Kolumne Unterm Strich - Die Kulturwoche Ein erfolgreicher Räuber und schrumpfende Prospekte

In diesen Tagen feiert er seinen 60. Geburtstag, und es ist eher selten, dass Menschen mit einer kriminellen Vergangenheit (und Gegenwart) deswegen in der Öffentlichkeit gewürdigt werden. Doch bei ihm liegt der Fall etwas anders: Der „Mann mit den sieben Messern“ hat zwar viele Untaten begangen, aber eine der schlimmsten, und damit hat das Böse bereits seine Grenze erreicht, war der Diebstahl einer Kaffeemühle oder von Bratwürsten.

  
  
  
  
  
  
 Ein liebenswerter Räuber: der Hotzenplotz. 

Ein liebenswerter Räuber: der Hotzenplotz. 

Foto: Otfried Preußler

Seine Fans sind längst auf den Trichter gekommen: Hier geht es um den Räuber Hotzenplotz. Am 1. August 1962 erschien Otfried Preußlers Kinderroman erstmals. Er wurde in 39 Sprachen übersetzt und zehn Millionen mal verkauft. „Der Hotzenplotz war wie so ein komischer entfernter Verwandter, der immer wieder bei uns auftauchte“, erinnert sich Susanne Preußler-Bitsch, die seit 25 Jahren den literarischen Betrieb ihres Vaters verwaltet. Sie und ihre zwei Schwestern liebten den fantastischen Gast. „Diesem polternden Großmaul konnte man ein paar Sachen unterschieben“, etwa dreckige Fußspuren im Wohnzimmer. „Oder es lag ein Zettel im Kühlschrank: ,Das letzte Stück Kuchen hat der Hotzenplotz stibitzt‘.“ Kein Vorbild, „aber das soll er ja gerade auch nicht sein“, sagt Ines Galling von der Internationalen Jugendbibliothek in München. Hotzenplotz verkörpere das Verbotene, Lustvolle, Anarchische, Egomane und Egozentrische. „Er macht das, was ich nicht darf.“