Unser Planet in all seiner Schönheit

In seiner sensationellen Naturdokumentation "Deep Blue" entführte der britische BBC-Produzent und Regisseur Alastair Fothergill seine Zuschauer in die Tiefen des Ozeans. Nun umrundet der Filmemacher gemeinsam mit Ko-Regisseur Mark Linfield den gesamten Planeten.

Berlin. (AWE) "Unsere Erde - Der Film" startet heute in den deutschen Kinos. TV-Mitarbeiter André Wesche sprach mit Regisseur Alastair Fothergill in Berlin.Es war ein ambitioniertes Projekt, die Erde in einhundert Minuten zeigen zu wollen. Wie wurde die Idee dazu geboren? Fothergill: Wenn man an erfolgreiche Filme über Naturgeschichte im Kino denkt, kommt einem "Die Reise der Pinguine" in den Sinn, "Mikrokosmos" oder "Nomaden der Lüfte". Alle diese Filme erzählen Geschichten aus einem begrenzten Milieu. Ein Film über den gesamten Planeten fehlte noch. Für uns Filmemacher ist es eine gute Sache, dass sich die Menschen der Zerbrechlichkeit unseres Planeten in den letzten fünf Jahren besonders bewusst geworden sind. Ich wollte etwas Episches schaffen, denn das Kino ist ein Ort für epische Geschichten. Es war sehr hart, diese Idee in die Realität umzusetzen. Nach welchen Gesichtspunkten haben Sie Ihre tierischen Protagonisten ausgewählt? Fothergill: Wir benötigten einen roten Faden für unsere Geschichte. Wir entschieden uns für den Zyklus der Jahreszeiten als Aufhänger. Ich benötigte drei Charaktere, die es uns erlaubten, den Jahreszeiten zu folgen: Eisbären im Norden, Elefanten in den Tropen und Buckelwale, die uns von den Tropen in die Antarktis bringen. Auch wenn sich der Film nicht zentral mit Umweltproblemen auseinandersetzt, repräsentieren diese drei doch die Schlüsselprobleme der globalen Erwärmung. Man sieht den Eisbären, der gegen schmelzendes Eis ankämpfen muss. Die Geschichte der Elefanten ist die Geschichte der Suche nach frischem Wasser. Wir müssen heute global denken. Es bringt nichts, wenn man Länder wie Deutschland oder Frankreich allein betrachtet. Was man in China tut, betrifft Deutschland ebenso. Spüren Sie manchmal den Impuls, Tieren in Gefahr zu helfen? Fothergill: Ja, natürlich. Mein gesamtes Leben ist schließlich von einer tiefen Liebe zu Tieren geprägt. Aber was soll man tun? Man sieht diesen verzweifelten, hungrigen Eisbären. Soll man ihm ein Walross schießen? Man könnte das tun, aber unsere eiserne Regel ist, niemals in diese Welt einzugreifen. Wir sind dort, um zu forschen und aufzuzeichnen. Haben Sie eine Lieblingsszene in diesem Film? Fothergill: Ja. Für mich ist es die letzte Einstellung des Filmes mit dem schwimmenden Eisbären. Ich war dabei, als diese Bilder entstanden. Wir haben für die Filmaufnahmen aus dem Helikopter eine sehr spezielle Kamera entwickelt, die es uns ermöglichte, viermal höher als gewöhnlich zu fliegen und trotzdem brillante Bilder zu bekommen, ohne die Tiere im Geringsten zu stören. War es von vornherein Ziel, sich von den Konventionen des Naturfilms zu lösen?Fothergill: Ja, absolut. Das Kino von heute ist von Spezialeffekten geprägt, und alles entsteht im Computer. Leute, die "Unsere Erde" bereits gesehen haben, haben mir gesagt, dass viele Bilder darin nicht real wirken. Man fliegt über 40 000 Schneegänse hinweg, und manche Zuschauer meinten, dass müsse einfach im Computer entstanden sein. Nein, es ist die reale Welt! Wir haben es nur auf eine frische Weise fotografiert. Wird man all diese Aufnahmen auch noch in zehn oder zwanzig Jahren machen können? Fothergill: Nein. Wir filmen heute manche Dinge, die meine Kindeskinder nicht mehr vorfinden werden. Diese Gewissheit könnte einen depressiv stimmen, aber für mich ist sie der Ansporn, weiter Naturfilme zu drehen. Weitere Informationen zum Film finden Sie im Freizeit-Magazin Rendezvous Regional der heutigen Ausgabe.

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