Ungewöhnlich und humorvoll: Wagners wilde Wetter in Trier

Trier · An der Wetterstation auf dem Trie rer Petrisberg hat das Theater einen höchst amüsanten Blick auf das Thema "Wetter in Wagners Werk" geworfen. Mitglieder des Ensembles sangen und rezitierten aus dem Werk des Komponisten, der in diesem Jahr 200 Jahre alt geworden wäre.

 Peter Larsen, Christian Miedreich und Alina Wolff bieten spektakuläre Einsichten über das Wetter in Wagners Werken. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Peter Larsen, Christian Miedreich und Alina Wolff bieten spektakuläre Einsichten über das Wetter in Wagners Werken. TV-Foto: Dirk Tenbrock

Trier. Verhaltenes Kichern und prustendes Lachen: Wann gibt\'s das schon mal bei Veranstaltungen rund um den 200. Geburtstag des Komponisten Richard Wagner (1813-1883), die doch oft von getragenem Ernst geprägt sind? Ein Schelm, der Böses dabei denkt, aber Musikdramaturg Peter Larsen ist selbst ein solcher Schelm, der - ohne despektierlich zu sein - sich dem Werk des großen Dramatikers der klassischen Musik auf eine lockere und humorvolle Weise nähert.
Idealer Rahmen


In Zusammenarbeit mit dem deutschen Wetterdienst und dem Richard-Wagner-Verband Trier-Luxemburg heißt Larsen am Donnerstag etwa 60 Zuschauer auf dem Gelände der Wetterwarte willkommen, die am kurven- und aussichtsreichen Weg vom Gartenfeld auf den Petrisberg liegt. Sie ist eine von nur noch 70 "bemannten" Stationen in Deutschland und bietet mit ihrem mit Messgeräten vollgestellten großen Park vor der herrschaftlichen Villa einen idealen Rahmen für ein Wagner-Open-Air der besonderen Art.
Larsen verweist witzig und ironisch auf die vielfältigen Szenen in Wagners Werk, die von ungewöhnlichen Wettersituationen geprägt sind, eine alte Geräuschmaschine und ein großes Blechrequisit lassen Theaterdonner und Sturmgeräusche lebendig werden. Christoph Jung begleitet am E-Piano, Alina Wolff und Christian Miedreich vom Schauspielensemble rezitieren mit dramatisch-komödiantischer Attitude Textstellen.
Poetisch bis anarchisch


Von Aristoteles, "dem Begründer der Meteorologie und der Dramaturgie" (Larsen) ausgehend, folgen teils poetische, teils anarchische Ausflüge in geschichtliche und philosophische Episoden aus Wagners Leben und Werk. Eine stürmische Überfahrt durch Ost- und Nordsee von Ostpreußen nach London soll Wagner einst zu seinem fliegenden Holländer inspiriert haben. Daraus singt Luis Lay denn auch - a cappella - "Mit Gewitter und Sturm aus fernem Meer" und Amadeu Tasca glänzt mit "Heda! Heda! Hedo! Zu mir Geduft!" aus "Das Rheingold".
Es ist Wagner einmal ganz anders, der Spaß an der ungewöhnlichen Sache steht im Vordergrund, die Zuschauer und das Ensemble strahlen. Ein paar intelligente Albernheiten nehmen dem Werk des wegen seines Antisemitismus umstrittenen Komponisten die Schwere. Die Zuschauer bekommen noch eine Führung durch die Wetterstation und die Protagonisten eilen zurück ins Theater, um ihre Probenarbeit an "Der nackte Wahnsinn", "Sommernachtstraum" und "Rigoletto" fortzuführen. DT

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