UNTERM STRICH – DIE KULTURWOCHE Für das Kino, wider die Sprachverhunzer

Es ist das älteste Filmmuseum Deutschlands und seit vier Jahrzehnten im Marstall in Potsdam zu Hause: Mit zwei Jubiläumsausstellungen – im Foyer des Marstalls und digital auf der Website – lässt das Haus die vergangenen Jahre Revue passieren.

 HANDOUT - 02.06.2021, Großbritannien, London: David Diop, franko-senegalesischer Schriftsteller, sitzt für ein Foto bereit. Mit seinem Buch «At Night All Blood Is Black» hat Diop den britischen International-Booker-Literaturpreis gewonnen. Darin erzählt der 55-Jährige die Geschichte von Senegalesen, die im Ersten Weltkrieg aufseiten der Kolonialmacht Frankreich gegen Deutschland kämpften. Foto: Fugaces - Alice Joulot/International Booker Prize/PA Media/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

HANDOUT - 02.06.2021, Großbritannien, London: David Diop, franko-senegalesischer Schriftsteller, sitzt für ein Foto bereit. Mit seinem Buch «At Night All Blood Is Black» hat Diop den britischen International-Booker-Literaturpreis gewonnen. Darin erzählt der 55-Jährige die Geschichte von Senegalesen, die im Ersten Weltkrieg aufseiten der Kolonialmacht Frankreich gegen Deutschland kämpften. Foto: Fugaces - Alice Joulot/International Booker Prize/PA Media/dpa - ACHTUNG: Nur zur redaktionellen Verwendung im Zusammenhang mit der aktuellen Berichterstattung und nur mit vollständiger Nennung des vorstehenden Credits +++ dpa-Bildfunk +++

Foto: dpa/Fugaces - Alice Joulot

Die eine Schau berichtet von der ersten Filmtechnikausstellung, mit der das Museum 1981 eröffnet wurde. Sie erzählt zudem von der Schnelligkeit, mit der es in den 90er Jahren wuchs, als man aus den Studios der aufgelösten DEFA Objekte und Dokumente für die Sammlung barg. In einer zweiten, aber virtuellen Ausstellung sprechen aktuelle und ehemalige Mitarbeiter über ihre persönlichen Werdegänge, Projekte und Arbeitsbereiche. Mit vier Dauerausstellungen zur Filmgeschichte in Babelsberg, 127 Sonderschauen zu nationalen und internationalen Themen, 80 Foyerausstellungen und seinem Kinoprogramm zog das Haus bereits über drei Millionen Gäste an. Noch einmal drei Millionen Besucher und Besucherinnen sahen die Familienschauen zum Sandmann, zur Sendung mit der Maus und über „Die Digedags“. Die waren von 1955 bis 1975 die Haupthelden der in in der DDR erschienenen Comiczeitschrift „Mosaik“. Die drei Kobolde Dig, Dag und Digedag erlebten in mehreren großen Serien Abenteuer in Raum und Zeit.

Sternchen, Klammern, Doppelpunkte – oder was? Deren müssen sich alle genderbewussten Zeitgenossen bedienen, wollen sie keinem auf den Schlips treten. Was das Schriftbild nicht gerade schöner und das Sprechen nicht ohrfreundlicher macht. Dem Gendern eine radikale Absage hat jetzt die Schriftstellerin und Literaturkritikerin Elke Heidenreich (78) erteilt. „Ich kann es auf den Tod nicht leiden, die Sprache so zu verhunzen“, sagte sie in einem Interview. Sie empfinde Gendersternchen und Co. als grauenhaft. „Ich bin vehement dagegen und lade gern den Zorn der ganzen Nation dafür auf mich – ist mir vollkommen egal“, verkündete sie. Sie werde das niemals mitmachen. Ein Künstler sei ein Künstler, egal ob männlich oder weiblich.

Dies sei allerdings kein Freibrief für Willkür in der Sprache, betonte Heidenreich. Herabwürdigende Worte, Beleidigungen und Diskriminierungen oder auch Worte aus der Kolonialzeit seien nicht zu dulden. Die Bestseller-Autorin wehrte sich auch dagegen, in älteren Büchern Änderungen vorzunehmen, um etwa rassistische Begriffe zu ersetzen. „Literatur nachträglich bereinigen geht gar nicht“, sagte sie. In der Tat: Denn dann müsste man bei Walther von der Vogelweide beginnen und könnte bei Günter Grass noch lange nicht aufhören.

Solche Probleme hat David Diop nicht. Der franko-senegalesische Schriftsteller (55, Foto: dpa) muss in seiner Sprache nicht gendern. Er kann sich ganz auf den Inhalt seiner Werke konzentrieren. Und bekommt nun für sein Buch „At Night All Blood Is Black“ (In der Nacht ist Blut schwarz) den britischen International-Booker-Literaturpreis. Darin erzählt er die Geschichte von Senegalesen, die im Ersten Weltkrieg aufseiten der Kolonialmacht Frankreich gegen Deutschland kämpften. Diop ist der erste französische Autor, der den mit 50 000 Pfund (58 000 Euro) dotierten Preis gewinnt. Er teilt sich die Auszeichnung mit seiner Übersetzerin Anna Moschovakis, die das Werk aus dem Französischen übertrug. Mit dem Literaturpreis werden die besten ins Englische übersetzten Romane geehrt, die im Vereinigten Königreich veröffentlicht wurden.

Rainer Nolden/dpa

Meistgelesen
Neueste Artikel
Blöde Technik
Vinyl der Woche: Seasons in the Sun – Terry Jacks Blöde Technik
Zum Thema
Aus dem Ressort