Unter Goethes Augen komponiert

Näher am Dichter kann eine Schauspielmusik nicht sein. Carl Eberweins "Faust"-Komposition entstand in enger Zusammenarbeit mit Goethe. Nun steht sie im Zentrum des 7. Trierer Sinfoniekonzerts am 15. April.

 Eberwein. Foto: privat

Eberwein. Foto: privat

Trier. (mö) Nein, eine spektakuläre Musik sei die "Faust"-Komposition von Carl Eberwein nicht, sagt Peter Larsen. "Aber die Form! Der Charakter!" Der Musikdramaturg am Trierer Theater muss es wissen. Er hat über Carls Bruder Traugott Maximilian Eberwein seine Doktorarbeit geschrieben und sich dabei auch intensiv mit der gesamten Musikerfamilie Eberwein befasst. Franz Carl Adelbert Eberwein (1786-1868) verbrachte mit Ausnahme von zwei Berlin-Reisen seine gesamte Lebenszeit in Weimar und war von 1826 bis zu seiner Pensionierung 1849 Kapellmeister in der Klassikerstadt. Ihm gelang als Erstem das Kunststück einer kompletten "Faust"-Schauspielmusik. Im 7. Trierer Sinfoniekonzert am 15. April wird sie aufgeführt.

Goethe hatte Eberwein im Jahr 1815 die musikalische Ausgestaltung des "Faust" anvertraut. Fast 30 Jahre später, am 29. August 1829, kam die erste vollendete "Faust"-Musik auf die Bühne. Und war ganz nach dem Geschmack des Dichterfürsten. "Heute erscheint uns diese Komposition zart, naiv und harmlos", sagt Peter Larsen. Aber sie spiegele die Ästhetik Goethes. Der hatte Musik, die den Text akustisch und auch emotional übertönt, vehement abgelehnt. Dass Eberweins "Faust"-Komposition hingegen Goethes Vorstellungen entsprach, versteht sich. In 24 Nummern illustriert sie Schlüsselszenen wie den Vertragsabschluss, die Osterszene, Auerbachs Keller oder die Begegnung mit Margarete. Sie tritt nicht monumental auf, sondern bescheiden und zurückhaltend. Ganz im Sinne Goethes.

7. Sinfoniekonzert am 15. April, 20 Uhr, im Trierer Theater. Spohr, "Faust"-Ouvertüre; Eberwein, Entreacts und Gesänge zu "Faust"; Beethoven, Sinfonie Nr. 4. Mit Bruno Winzen, Michael Ophelders, Antje Härle (Rezitation), Pawel Czekala, Alexander Trauth, Evelyn Czesla, Peter Koppelmann u. a. (Gesang). Opernchor des Theaters. Philharmonisches Orchester, Leitung Siegfried Köhler. Einführung im Foyer um 19.15 Uhr.

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