Die Kulturwoche Callas & Corona
Region · Die Kulturwoche im Rückblick: Von einer Bronzestatue, die für Ärger sorgt, über eine Ausstellung zu Corona.
Eine neue Bronze-Statue der Opern-Diva Maria Callas wird online von vielen Griechen eher belustigt kommentiert. Das goldglänzende Kunstwerk steht am Fuße der Akropolis. Die Griechen verehren die Sängerin mit griechischen Wurzeln - obwohl sie in New York geboren wurde. Doch mit der Statue sind nicht alle glücklich. „Sieht aus wie ein Terminator“, hieß es nun auf Twitter und Facebook. „Ein kitschiges Stück, das in einem Star-Wars-Themenpark besser aufgehoben wäre“, schrieb ein Nutzer. „Maria, wir entschuldigen uns aufrichtig bei Dir“, ein anderer. Manche setzten das Denkmal mit dem tragischen Leben der Diva in Verbindung, ihrer unglücklichen Liebe zu Reeder Aristoteles Onassis und ihrem einsamen Tod im Alter von nur 53 Jahren in Paris. „Da sollte man meinen, ihr Leben sei schon tragisch genug gewesen - und dann das!“, spottete eine Nutzerin. Auf die Reaktionen angesprochen, verteidigte der Athener Bürgermeister Kostas Bakogiannis das Werk der griechischen Bildhauerin Aphrodite Liti. „Ich glaube, dass es ein Werk ist, das die Erinnerung an Maria Callas ehrt“, sagte er im Fernsehsender Mega. 2023 wäre die berühmte Sängerin 100 Jahre alt geworden. Bereits im kommenden Jahr sollen die Ehrungen und Festivitäten für Maria Callas beginnen.
„Was zum Teufel ist hier los?“ Das fragt sich auch, nach vier pandemiebedingten Verschiebungen, eine ungewöhnliche Kunstschau in Berlin. Die Ausstellung „Corona Culture – What the fuck is happening?!“ hat dafür bis zum 13. November Kellergewölbe und Tresorräume der Alten Münze im Zentrum der Hauptstadt in ein 4000 Quadratmeter umfassendes Kunstareal verwandelt. Die Arbeiten von mehr als 100 Künstlerinnen und Künstlern aus rund 30 Nationen erschließen sich wie bei einem Gang durch ein verfallenes Labyrinth. Es soll nach Angaben der Kuratoren ein „Raum für kollektive Erfahrungen“ sein. In einer coronabedingten „Zeit des tiefgreifenden soziokulturellen Wandels“ ergebe sich ein „lebendiger Safe-Space für Kunst und Kultur“. Die Ausstellung zeichnet in fünf Abschnitten Phasen der Pandemie-Entwicklung nach - etwa Informationsflut, Stillstand, Normalisierung. Die Künstlerinnen und Künstler arbeiten mit begehbaren Bühnen, Musik, Performances, vielen Videos, Installationen, Lichtskulpturen oder akustischen Werken. Thema ist dabei immer wieder, wie sich die Pandemie auf Werte, Beziehungen oder Sehnsüchte auswirkt. Da gibt es etwa zwei halbierte Stühle an der Wand („Waiting Room – 2“ von Marie Jayne Chanel) oder den „Pleasant Palace“ von Jos Porath und Marie Zwinzscher, in dem sich eine puppenhaft wirkende Frau in einer gläsernen Konstruktion ein abgetrenntes Paradies aus Pflanzen und Möbeln geschaffen hat. Aus einem ebenfalls isolierten Raum heraus kann sie per Monitor mit emotional aufgeladenen Begriffen zu kleinen Handlungen animiert werden. Beeindruckend auch eine Arbeit der Hilfsorganisation Sea-Watch: zwei großformatige Videoscreenings auf Boden und Wand eines Kellerraumes konfrontieren Bilder von der Rettung von Flüchtlingen im Mittelmeer mit Eindrücken einer Kreuzfahrt auf See. Das hat nun weniger mit Corona im Besonderen als vielmehr mit dem Zustand der Gesellschaft im Allgemeinen zu tun: Dieses Problem dürfte auch unabhängig von der Pandemie den Meeren und den Menschen weiter zu schaffen machen.
no/dpa