Unbekannter Stern entdeckt

Operette oder komische Oper? Der Streit ist müßig. Emmanuel Chabriers Komödie "L'Etoile" bezaubert im Grand Théatre durch augenzwinkernde Ironie, musikalische Verve und ein herrliches Bühnenbild.

 Rambazamba im Kaufhaus: Die Puppen tanzen bei „L'Etoile“. Foto: Grand Théatre

Rambazamba im Kaufhaus: Die Puppen tanzen bei „L'Etoile“. Foto: Grand Théatre

Luxemburg. (DiL) Im französischen Sprachraum hat man die 1877 entstandene "Opéra bouffe" in den letzten Jahren wiederentdeckt, in Deutschland ist sie noch völlig unbekannt. Dabei braucht die skurrile Geschichte um König Ouf I. in seinem Märchen-Reich den Vergleich mit den Operetten von Jacques Offenbach keineswegs zu scheuen. Die Handlung ist nicht sonderlich ernst zu nehmen. Der König sucht inkognito einen geeigneten Delinquenten für die Hinrichtung, mit der er das Volk alljährlich zu seinem Geburtstag erfreut. Aber es herrscht Kandidatenmangel, und als er endlich ein potenzielles Opfer findet, teilt ihm sein Astrologe mit, er werde dessen Tod um gerade mal 24 Stunden überleben. Fortan ist der König um das Wohlergehen seines "Schützlings" nachhaltig bemüht, was aber zu allerlei operettentypischen Irrungen und Wirrungen führt. Regisseurin Emmanuelle Bastet treibt den Schabernack auf die Spitze, indem sie das Königreich in ein riesiges Kaufhaus verwandelt und die Handlung im Trubel des Weihnachtsgeschäfts spielen lässt. Ausstatter Duncan Hayler hat dafür ein wirklich bezauberndes, die Etagen des Kaufhauses spiegelndes Bühnenbild gebaut, mit reichlich Fantasie, tollem Licht und originellen Theater-Effekten. Der Chor der Oper Nantes und eine in glänzender Spiellaune befindliche, junge Solistenschar bewegen sich in ausgeklügelten Choreografien (Laura Scozzi) und liefern einen federleichten Augen- wie Ohrenschmaus.Für letzteren sorgen auch die Luxemburger Philharmoniker unter dem inspirierten, frischen Dirigat von Marc Soustrot. Das klingt elegant, musikalisch abwechslungsreich und filigran.Kleiner Wermutstropfen aus deutscher Sicht: Die französischen Dialoge werden nicht übersetzt - es wäre wohl auch schwierig. Um der Handlung zu folgen, braucht man entweder Französisch-Kenntnisse (und dann wird es sehr vergnüglich) oder man sollte die Inhaltsangabe im Programmheft vorher gründlich lesen. Man kann sich aber auch einfach zurücklehnen und wie das zufriedene Premierenpublikum die Musik genießen. Vorstellung am 25. Januar, 20 Uhr im Grand Théatre. Infos: www.theater-vdl.lu. Karten: 00352/4708951.

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