Unterm Strich – Die Kulturwoche Geschichten um Geld und gefühlvolle Männer

Meinung · Stellen Sie sich vor, Sie brauchen Geld, eine größere Summe, die Sie cash bei Ihrer Bank abholen wollen. Um es möglichst diskret zu machen, notieren Sie die Summe auf einen Zettel und schieben ihn der Frau oder dem Mann hinterm Schalter zu.

  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
  
 Ryan Coogler.

Ryan Coogler.

Foto: dpa/Willy Sanjuan

12.000 Euro in kleinen Scheinen, und bitte kein Aufhebens machen und unauffällig zählen, danke schön. Das ist doch genau die Methode, mit denen konservative Bankräuber möglichst rasch an möglichst viel Geld zu kommen versuchen. Genau das hat in Atlanta im US-Bundesstaat Georgia der Regisseur Ryan Coogler („Black Panther“) versucht. Doch noch ehe er seine Scheine rübergeschoben bekam, hatte er auch schon Handschellen an den Gelenken. Die Kassiererin hatte die Geldabhebung fälschlicherweise als einen Raubversuch interpretiert, zumal wegen der Höhe der Summe eine Alarmmeldung erschien. Polizisten nahmen Coogler und zwei Begleiter, die vor dem Gebäude in einem Auto warteten, in Gewahrsam. Nachdem Coogler sich ausweisen konnte, wurden sie freigelassen. Ob dem Mann diese Unbill auch dann widerfahren wäre, wenn er ein weißer Amerikaner gewesen wäre? In einigen Teilen der USA ist es ja bekanntermaßen lebensgefährlich, schwarz zu sein; der Bundesstaat Georgia gehört dazu. „Diese Situation hätte nie passieren dürfen“, empörte sich der 35-jährige Filmemacher nicht zu Unrecht. Und ein Sprecher der Bank teilte dem Branchenblatt „Variety“ pflichtschuldigt mit, dass man den Vorfall „zutiefst bedauere“. Die Moral von der Geschichte, auch für weißhäutige Menschen zutreffend: Wenn man schon richtig Kohle abgreifen will, dann möglichst auffällig und öffentlichkeitswirksam. Denn echte Gauner bereichern sich lieber diskret.