Uni und Theater in einem Boot

Neue Wege bei der Zusammenarbeit gehen das Theater Trier und die Uni. Mit Moritz Rinkes Stück "Republik Vineta" gibt es zum ersten Mal eine gemeinsame Produktion einer studentischen Gruppe mit dem Theater, die gleichzeitig Bestandteil der universitären Ausbildung und des offiziellen Spielplans ist.

Trier. (DiL) Die Idee entstand beim Festival "Maximierung Mensch" im Frühjahr: Studenten hatten sich zu einer Art "Werbetruppe" zusammengefunden, die mit eigenständig erarbeiteten kleinen Szenen in Vorlesungen und Seminaren für das Festival warb. "Die Sache kam so gut an, dass wir von allen Seiten gefragt wurden, ob es keine Fortsetzung geben könnte", erinnert sich Literatur-Professorin Franziska Schößler. Daraus wurde mehr: Unter dem Dach des Fachbereichs II der Uni formierte sich die 14-köpfige Theatergruppe "Bühne 1" - keineswegs nur aus Germanistik-Studenten. Nun soll im Januar die erste Premiere im Studio des Theaters steigen. Neu ist dabei, dass die Uni-Gruppe eng an ein fächerübergreifendes Seminar-Programm der Uni angebunden ist, andererseits aber auf das komplette Repertoire einer Theater-Produktion zurückgreifen kann. "Alle Abteilungen des Theaters werden die Arbeit unterstützen", versichert Intendant Gerhard Weber. Man probt am Augustinerhof, Bühnenbild und Kostüme stellt das Theater, ebenso wie das technische Knowhow. "Alles andere wäre doch nur eine Mogelpackung", sagt Chefdramaturg Peter Oppermann. Von der Uni kommt die Darstellerriege. Seminar-Scheine sind freilich nicht zu verdienen, Motiv ist der Spaß am Spielen. Als Bindeglied zwischen beiden Welten fungiert Bettina Stiller-Weishaupt, einerseits noch Studentin, andererseits aber auch eine erfahrene Regisseurin. Zum Konzept gehört, dass ein Teil der Proben öffentlich ist, und zwar nicht nur für Studenten, sondern für alle Theater-Interessierten.

Das Stück könnte kaum tagesaktueller sein: Moritz Rinke gilt als einer der spannendsten Autoren der jungen Generation, und "Republik Vineta", 2001 zum besten neuen deutschen Schauspiel gewählt, handelt von einem absurden Therapie-Projekt für ausgemusterte Top-Manager, die sich an einem Leben ohne Arbeit gewöhnen sollen. Es seien gerade die gesellschaftlichen Bezüge, die sie reizten, erzählt die Regisseurin. Obwohl bei der Auswahl die derzeitige Debatte um Finanzmarkt, Moral und Manager noch keine Rolle spielte.

Das Theater ist sichtlich stolz auf sein neuestes Projekt, das die vielfältige Kooperation mit den Trierer Hochschulen um eine spannende Nuance erweitert. Die Zusammenarbeit bei "Maximierung Mensch", die "Woyzeck"-Ausstattung durch FH-Studenten oder gemeinsame Seminare haben die "Klassiker" wie Universitätskonzert und Antikensymposium in den letzten Jahren systematisch ergänzt. Darüber hinaus gebe es "vieles, was die Öffentlichkeit gar nicht so mitkriegt", verrät Pressesprecherin Christine Post. So hat man etwa für das Theatercafé zu "Anatevka" (Termin: Sonntag, 2. November, 11.15 Uhr) das Institut für Jiddistik zu Rate gezogen.

"Republik Vineta", öffentliche Proben am 5. und 19. November, 17. Dezember, 7. Januar jeweils 18 Uhr. Premiere am 28. Januar, weitere Aufführungen am 3. und 5. Februar.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Vom erwischt werden
Vinyl der Woche: Love Is A Wonderful Thing – Michael Bolton Vom erwischt werden
Aus dem Ressort