Vinyl der Woche: Working Title – Nathan Gray Unmotiviert bei der Arbeit? Gray ist die Lösung!

Dass Hardcore-Sänger oft viel mehr können als nur schreien, beweist Boysetsfire-Frontmann Nathan Gray. In der Serie Vinyl der Woche geht es diesmal um sein zweites Solo-Album Working Title. Fazit: Wenn es noch Geheimtipps gibt, dann ist Gray das Paradebeispiel.

 Working Title von Nathan Gray

Working Title von Nathan Gray

Foto: TV/Christian Thome

Klar, Hardcore-Musik lebt (auch) vom Schreien. Neben den harten instrumentalen Elementen machen die es leicht, sich auf einem Konzert in den Moshpit zu begeben. Unter diesem „Krach“ gibt es aber auch viele Künstler, deren Stimme von einigen unterschätzt wird. Bei diesen Künstlern ist Nathan Gray ganz vorne mit dabei.

Mit seiner Band Boysetsfire hat Gray sich über die Szene hinaus einen Namen gemacht. Sein zweites Solo-Album Working Title ist allerdings nicht nur was für Hardcore-Jünger. Dafür ist Grays stimme zu sehnsüchtig und zu melodisch. Um beim Album-Titel zu bleiben: Das Album ist was für Arbeiter.

Nicht hochkomplex, nicht punkig und Indie-Rock-lastig präsentiert sich Working Title als leichte, genüssliche Kost, die motiviert. Der Sound der Platte ist extrem positiv (mit einigen Ausnahmen wie Refrain) und lässt sich ideal beim Werkeln oder schweren Buckeln hören. Nathan Gray sagte einst im Interview, dass er von Mitgliedern der Kirche beeinflusst wurde und Rockmusik als „Sünde“ ansah, setzt sich über dieses Syndikat beeindruckend hinweg. Und davon, dass er Mitglied der „Kirche des Satan“ war – was er allerdings als „netten Zeitvertreib für Atheisten“ ansah – ist bei all dieser positiven Energie auch nichts zu hören.

Wer sich an Grays erstem Solo-Album Feral Hymns orientiert, wenn er Working Title auflegt, der wird sofort überrascht. „Ich habe eine komplett neue Richtung gefunden“, singt er ohne großes Intro im Eröffnungs-Track In My Defense. Diese Richtung behält er bei – und zeigt sich als extrem vielfältiger Musiker.

Das Cover der Platte ist alles andere als vielfältig. Es zeigt Gray, der etwas nachdenklich, aber mit seinem verschmitzen Lächeln dreinschaut. Auch wenn das so einfach scheint, spiegelt es eben diese Mischung aus dem Positiven und dem dann doch manchmal leicht Melancholischen wider.

Wenn es in Zeiten von Social Media, YouTube und Spotify noch Geheimtipps gibt, dann ist Gray ein Paradebeispiel. Auch wenn Hardcore eine Musikrichtung ist, die viel Respekt verdient, ist Nathan Gray viel mehr als ein Hardcore-Sänger. Er ist gereift – und es wäre fast schon eine Schande, wenn er es nicht weit über die Hardcore-Szene hinaus schaffen würde.

In der Serie Vinyl der Woche beleuchtet der Trierische Volksfreund wöchentlich eine Schallplatte. Alle Serienteile finden Sie hier.

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