklotz im Prospect Park im New Yorker Stadtteil Brooklyn enthüllt. Über den endgültigen Ort für das Denkmal gibt es noch keine Entscheidung. Sollte allerdings im November das Schlimmste aller Übel passieren, könnte es durchaus sein, dass das Denkmal auf Wunsch des Hausherrn seinen Platz im Oval Office des Weißen Hauses einnimmt. Zum Schluss noch ein Blick in die Eifel - beziehungsweise auf einen Eifeler, der zu den - auch international - erfolgreichsten Schauspielern gehört. Dennoch hadert Mario Adorf mit seiner Karriere, weil er "ein bisschen arrogant oder dumm war". Deshalb habe er ein paar Rollen abgelehnt, auf die er heute bestimmt stolz wäre: So bekam Billy Wilder einen Korb, als er Adorf für seine Berlin-Komödie "Eins, zwei, drei" engagieren wollte, und auch Francis Ford Coppola klopfte vergebens bei ihm an: Die für ihn vorgesehene Rolle im "Paten" war Adorf auch nicht groß genug. "Hochmut ist der Anfang aller Sünde: wer darin verharrt, wird mit Fluch überhäuft und zuletzt gestürzt", heißt es im Buch Jesus Sirach 10, 14-15. Eigentlich beruhigend zu wissen, dass die Bibel doch nicht immer recht hat. no/dpa

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